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А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 

” (459)

Wohl hцrte was er sagte die Fraue wohlgetan;
Sie sah ihn ьber Achsel lachenden Mundes an.
“Nun er so kьhn sich dьnket, so bringt doch ihr Gewand,
Ihre scharfen Waffen gebt den Degen an die Hand. (460)

* “Es kьmmert mich so wenig, ob sie gewaffnet sind,
Als ob sie bloЯ da stьnden,” so sprach das Kцnigskind.
“Ich fьrchte niemands Stдrke, den ich noch je gekannt;
Ich mag auch wohl genesen im Streite vor des Kцnigs Hand.” (461)

Als sie die Schwerter hatten, nach der Maid Gebot,
Dankwart der kьhne ward vor Freuden rot.
“Nun spielet, was ihr wollet,” so sprach der Degen wert,
“Gunther ist unbezwungen, wir haben wieder unser Schwert.” (462)

Brunhildens Stдrke zeigte sich nicht klein:
Man trug ihr zu dem Kreise einen schweren Stein,
GroЯ und ungeheuer, rund und stark und breit.
Ihn trugen kaum Zwцlfe dieser Degen kьhn im Streit. (463)

Den warf sie allerwegen, wie sie den SpieЯ verschoss.
Darьber war die Sorge der Burgonden groЯ.
“Wen will der Kцnig werben?”, sprach Herr Hagen laut:
“Sie mag wohl in der Hцlle sein des bцsen Teufels Braut.” (464)

An ihre weiЯen Arme sie die Дrmel wand,
Sie begann zu fassen den Schild mit der Hand,
Sie schwang den SpieЯ zur Hцhe: da ging es an den Streit.
Die fremden Gдste bangten vor Brunhildens Zorn und Neid. (465)

Und wдr ihm da Siegfried zu Hilfe nicht gekommen,
So hдtte sie das Leben Gunthern wohl benommen.
Er nahte sich verstohlen und rьhrte seine Hand;
Gunther seine Kьnste mit groЯen Sorgen befand. (466)

* “Was hat mich berьhret?”, dachte der kьhne Mann,
Und wie er um sich blickte, da traf er niemand an.
Er sprach: “Ich bin es, Siegfried, der Geselle dein:
Du sollst mir ohne Sorge vor der Kцnigin sein.” (467)

Er sprach: “Gib aus den Hдnden den Schild, lass mich ihn tragen.
Behalte wohl im Sinne, was du mich hцrest sagen:
Du habe die Gebдrde, ich will das Werk bestehn.”
Als er ihn erkannte, da war ihm Liebes geschehn. (468)

* “Verhehl auch meine Kьnste, die darfst du niemand sagen;
So mag die Kцnigstochter wenig Ruhm erjagen
An deinem edeln Leben, worauf ihr sinnt der Mut.
Nun sieh doch, wie so furchtlos vor dir die Kцnigin tut.” (469)

Da schoss mit groЯen Krдften die herrliche Maid
Auf einen neuen Schildrand, mдchtig und breit,
Den trug an seiner Linken der Siegelinde Kind:
Das Feuer sprang vom Stahle als ob es wehte der Wind. (470)

Des starken SpieЯes Schneide den ganzen Schild durchdrang,
Dass das Feuer lohend aus den Ringen sprang.
Von dem Schuss strauchelten die kraftvollen Degen:
War nicht die Tarnkappe, sie wдren beide tot erlegen. (471)

Siegfried dem kьhnen vom Munde brach das Blut.
Bald hatt er sich ermannet: da nahm der Degen gut
Den SpieЯ, den sie geschossen ihm hatte durch den Rand:
Den warf ihr bald zurьcke des starken Siegfriedes Hand. (472)

* Er dacht: “Ich will nicht schieЯen das schцne Mдgdelein.”
Des SpieЯes Schneide kehrt' er hinter den Rьcken sein;
Mit der Speerstange schoss er auf ihr Gewand,
Dass es laut erhallte von seiner kraftreichen Hand. (473)

