ТОП авторов и книг     ИСКАТЬ КНИГУ В БИБЛИОТЕКЕ

А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 

(1854)

Da gingen mit den Kцnigen an den Hof heran
Ihres edeln Ingesindes kьhne tausend Mann;
Darьber sechzig Recken: Die waren mitgekommen;
Die hatt aus seinem Lande der kьhne Hagen genommen. (1855)

Hawart und Iring, zwei Degen ausersehn,
Die sah man bei den Kцnigen gesellt nach Hofe gehn:
Dankwart und Wolfhart, ein wackerlicher Degen,
Die sah man groЯer Tugend vor den Ьbrigen pflegen. (1856)

Als der Vogt vom Rheine in den Pallas ging,
Herr Etzel der reiche das lдnger nicht verhing:
Er sprang von seinem Sitze, als er ihm kommen sah.
Ein GruЯ, ein so recht schцner, nie mehr von Kцnigen geschah. (1857)

“Willkommen mir, Herr Gunther und Herr Gerenot
Und euer Bruder Geiselher, die ich hieher entbot
Mit GruЯ und treuem Dienste von Wormes ьberrhein,
Und all das Heergesinde, das soll mir willkommen sein. (1858)

Lasst euch auch Willkommen, ihr beiden Recken, sagen,
Volker der kьhne und der Degen Hagen,
Fьr mich und fьr die Kцnigin hier in diesem Land;
Sie hat euch manchen Boten hin zum Rheine gesandt.” (1859)

Da sprach von Tronje Hagen: “Das haben wir vernommen:
Wдr ich mit meinen Herren zu den Heunen nicht gekommen,
So wдr ich euch zu Ehren geritten in das Land.”
Da nahm der edle Kцnig die lieben Gдste bei der Hand. (1860)

Er fьhrte sie zum Sitze bin wo er selber saЯ.
Da schenkte man den Gдsten, fleiЯig tat man das,
In weiten goldnen Schalen Met, Morass und Wein,
Und hieЯ die fremden Degen hцchlich willkommen sein. (1861)

Da sprach der Kцnig Etzel: “Fьrwahr ich muss gestehn,
Mir konnt auf dieser Erde nicht Lieberes geschehn,
Als durch euch, ihr Recken, dass ihr hierher gekommen.
Damit ist auch der Kцnigin ihre Hohe Trauer benommen. (1862)

Mich nahm es immer Wunder, was ich euch wohl getan.
Da ich der edeln Gдste so manche doch gewann,
Dass ihr nie zu reiten geruhtet in mein Land;
Nun ich euch gesehen, ist mirs zu Freuden gewandt.” (1863)

Da versetzte Rьdiger, ein Ritter hochgemut:
“Ihr sollt sie gern empfahen, ihre Treue, die ist gut.
Wohl mцgen hoher Ehren meiner Fraue Brьder pflegen:
Sie bringen euch zu Hause manchen waidlichen Degen.” (1864)

Am Sonnenwende-Abend waren sie gekommen
An Etzels Hof, des reichen. Noch selten ward vernommen
Von so hohem GruЯe, womit er sie empfing.
Nun war es Zeit zum Essen: Der Fьrst zu Tisch mit ihnen ging (1865)

Ein Wirt bei seinen Gдsten sich nie so hold betrug.
Zu trinken und zu essen gab man ihnen genug;
Was sie nur wьnschen mochten, das wurde gern gewдhrt.
Man hatte von den Helden viel groЯe Wunder gehцrt. (1866)

* Der reiche Etzel hatte an ein Gebдude weit
Viel FleiЯ und Mьh gewendet und Kosten nicht gescheut:
Man sah Pallas und Tьrme, Gemдcher ohne Zahl
IN einer weiten Veste und einen herrlichen Saal. (1867)

* Den hatt er bauen lassen lang, hoch und weit,
Weil ihn so viel der Recken besuchten jederzeit
Auch ander Ingesinde, zwцlf reiche Kцnge hehr,
Und viel der werten Degen hatt er zu allen Zeiten mehr (1868)

