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А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 

(288)

Die reichen Kдmmerlinge schritten vor ihr her;
Die hochgemuten Degen lieЯen es nun nicht mehr:
Sie drдngten, dass sie sдhen die minnigliche Maid.
Siegfried dem Degen war es leib und wieder leid. (289)

Er sprach in seinem Sinne: “Wie dacht ich je daran,
Dass ich dich minnen sollte? Das ist ein eitler Wahn;
Soll ich dich aber meiden so wдr ich sanfter tot.”
Er ward von Gedanken oft bleich und oft wieder rot. (290)

Da sah man den Sieglinden-Sohn so minniglich da stehn,
Als ob er wдr entworfen auf einem Pergamen
Von guten Meisters Hдnden: Gern man ihm gestand,
Dass man nie im Leben so schцnen Helden noch fand. (291)

Die mit der Fraue gingen, die hieЯen aus den Wegen
Jeden vor ihr weichen: dem folgte mancher Degen.
Sie freuten sich im Herzen die Wonnigen zu schaun:
Man sah in hohen Zьchten viel der waidlichen Fraun. (292)

Da sprach von Burgonden der Herre Gernot:
“Dem Helden der so gьtlich euch seine Dienste bot,
Gunther, lieber Bruder, dem bietet hier den Lohn
Vor allen diesen Recken: Des Rates spricht mir niemand Hohn. (293)

“HeiЯet Siegfrieden zu meiner Schwester kommen,
Dass ihn das Mдgdlein grьЯe: Das bringt uns immer Frommen:
Die niemals Recken grьЯte, soll sein mit GrьЯen pflegen,
Dass wir uns so gewinnen diesen zierlichen Degen.” (294)

Des Wirtes Freunde gingen, wo man den Helden fand;
Sie sprachen zu dem Recken aus dem Niederland;
“Der Kцnig hat erlaubet, ihr sollt zu Hofe gehn,
Seine Schwester soll euch grьЯen, die Ehre soll euch geschehn.” (295)

Der Held in seinem Mute war da hoch erfreut,
Er trug in seinem Herzen Liebe sonder Leid,
Dass er der schцnen Ute Tochter sollte sehn:
Minniglicher Weise sie grьЯte Siegfrieden schцn, (296)

Als sie den Hochgemuten vor sich stehen sah.
Da erglьhte seine Farbe; die Schцne sagte da:
“Willkommen, Herr Siegfried, ein edler Ritter gut.
Da ward ihm von dem GruЯe wohl erhцhet der Mut. (297)

Er neigte sich ihr minniglich, als er Dank ihr bot;
Da zwnag sie zueinander sehnender Minne Not;
Mit liebem Blick der Augen sahn einander an
Der Held und auch das Mдgdelein; das ward verstohlen getan. (298)

Ward freundlich da geliebkos't ihre weiЯe Hand
In rechter Herzensminne, das ist mir nicht bekannt.
Doch kann ich auch nicht glauben, sie hдttens nicht getan:
Zwei liebende Herzen tдten unrecht daran. (299)

Zu des Sommers Zeiten und in des Maien Tagen
Durft er in seinem Herzen nimmer wieder tragen
So viel der hohen Wonne, als er da gewann,
Da sie ihm ging zur Seite, die der Held zu minnen sann. (300)

Da gedachte mancher Recke: “Hei! Wдr mir so geschehn,
Dass ich ihr ging zur Seite, wie ich ihn gesehn,
Oder bei ihr lдge! Das nдhm ich gerne hin.”
Es diente nie ein Recke so gut einer Kцnigin. (301)

Aus welchen Kцnigs Landen ein Gast gekommen war,
Er nahm im ganzen Saale nur dieser beiden wahr.
Ihr ward erlaubt zu kьssen den waidlichen Mann:
Ihm ward auf dieser Erde nie so Liebes getan. (302)

