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А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 


Da sagte Kцnig Gunther denen in seinem Lehn:
“Helft mir, dass meine Schwester Siegfrieden nimmt zum Mann.”
Sie sprachen einhellig: “Das wдre gar wohl getan.” (628)

Da sprach der Kцnig Gunther: “Schwester, hehre Maid,
Um deiner Tugend willen, lцse meinen Eid.
Ich versprach dich einem Recken: Nimmst du ihn zum Mann,
So hast du meinen Willen mit aller Treue getan.” (629)

Da sprach das edle Mдgdelein: “Lieber Bruder mein,
Ihr sollt mich nicht bitten, ich will euch folgsam sein;
Wie ihr mir gebietet, so soll es sein getan:
Dem will ich mich verloben, den ihr, Herr, mir gebt zum Mann.” (630)

Vor Freuden und vor Liebe wurde Siegfried rot:
Zu Diensten sich der Recke Frau Kriemhilden bot.
Man lieЯ sie miteinander in einem Kreise stehn,
Und frug sie, ob sie wolle diesen Recken ausersehn? (631)

Mit mдdchenhafter Scheue schдmte sie sich ein Teil;
Doch war Siegfrieden so gьnstig Glьck und Hell,
Dass sie ganz nicht wollte verschmдhen seine Hand.
Auch versprach sich ihr zum Manne der edle Fьrst von Niederland. (632)

Da er sich ihr verlobte und sich ihm die Maid,
Ein gьtliches Umfangen war da gleich bereit
Von Siegfriedens Armen dem schцnen Mдgdlein zart:
Die edle Kцnigin kьsst' er in der Helden Gegenwart. (633)

Sich teilte das Gesinde, als das vor ihm geschah;
Auf dem Ehrenplatze man Siegfrieden sah
Bei Kriemhilden sitzen: Ihm diente mancher Mann;
Man sah die Nibelungen Siegfrieden auch untertan. (634)

Der Kцnig saЯ am Tische bei Brunhild der Maid:
Da sah sie Kriemhilden (wie war ihr das so leid!)
Bei Siegfrieden sitzen; zu weinen hub sie an,
Dass ihr manche Trдne ьber lichte Wangen rann. (635)

Da sprach der Wirt des Landes: “Was ist euch, Fraue mein,
Dass ihr so trьben lasset der lichten Augen Schein?
Nun solltet ihr euch freuen, euch ist untertan
Mein Land und meine Burgen und mancher waidliche Mann.” (636)

“Wohl hab ich Grund zu weinen,” sprach die schцne Maid:
“Deiner Schwester wegen trag ich Herzeleid;
Ich sehe sie da sitzen bei dem Eigenholden dein:
Wohl muss ich immer weinen, soll sie so verderbet sein.” (637)

Da sprach der Kцnig Gunther: “Das mцgt ihr still ertragen:
Ich will euch diese Mдre zu andern Zeiten sagen,
Warum ich meine Schwester an Siegfrieden gegeben;
Wohl mag sie mit dem Recken immer in Freuden leben.” (638)

Sie sprach: “Mich reuet immer ihre Schцne und Sittsamkeit;
Wьsst ich wohin ich sollte, ich flцhe gerne weit,
Und wollt euch eher nimmer nahe liegen bei,
Bis ich wьsste weshalb Kriemhild die Braut von Siegfrieden sei.” (639)

Da sprach der Kцnig Gunther: “Ich mach es euch bekannt:
Er hat wohl wie ich selber Burgen und weites Land,
Das dьrft ihr sicher glauben, er ist ein Kцnig reich:
Drum geb ich ihm zum Weibe die schцne Magd ohne Gleich.” (640)

Was ihr der Kцnig sagte, traurig blieb ihr Mut.
Da eilte von den Tischen mancher Ritter gut:
Das Kampfspiel ward so mдchtig, dass rings die Burg erklang,
Dem Wirt bei seinen Gдsten wдhrte das viel zu lang. (641)