* Als sie gewann ein Kцnig, davon ich noch vernahm.
Er lebte so mit Freunden und Mannen ohne Gram:
Turnei und Ritterspiele hatte der Kцnig gut
Durch manchen schnellen Degen; drum stand wohl hoch ihm der Mut. (1869)



30. Abenteuer
Wie Hagen und Volker Schildwacht standen



Der Tag war zu Ende, nun kam heran die Nacht:
Den reisemьden Recken war Sorge nun erwacht,
Wo sie ruhen sollten und in ihr Bette gehn.
Darьber fragte Hagen: Bescheid ist ihnen geschehn. (1870)

Gunther sprach zum Wirte: “Gott lass euchs wohlgedeihn:
Wir wollen schlafen gehen, mag es mit Urlaub sein.
Wenn ihr gebietet, kommen wir wieder morgen fruh.”
Der Wirt entlieЯ die Gдste wohlgemut zu ihrer Ruh. (1871)

Von allen Seiten drдngen man die Gдste sah;
Volker der Kьhne sprach zu den Heunen da:
“Wie dьrfet ihr uns Recken vor die FьЯe gehn?
Und wollt ihr das nicht meiden, so wird euch ьbel geschehn. (1872)

“So schlag ich dem und jenem so schweren Geigenschlag,
Hat er einen Treuen, dass ders beweinen mag.
Nun weichet vor uns Recken, fьrwahr, mich dьnkt es gut:
Es heiЯen alle Degen und haben doch nicht gleichen Mut.” (1873)

Als in solchem Zorne sprach der Fiedeler,
Sah der kьhne Hagen ьber die Achsel her;
Er sprach: “Euch rдt zum Heile der kьhne Fiedelmann:
Geht zu den Herbergen, ihr in der Kriemhilde Bann. (1874)

Wonach euch hier gelьstet, es fьgt sich nicht dazu:
Wollt ihr was beginnen, so kommt uns morgen frьh,
Und lasst uns Reisemьde heut der Ruhe pflegen:
Es geschieht wohl nimmer so willig mehr von einem Degen.” (1875)

Da brachte man die Gдste in einen weiten Saal.
Da fanden sie bereitet den Recken allzumal
Manches reiche Bette, lang genug und breit.
Gern schьf ihnen Kriemhild das allergrцЯte Leid. (1876)

Manche schmucke Decke von Arras da lag
Aus lichthellem Zeuche, und manches Ьberdach
Aus arabischer Seide, so gut sie mochte sein;
Darьber lagen Leisten, die gaben herrlichen Schein. (1877)

Viel Bettlaken fand man von Hermelin gemacht
Und von schwarzem Zobel, worunter sie die Nacht
Sich Ruhe schaffen sollten bis an den lichten Tag.
Ein Fьrst mit seinem Volke wohl nimmer herrlicher lag. (1878)

“O weh der Herberge!”, sprach Geiselher das Kind,
“Und weh meiner Freunde, die mit uns kommen sind.
Wie gut es meine Schwester mir auch hier erbot,
Wir gewinnen, fьrcht ich, alle von ihrem Hasse den Tod.” (1879)

“Nun lasst eure Sorge,” sprach Hagen der Degen,
“Ich will heunte selber der Schildwache pflegen
Und will euch wohl behьten bis an den lichten Tag:
Seid drum ohne Sorgen: Und mag es wenden, wer da mag.” (1880)

Da neigten sich ihm alle und sagten ihm den Dank.
Sie gingen zu den Betten. Da wдhrt' es nicht lang
Bis in Ruhe lagen die Helden wohlgetan.
Hagen der Kьhne sich rasch zu waffnen begann. (1881)

Da sprach der Fiedelspieler, Volker der Degen:
“Verschmдht ihr nicht, Hagen, so will ich mit euch pflegen
Heunt der Schildwache bis an den lichten Tag.”
Da dankte Volkern der Degen gьtlich und sprach: (1882)