Von Dдnemark der Kцnig begann und sprach sogleich:
“Des hohen GruЯes willen liegt mancher krank und bleich,
Wie ich nun wohl gewahre, von Siegfriedens Hand:
Gott lass ihn nimmer wieder kommen in der Dдnen Land.” (303)

Dass hieЯ man allenthalben weichen aus den Wegen
Der schцnen Kriemhilde: manchen kьhnen Degen
Sah man wohl gezogen mit ihr zur Kirche gehn.
Da ward von ihr geschieden dieser Degen ausersehn. (304)

Da ging sie zu dem Mьnster; ihr folgten viel der Fraun.
Da war so wohl gezieret die Kцnigin zu schaun,
Dass da hoher Wьnsche mancher ward verloren;
Sie war zur Augenweide manchem Recken auserkoren. (305)

Kaum erharrte Siegfried bis schloss der Messgesang;
Er mochte seinem Heile des immer sagen Dank,
Dass ihm die so hold war, die er im Herzen trug:
Auch war er der Schцnen nach Verdienste hold genug. (306)

Als sie aus dem Mьnster nach der Messe trat,
Zu ihr zurьck zu gehen man den Kьhnen bat.
Da begann ihm erst zu danken die minnigliche Maid,
Dass er vor allen Recken so kьhn gefochten im Streit. (307)

“Nun lohn euch Gott, Herr Siegfried,” so sprach das edle Kind,
“Dass ihrs verdienen konntet, dass euch die Recken sind
So hold mit ganzer Treue, wie sie zumal gestehn.”
Da begann er Frau Kriemhilden minniglich anzusehn. (308)

“Stets will ich ihnen dienen,” sprach Siegfried der Degen,
“Und will mein Haupt zur Ruhe niemals niederlegen
Bis ihr Wunsch geschehen, hдlt mir das Leben an:
Das sei zu euerm Dienste, meine Frau Kriemhilde, getan.” (309)

Innerhalb zwцlf Tagen, so oft es neu getagt,
Sah man bei dem Degen die wonnevolle Magd,
So sie zu Hofe durfte vor ihre Freunde gehn.
Der Dienst war dem Recken aus groЯer Liebe geschen. (310)

Freude und Wonne und hohen Jubelschall
Sah man alle Tage vor Kцnig Gunthers Saal,
Davor und darinnen, gar manchen kьhnen Mann.
Ortwein und Hagen groЯer Wunder viel getan. (311)

Was man zu ьben wьnschte, des waren gleich bereit
In vцlliglichem MaЯe die Degen kьhn im Streit.
Da machten vor den Gдsten die Recken sich bekannt:
Davon so war gezieret Kцnig Gunthers ganzes Land. (312)

Die verwundet lagen wagten sich an den Wind:
sie wollten kurzweilen mit dem Ingesind,
Schirmen mit den Schilden und schieЯen mit dem Schaft:
Das halfen ihnen viele; sie hatten gar groЯe Kraft. (313)

Bei dem Hofgelage lieЯ sie der Wirt verpflegen
Mit der besten Speise; es durfte sich nicht regen
Nur der kleinste Tadel, der Fьrsten mag entstehn:
Man sah in jetzo freundlich hin zu seinen Gдsten gehn. (314)

Er sprach: “Ihr guten Recken, bevor ihr reitet hin,
So nehmet meine Gabe: Also steht mein Sinn,
Ich will euch immer danken; verschmдhet nicht mein Gut,
Es unter euch zu teilen, dazu hab ich festen Mut.” (315)

Die vom Dдnenlande sprachen gleich zur Hand:
“Bevor wir wieder reiten heim in unser Land,
Gewдhrt uns steten Frieden, das tut uns Recken Not:
Uns sind von euren Degen viel der leiben Freunde tot.” (316)

Geheilt von seinen Wunden war Lьdegast in der Zeit,
Der Vogt der Sachsen mochte genesen wohl vom Streit.
Etliche Tote lieЯen sie im Land.
Da ging der Kцnig Gunter hin wo er Siegfrieden fand. (317)

