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(2232)

Da setzt' er auf die Waage die Seele wie den Leib:
Da begann zu weinen Kцnig Etzels Weib.
Er sprach: “Ich muss euch halten den Eid, den ich getan:
O weh meiner Freunde! Gar ungern greif ich sie an.” (2233)

Man sah ihn von dem Kцnig in groЯem Kummer gehn.
Da fand er in der Nдhe seine Recken stehn;
Er sprach: “Ihr sollt euch waffnen, ihr all in meinem Lehn:
Die kьhnen Burgonden, die muss ich leider bestehn.” (2234)

Sie geboten hin zu eilen, wo man die Waffen fand:
Da wurden ihre Helme und mancher Schildesrand
Von dem Ingesinde alsbald herbei getragen:
Bald hцrten leide Mдre die stolzen Fremdlinge sagen. (2235)

Gewaffnet ward da Rьdiger mit fьnfhundert Mann;
Zwцlf Recken noch darьber zogen mit ihm heran.
Sie wollten Preis erwerben in des Sturmes Not:
Sie wussten nicht die Mдre, dass ihnen nahe der Tod. (2236)

Man sah den Markgrafen unterm Helme gehn.
Scharfe Schwerter trugen die in Rьdgers Lehn,
Dazu vor ihren Hдnden die lichten Schilde breit:
Das sah der Fiedelspieler; dem war es unsдglich leid. (2237)

Da sah der junge Geiselher seinen Schwдher gehn
Mit aufgebundnem Helme. Wie mocht er da verstehn,
Wie er damit es meine, es sei denn treu und gut?
Da gewann der edle Kцnig einen frцhlichen Mut. (2238)

“Nun wohl mir solcher Freunde!”, sprach da Geiselher,
“Wie wir gewonnen haben auf der Fahrt hieher.
Meines Weibes willen ist uns Hilfe nah:
Lieb ist mir, meiner Treue, dass diese Heirat geschah.” (2239)

“WeiЯ nicht, wes ihr euch trцstet,” sprach der Fiedelmann,
“Wann saht ihr wohl zur Sьhne so viel der Helden nahn
Mit aufgebundnem Helme, die Schwerter in der Hand?
Er will an uns verdienen seine Burgen und sein Land.” (2240)

Bevor der Fiedelspieler das Wort gesprochen gar,
Rьdiger der edle schon vor dem Hause war.
Seinen Schild den guten setzt' er vor den FuЯ:
Da musst er seinen Freunden versagen dienstbereiten GruЯ. (2241)

Da rief der edle Markgraf hinьber in den Saal:
“Ihr kьhnen Nibelungen, nun wehrt euch allzumal.
Ihr solltet mein genieЯen, ihr entgeltet mein:
Einst waren wir befreundet: Der Treue will ich ledig sein.” (2242)

Da erschraken dieser Mдre die Notbedrдngten sehr.
Es ward davon der Freude bei niemanden mehr,
Dass sie bestreiten wollte, dem jeder Liebe trug:
Sie hatten von den Feinden schon Leid erfahren genug. (2243)

“Das verhьte Gott vom Himmel!”, sprach Gunther der Degen.
“Dass ihr eurer Freundschaft also tut entgegen
Und der groЯen Treue, worauf uns sann der Mut:
Ich will euch wohl vertrauen, dass ihr das nimmermehr tut.” (2244)

“Es ist nicht mehr zu wenden,” sprach der kьhne Mann,
“Ich muss mit euch streiten, wie ich den Schwur getan.
Nun wehrt euch, kьhne Helden, so lieb euch seid er Leib:
Mir wollt es nicht erlassen des Kцnigs Etzel Weib.” (2245)

“Ihr widersagt uns allzu spдt,” sprach der Kцnig hehr.
“Nun mцg euch Gott vergelten, viel edler Rьdiger,
Die Treue und die Liebe, die ihr uns habt getan,
Wenn ihr bis an das Ende auch halten wolltet daran. (2246)

“Wir wolltens immer danken was ihr uns habt gegeben,
Ich und meine Freunde, lieЯet ihr uns leben:
Ihr gabt uns hehre Gaben, als ihr uns fьhret her
Ins Heunenland zu Etzeln: Bedenket das, edler Rьdiger.” (2247)

“Wie gern ich euch das gцnnte!”, sprach Rьdiger der Degen,
“Wenn ich euch meiner Gabe die Fьlle dьrfte wдgen
Nach meinem Wohlgefallen; wie gerne tдt ich das,
So mir es nicht erwьrbe der edeln Kцnigin Hass!” (2248)

“Lasst ab, edler Rьdiger,” sprach da Gernot,
“Nie ward ein Wirt gefunden, der es den Gдsten bot
So freundlich und so gьtlich als uns von euch geschehn:
Des sollt ihr auch genieЯen, so wir lebendig entgehn.” (2249)

“Das wollte Gott,” sprach Rьdiger, “viel edler Gernot,
“Dass ihr am Rheine wдret, und ich wдre tot:
So rettet' ich die Ehre, da ich euch soll bestehn;
Es ist an fremden Degen von Freunden nie so arg geschehn.” (2250)

“Nun lohn euch Gott, Herr Rьdiger,” sprach da Gernot,
“Eure reiche Gabe. Mich reuet euer Tod,
Soll an euch verderben so tugendlicher Mut.
Hier trag ich eure Waffe, die ihr mir gabet, Degen gut. (2251)

Die hat mir nie versagt noch in aller dieser Not;
Es fiel vor ihrer Schдrfe so mancher Ritter tot;
Sie ist stark und lauter, herrlich und gut:
Gewiss, so reiche Gabe nie wieder ein Recke tut. (2252)