Das Feuer stob vom Panzer, als trieb' es der Wind.
Es hatte wohl geschossen Kцnig Siegmunds Kind;
Ihr reichten nicht die Krдfte vor solchem Schuss zu stehn:
Das wдr von Kцnig Gunthern in Wahrheit nimmer geschehn. (474)

Brunhild die Schцne bald auf die FьЯe sprang.
“Edler Ritter Gunther, des Schusses habe Dank!”
Sie wдhnte noch, er hдtt es mit seiner Kraft getan;
Nein, gefдllet hatte sie ein viel stдrkerer Mann. (475)

Da trat sie hin geschwinde, zornig war ihr Mut,
Den Stein hoch erhob sie, die edle Jungfrau gut;
Sie schwang ihn mit Krдften weithin von der Hand,
Dann sprang sie nach dem Wurfe, dass laut erklang ihr Gewand. (476)

Der Stein war geflogen zwцlf Klafter von dem Schwung:
Die Jungfrau wohl geschaffen erreicht' ihn doch im Sprung.
Hin ging der schnelle Siegfried, wo der Stein nun lag:
Gunther musst ihn wдgen, des Wurfs der Verholne plag. (477)

Siegfried war verwogen, krдftig und lang;
Den Stein warf er ferner, dazu er weiter sprang:
Von seinen schцnen Kьnsten empfing er Kraft genug,
Dass er in dem Sprunge den Kцnig Gunther noch trug. (478)

* Der Sprung, der war ergangen, der Stein lag nun da,
Gunther wars, der Degen, den man einzig sah.
Brunhild die schцne ward vor Zorne rot;
Gewendet hatte Siegfried dem Kцnig Gunther den Tod. (479)

Zu ihrem Ingesinde sprach laut die Fьrstin da,
Als sie gesund den Helden an des Kreises Ende sah:
“Ihr meine Freund und Mannen, tretet gleich heran:
Ihr sollt dem Kцnig Gunther alle werden untertan.” (480)

Da legten die Kьhnen die Waffen von der Hand,
Und boten sich zu FьЯen von Burgondenland
Gunther dem reichen, so mancher kьhne Mann:
Sie wдhnten all, er hдtte das Spiel mit seiner Kraft getan. (481)

Er grьЯte sie gar minniglich: Wohl war er tugendreich.
Da nahm ihn bei den Hдnden das Mдgdlein ohne gleich:
Sie erlaubt' ihm zu gebieten in ihrem ganzen Land;
Da freuten des sich alle die Degen kьhn und gewandt. (482)

Sie bat den edeln Ritter mit ihr zurьck zu gehn
Zu dem weiten Saale. Als das war geschehn,
Da bot man den Recken der Dienste desto mehr:
Dankwart und Hagen, die litten es ohne Wehr. (483)

Siegfried der schnelle weise war genug,
Dass er die Tarnkappe zum Schiffe wieder trug;
Dann ging er zu dem Saale, wo manche Fraue saЯ,
Und er mit andern Degen alles Leides vergaЯ. (484)

* “Was sдumet ihr, mein Herre? Was beginnt ihr nicht die Spiel',
Euch will die Kцnigstochter erteilen doch so viel,
Und lasst uns bald erschauen, wie es damit bestellt?”
Als wьsst er nichts von allem, so tat der listige Held. (485)

* Da sprach die Kцnigstochter: “Wie konnte das geschehn,
Dass ihr nicht habt die Spiele, Herr Siegfried, gesehn,
Worin hier obsiegte Kцnig Gunthers Hand?”
Zur Antwort gab ihr Hagen aus der Burgonden Land: (486)

* Er sprach: “Da habt ihr, Fraue, uns betrьbt den Mut:
Da war bei dem Schiffe Siegfried der Degen gut,
Als der Vogt vom Rheine das Spiel euch abgewann;
Drum ist es ihm unkundig,” sprach der Held in Gunthers Bann. (487)