“Nun lohn euch Gott vom Himmel, lieber Volker,
Zu allen meinen Sorgen wьnsch ich niemand mehr
Als nur euch alleine, befahr ich irgend Not:
Ich will es wohl vergelten, es verhьt es denn der Tod.” (1883)

Da warfen sich die beiden in ihr licht Gewand.
Da fasste jedweder den Schild an seine Hand:
Sie gingen aus dem Hause vor die Tьre stehn
Und hьteten der Gдste; das ist mit Treue geschehn. (1884)

Volker der Schnelle legte von der Hand
Seinen Schild den guten an des Saales Wand:
Dann wandt er sich zurьcke, wo seine Fiedel war
Und diente seinen Freunden: Das ziemt ihm trefflich fьrwahr. (1885)

Er saЯ auf einem Steine unter des Hauses Tor.
So kьhnen Fiedelspieler sah man nie zuvor:
Als der Saiten Tцnen ihm so sьЯ erklang,
Die stolzen Heimatlosen, die sagten des Volkern Dank. (1886)

Da klangen seine Saiten, dass all das Haus erscholl.
Seine Kraft uns sein Geschicke, die waren beide voll:
SьЯer immer sьЯer zu geigen er begann;
So spielt' er in den Schlummer gar manchen sorgenden Mann. (1887)

Da sie entschlafen waren und Volker das befand,
Da nahm der Degen wieder den Schild an die Hand
Und ging aus dem Hause vor die Tьre stehn,
Die Gдste zu bewahren vor denen in Kriemhildens Lehn. (1888)

Nach dem ersten Schlafe, wenn es erst da geschah,
Volker der kьhne Helme glдnzen sah
Fernher durch das Dunkel: Die in Kriemhilds Bann
Hдtten an den Gдsten gerne Schaden getan. (1889)

* Bevor da Kriemhilde die Recken abgesandt,
Sprach sie: “Wenn ihr sie findet, so seid um Gott ermahnt,
Dass ihr niemand tцtet als den einen Mann,
Hagen den Ungetreuen: Die andern rьhret nicht an.” (1890)

Da sprach der Fiedelspieler: “Freund Hagen, hцret mich,
Wir tragen diese Sorge selbander ritterlich.
Ich sehe Volk in Waffen vor dem Hause stehn:
So viel ich mag erkennen, so wollen sie uns hier bestehn.” (1891)

“So schweiget,” sprach da Hagen, “erwarten wir sie hier.
Eh sie uns gewahren wird ihrer Helme Zier
Zerschroten mit den Schwertern von unser beider Hand:
Sie werden Kriemhilden ьbel wieder heimgesandt.” (1892)

Der Heunenrecken einer das gar bald ersah,
Die Tьre sei behьtet: Wie balde sprach er da:
“Was wir im Sinne hatten kann nun nicht geschehn:
Ich seh den Fiedelspieler vor dem Hause Schildwacht stehn. (1893)

Der trдgt auf dem Haupte einen Helm von lichtem Glanz.
Der ist hart und lauter, stark dazu und ganz;
Ihm glьhn die Panzerringe wie das Feuer tut.
Daneben steht auch Hagen: Die hьten wohl der Gдste gut.” (1894)

Da wandten sie sich wieder. Als Volker das ersah,
Zu seinem Heergesellen zornig sprach er da:
“Nun lasst mich von dem Hause zu den Recken gehn:
So frag ich um die Mдre die in der Kriemhilde Lehn.” (1895)

“Nicht doch, wenn ihr mich liebet,” sprach Hagen dagegen,
“Wenn ihr das Haus verlieЯet, diese schnellen Degen
Brдchten euch mit Schwertern leicht in solche Not,
Dass ich euch helfen mьsste, wдrs aller meiner Freunde Tod. (1896)

“Wenn wir dann beide gerieten in den Streit,
So drдngen ihrer viele oder vier in kurzer Zeit
Leichtlich zu dem Hause und schьfen solche Not
An den Schlafenden drinnen, dass wir bereuten bis zum Tod.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172

ТОП авторов и книг     ИСКАТЬ КНИГУ В БИБЛИОТЕКЕ    

Рубрики

Рубрики