Und ist euch nicht zu raten, und wollt ihr uns bestehn,
Erschlagt ihr mir die Freunde, die hier noch bei mir stehn,
Mit euerm Schwerte nehm ich Leben euch und Leib:
So reuet ihr mich, Rьdiger, und euer herrliches Weib.” (2253)

“Das wolle Gott, Herr Gernot, und mцchte das geschehn,
Dass hier nach euerm Willen alles kцnnt ergehn,
Und dass gerettet wьrde eurer Freunde Leib:
Euch sollten wohl vertrauen meine Tochter und mein Weib.” (2254)

Da sprach von Burgonden der schцnen Ute Kind:
“Wie tut ihr so, Herr Rьdiger? Die mit mir kommen sind.
Die sind euch all gewogen; ihr greifet ьbel zu:
Eure schцne Tochter wollt ihr verwitwen allzufrьh. (2255)

Wenn ihr und eure Recken mich wollt im Streit bestehn,
Wie wдre das unfreundlich, wie wenig lieЯ es sehn,
Dass ich euch vertraute vor jedem andern Mann,
Als ich zu einem Weibe eure Tochter mir gewann.” (2256)

“Gedenkt eurer Treue, viel edler Kцnig hehr,
Und schickt euch Gott von hinnen,” so sprach Rьdiger,
“So soll es nicht entgelten die liebe Tochter mein:
Bei aller Fьrsten Tugend geruht ihr gnдdig zu sein.” (2257)

“So sollt ichs billig halten;” sprach Geiselher das Kind;
“Doch meine hohen Freunde, die noch im Saale sind,
Wenn die vor euch ersterben, so muss geschieden sein
Diese stete Freundschaft zu dir und der Tochter dein.” (2258)

“Nun mцge Gott uns gnaden,” sprach der kьhne Mann.
Da hoben sie die Schilde, als wollten sie hinan
Zu streiten mit den Gдsten in Kriemhildens Saal:
Ьberlaut rief Hagen da von der Stiege zu Tal: (2259)

“Noch harret eine Weile, viel edler Rьdiger.”
Also sprach da Hagen: “Wir reden erst noch mehr,
Ich und meine Herren, uns zwingt dazu die Not.
Was hilft es Etzeln, finden wir in der Fremde den Tod?” (2260)

“Ich steh in groЯer Sorge,” sprach wieder Hagen,
“Den Schild, den Frau Gotlinde mir gab zu tragen,
Den haben mir die Heunen zerhauen vor der Hand:
Ich bracht ihn doch mit Treue her in Kцnig Etzels Land. (2261)

Dass es Gott vom Himmel vergцnnen wollte,
Dass ich so guten Schildes genieЯen sollte
Als du hast vor den Hдnden, viel edler Rьdiger:
So bedьrft ich in dem Sturme keiner Halsbergen mehr.” (2262)

“Gern wollt ich dir dienen mit meinem Schilde,
Dьrft ich dir ihn bieten vor Kriemhilde.
Doch nimm ihn immer, Hagen, und trag ihn an der Hand:
Hei! Dьrftest du ihn fьhren heim in der Burgonden Land!” (2263)

Als er den Schild zu geben so willig sich erbot,
Da wurden mancher Augen von heiЯen Trдnen rot.
Es war die letzte Gabe: Es durfte nimmermehr
Einem Degen Gabe bieten von Bechlaren Rьdiger. (2264)

Wie grimmig auch Hagen, wie zornig war sein Mut,
Ihn erbarmte doch die Gabe, die der Degen gut
So nahe seinem Ende noch an ihn getan.
Mancher edle Ritter mit ihm zu trauern begann. (2265)

“Nun lohn euch Gott vom Himmel, viel edler Rьdiger.
Es gibt eures Gleichen auf Erden nimmer mehr,
Der heimatlosen Degen so milde Gabe gebe:
So mцge Gott gebieten, dass eure Tugend immer lebe. (2266)

O weh mir diese Mдre,” sprach wieder Hagen,
“Wir hatten Herzensschwere genug zu tragen:
Das mьsse Gott erbarmen, gilts uns mit Freunden Streit!”
Da sprach der Markgraf wieder: “Das ist mir inniglich leid.” (2267)

“Nun lohn ich euch die Gabe, viel edler Rьdiger:
Was immer widerfahre diesen Recken hehr,
Es soll euch nicht berьhren im Streite meine Hand,
Ob ihr sie all erschlьget, die von der Burgonden Land.” (2268)

Da neigte sich ihm dankend der gute Rьdiger.
Sie weinten allenthalben: Dass nicht zu wenden mehr
Dieser Herzensjammer, das war eine groЯe Not.
Der Vater aller Tugend fand an Rьdiger den Tod. (2269)

Da sprach von der Stiege Volker der Fiedelmann:
“Da mein Geselle Hagen euch bot den Frieden an;
So biet ich auch so steten euch von meiner Hand;
Das habt ihr wohl verdienet, da wir kamen in das Land. (2270)

Ihr sollt, viel edler Markgraf, mein Bote werden hier:
Diese roten Spangen gab Frau Gotlinde mir,
Dass ich sie tragen sollte bei dieser Lustbarkeit:
Ihr mцgt sie selber schauen, dass ihr des mein Zeuge seid.” (2271)

“Wollt es Gott der Reiche,” sprach da Rьdiger,
“Dass euch die Markgrдfin noch geben dьrfte mehr.
Die Mдre sag ich gerne der lieben Trauten mein,
Seh ich gesund sie wieder: Des sollt ihr auЯer Zweifel sein.” (2272)

Nach diesem Angeloben den Schild hob Rьdiger,
Sein Mut begann zu toben: Nicht lдnger sдumt' er mehr;
Auf lief er zu den Gдsten wohl einem Helden gleich:
Viel kraftvolle Schlдge schlug da dieser Markgraf reich.
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