“Nun wohl mir dieser Mдre,” sprach Siegfried der Degen,
“Dass hier eure Hochfahrt also ist erlegen,
Und jemand lebt, der euer Meister mцge sein.
Nun sollt ihr, edle Jungfrau, uns hinnen folgen an den Rhein.” (488)

Da sprach die Wohlgetane: “Das mag noch nicht geschehn:
Erst frag ich meine Vettern, und die in meinem Lehn.
Ich darf ja nicht so leichthin verlassen dieses Land:
Meine besten Freunde, die werden erst noch besandt.” (489)

Da lieЯ sie ihre Boten nach allen Seiten gehn:
Sie besandte ihre Freunde und die in ihrem Lehn,
Dass sie zum Isensteine kдmen unverwandt;
Einem jeden lies sie geben reiches, herrliches Gewand. (490)

Da ritten alle Tage, beides, spдt und frьh,
Der Veste Brunhildens die Recken scharweis zu.
“Nun jadoch,” sprach da Hagen, “was haben wir getan?
Wir erwarten uns zum Schaden der schцnen Brunhilde Bann. (491)

Wenn sie mit ihren Krдften kommen in dies Land,
Der Kцnigin Gedanken, die sind uns unbekannt:
Wie, wenn sie also zьrnet, dass wir sind verloren?
So ist das edle Mдgdlein uns zu groЯen Sorgen geboren!” (492)

Da sprach der starke Siegfried: “Dem will ich widerstehn.
Was euch da Sorge schaffet, das lass ich nicht geschehn:
Ich will euch Hilfe bringen her in dieses Land
Durch auserwдhlte Recken: Die sind euch noch unbekannt. (493)

Ihr sollt nach mir nicht fragen, ich will von hinnen fahren;
Gott mag eure Ehre derweilen wohl bewahren.
Ich komme bald zurьcke und bring euch tausend Mann
Der allerbesten Degen, deren ich Kunde je gewann.” (494)

“So bleibt auch nicht zu lange,” der Kцnig sprach da so,
“Wir sind aus guten Grьnden eurer Hilfe froh.”
Er sprach: “Ich komme wieder gewiss in wenig Tagen;
Dass ihr mich weg gesendet sollt ihr der Kцnigin sagen.” (495)



8. Abenteuer
Wie Siegfried zu den Nibelungen fuhr


Von dannen ging da Siegfried zum Hafen an den Strand
In seiner Tarnkappe, wo er ein Schifflein fand;
Darin stand ungesehn Kцnig Siegmunds Kind:
Er fьhrt' es bald von dannen, als ob es wehte der Wind. (496)

Den Schiffmeister niemand sah: Das Schifflein lustig floss
Von Siegfriedens Krдften, die waren also groЯ.
Da wдhnten sie, es fьhr es ein eigner starker Wind:
Nein! Es fьhrt' es Siegfried, der schцnen Siegelinde Kind. (497)

Nach des Tags Verlaufe und in der einen Nacht
Kam er zu einem Lande von gewaltger Macht,
Es war wohl hundert Rasten und noch darьber lang,
Das Land der Nibelungen, wo er den groЯen Schatz errang. (498)

Der Degen fuhr alleine nach einem Werder breit,
Sein Schifflein band er feste, der Degen allbereit.
Er kam zu einem Berge, drauf eine Burg gelegen,
Und suchte Herberge, wie die Wegemьden pflegen. (499)

Da kam er vor die Pforte, die ihm verschlossen stand:
Sie bewachten ihre Ehre, wie Sitte noch im Land.
Ans Tor begann zu klopfen der unbekannte Mann;
Das wurde wohl behьtet: da traf er innerhalben an (500)

Einen Ungefьgen, der da der Wache pflag,
Bei dem zu allen Zeiten seine Waffe lag.
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