Er sprach zu dem Recken: “Nun rate, wie ich tu:
Unsre Gдste wollen reiten morgen fruh;
Sie wьnschen stete Sьhne mit mir und meinem Bann:
Nun rate, Degen Siegfried, was dich dьnke wohlgetan. (318)

Wes sich die Herrn getrцsten, das will ich dir sagen:
Was fьnfhundert Mдhren an Golde mцgen tragen,
Das bieten sie mir gerne fьr ihre Freiheit an.”
Da sprach aber Siegfried: “Ihr tдtet ьbel daran. (319)

Ihr sollt sie ungehindert von hinnen lassen fahren;
Nur dass die edeln Recken fьrder sich bewahren
Vor feindlichem Reiten her in euer Land,
Lasst euch zum Pfande geben der beiden Kцnige Hand.” (320)

“Dem Rate will ich folgen, sie ziehn damit hindann.”
Da ward es seinen Feinden beiden kundgetan,
Ihr Gold begehrte niemand, das sie geboten eh.
Daheim den lieben Freunden war nach den Heermьden weh. (321)

Viel Schilde Schatz beladen trug man da herbei:
Das teilt' er ungewogen seinen Freunden frei,
An fьnfhundert Marken oder gar noch mehr;
Gernot riet es Gunthern, dieser Degen kьhn und hehr. (322)

Da baten sie um Urlaub, sie wollten nun von dann.
Die Gдste gingen alle vor Kriemhild heran,
Und dahin auch wo Frau Ute saЯ, die Kцnigin.
Es zogen nie mehr Degen so wohl beurlaubt dahin. (323)

Die Herbergen leerten sich, als sie von dannen ritten;
Doch verblieb im Lande mit herrlichen Sitten
Der Kцnig mit den Seinen und mancher edle Mann:
Die gingen alle Tage zu Kriemhilden heran. (324)

Da wollt auch Urlaub nehmen Siegfried der gute Held,
Verzweifelnd zu erwerben, worauf sein Sinn gestellt.
Der Kцnig hцrte sagen, er wolle nun von dann:
Geiselher der junge ihn von der Reise gewann. (325)

“Wohin, edler Siegfried, wohin reitet ihr?
Hцret meine Bitte, bleibt bei den Recken hier,
Bei Gunther dem Kцnige und bei seinem Lehn:
Hier sind viel schцne Frauen, die lдsst man euch gerne sehn.” (326)

Da sprach der starke Siegfried: “So lasst die Rosse stehn.
Von hinnen wollt ich reiten, das lass ich mir vergehn;
Tragt auch hinweg die Schilde: wohl wollt ich in mein Land;
Davon hat mich Herr Geiselher wohl mit Ehren gewandt.” (327)

So blieb durch Freundes Liebe noch der kьhne Held;
Auch wдr ihm wohl nimmer irgend in der Welt
So wohl als hier geworden: daher es nun geschah,
Dass er alle Tage die schцne Kriemhilde sah. (328)

Ihrer hohen Schцnheit willen der Degen da verblieb.
Mit mancher Kurzweile man nun die Zeit vertrieb;
Nur zwang ihn ihre Minne, die schuf ihm oftmals Not,
Darum hernach der Kьhne lag zu groЯem Jammer tot. (329)



6. Abenteuer
Wie Gunther um Brunhilde warb


Wieder neue Mдre erhob sich ьber Rhein:
Man sagte sich da wдre manches Mдgdelein.
Sich eins davon zu werben sann Kцnig Gunthers Mut
Das dдuchte seine Recken und die Herren alle gut. (330)

Es war eine Kцnigstochter gesessen ьberm Meer,
Ihr zu vergleichen war keine andre mehr.
Schцn war sie aus der MaЯen, gar groЯ war ihre Kraft;
Sie schoss mit schnellen Degen um ihre Minne den Schaft.
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