Er dacht: “Ich lдge sanfter der schцnen Fraue bei.”
Da war er des Gedankens nicht gar im Herzen frei,
Von ihrer Minne mьsse viel Liebes ihm geschehn.
Da begann er freundlich Frau Brunhilden anzusehn. (642)

Vom Ritterspiel die Gдste hat man abzustehn:
Mit seinem Weib der Kцnig zu Bette wollte gehn.
Vor des Saales Stiege kam einander nah
Kriemhild und Brunhilde: kein Hass noch regte sich da. (643)

Da kam ihr Ingesinde: Sie sдumten lдnger nicht,
Ihre reichen Kдmmerlinge brachten ihnen Licht.
Da teilten sich die Recken in der zwei Kцnge Lehn:
Da sah man viel der Degen hinweg mit Siegfrieden gehn. (644)

Die Helden kamen beide hin wo sie sollten liegen:
Da dachten alle beide mit Minnen abzusiegen
Den waidlichen Frauen; das sдnftete ihren Mut.
Siegfriedens Kurzweil, die wurde herrlich und gut. (645)

* Als Siegfried der Degen bei Kriemhilden lag
Und er der Jungfrauen so minniglich pflag
Mit seiner edeln Minne, sie war ihm wie sein Leben:
Er hдtte nicht die eine fьr tausend Frauen gegeben. (646)

Ich sag euch nicht weiter wie er der Fraue pflag;
Nun hцret diese Mдre, wie Kцnig Gunther lag
Bei Brunhild seiner Frauen: zierlicher Degen
Haben manche sanfter bei andern Frauen gelegen. (647)

* Das Volk hatt ihn verlassen, die Frauen und sein Bann:
Da ward die Kemenate balde zugetan.
Er wдhnt', er solle kosen ihren minniglichen Leib:
Da wдhrt' es noch gar lange, bevor sie wurde sein Weib. (648)

Im weiЯen Linnenhemde ging sie ins Bett hinein.
Der edle Ritter dachte: “Nun ist das alles mein,
Wes mich je verlangte in allen meinen Tagen.”
Sie musst ob ihrer Schцne mit groЯem Recht ihm behagen. (649)

Das Licht begann zu bergen des edeln Kцnigs Hand.
Da ging der kьhne Degen, wo er die Fraue fand;
Er legte sich ihr nahe, seine Freude die war groЯ,
Als die Minnigliche der Held mit Armen umschloss. (650)

* Minnigliches Kosen mocht er das viel begehn,
Wenn die edle Fraue solches lieЯ geschehn;
Doch zьrnte sie gewaltig; den Herrn betrьbte das.
Er wдhnt', er finde Freude, da fand er feindliches Hass. (651)

Sie sprach: “Edler Ritter, das lasst euch nur vergehn:
Was ihr da habt im Sinne, das kann noch nicht geschehn.
Ich will noch Mдgdlein bleiben, Herr Kцnig, merkt euch das,
Bis ich die Mдr erfahre.” Da fasste Gunther ihr Hass. (652)

Er rang nach ihrer Minne und zerriss ihr Kleid.
Da griff nach einem Gьrtel die herrliche Maid,
Einer starken Borte, die sie zur Seite trug:
Da tat sie dem Kцnige groЯen Leides genug. (653)

Die FьЯ und auch die Hдnde sie ihm zusammenband,
Zu einem Nagel trug sie ihn und hing ihn an die Wand.
Als er im Schlaf sie stцrte, das Kosen sie ihm verbot:
Von ihrer Stдrke hдtt er beinah gewonnen den Tod. (654)

Da begann zu flehen der Meister sollte sein:
“Lцset meine Bande, viel edle Kцnigin mein.
Ich getreu euch, schцne Fraue, nimmer obzusiegen,
Und will auch wahrlich selten so nahe neben euch liegen.” (655)

* Sie frug nicht, wie ihm wдre, da sie in Ruhe lag.
Da musst er hangen bleiben die Nacht bis an den Tag,
Bis der lichte Morgen durchs Fenster warf den Schein:
Hatt er je Kraft besessen, die ward an seinem Leibe klein. (656)

“Nun sagt mir, Herr Gunther, ist euch das etwas leid,
Wenn euch gebunden finden,” sprach die schцne Maid,
“Eure Kдmmerlinge von einer Frauen Hand?”
Da sprach der edle Ritter: “Das wьrd euch ьbel gewandt. (657)

Auch wдr mirs wenig Ehre,” sprach der edle Mann:
“Um eurer Tugend willen, nehmt mich nun bei euch an.
Ist euch meine Minne denn so mдchtig leid,
Ich will mit meinen Hдnden selten rьhren euer Kleid.” (658)

Sie lцste seine Bande: Er ging, da er befreit,
Wieder an das Bette zu der edeln Maid;
Er legte sich so ferne, dass er ihr Hemde fein
Selten mehr berьhrte; auch wollte sie des ledig sein. (659)

Nun kam auch ihre Gesinde, das brachte neu Gewand;
Des war heute Morgen genug fьr sie zur Hand.
Wie froh man da gebahrte, traurig war sein Mut;
Der Kцnig des Landes, ihre Freude dдucht ihn nicht gut. (660)

Nach des Landes Sitte, die man mir Recht beging,
Gunter und Brunhilde nicht lдnger das verhing:
Sie gingen nach dem Mьnster, wo man die Messe sang.
Dahin auch kam Herr Siegfried: Da hob sich mдchtiger Drang. (661)

Nach kцniglichen Ehren war da fьr sie bereit
Was sie haben sollten, die Krone wie das Kleid.
Da wurden sie geweiht: Als das war geschehn,
Da sah man unter Krone alle viere herrlich stehn. (662)

Viel Knappen wurden Ritter, sechshundert oder mehr,
Das sollt ihr sicher glauben, den Kцnigen zur Ehr.
Da hob sich groЯe Freude in Burgondenland;
Man hцrte Schдfte hallen an der Schwertdegen Hand. (663)

Da saЯen in den Fenstern die schцnen Mдgdelein;
Sie sahen vor sich leuchten manches Schildes Schein.
Da hatte sich der Kцnig getrennt von seinem Bann:
Was jemand da begonnte, er sah es trauernd mit an. (664)

Ihm und Siegfrieden ungleich stand der Mut;
Wohl wusste was ihm fehlte der edle Ritter gut.
Da ging es zu dem Kцnige, zu fragen er begann:
“Wie ists euch heunt gelungen? Das sagt, Herr Gunther, mir an.” (665)

Da sprach der Wirt zum Gaste: “Den Spott zu dem Schaden
Hab ich an meiner Frauen in mein Haus geladen.
Ich wдhnte sie zu minnen, als sie mich mдchtig band:
Zu einem Nagel trug sie mich, und hing mich hoch an die Wand. (666)

“Da hing ich sehr in Дngsten die Nacht bis an den Tag
Eh sie mich wieder lцste: Wie sanft sie da lag!
Das sei dir in der Stille geklagt in Freundlichkeit.”
Da sprach der starke Siegfried: “Das ist mir sicherlich leid.” (667)

“Das will ich euch beweisen, verschmerzt ihr den Verdruss.
Ich schaffe, dass sie heunte so nah euch liegen muss,
Dass sie euch ihre Minne nicht lдnger vorenthдlt.”
Die Rede hцrte gerne nach seinem Leide der Held. (668)

* “Nun schau meine Hдnde, wie die geschwollen sind:
Die drьckte sie so mдchtig, als wдr ich ein Kind,
Dass das Blut mir allwдrts aus den Nдgeln drang.
Ich hegte keinen Zweifel, mein Leben wдhre nicht lang. (669)

* Da sprach der Degen Siegfried:
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