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(30)

Man mцchte Wunder sagen von der Lustbarkeit.
Siegmund und Siegelinde gewannen zu der Zeit
Viel Ehre durch die Gaben, die spendet' ihre Hand:
Drum sah man viel der Fremden zu ihnen reiten in das Land. (31)

Vierhundert Schwertdegen sollten gekleidet gehn
Neben Siegfrieden. Da war manch Mдgdlein schцn
An dem Werk geschдftig, denn jede war ihm hold.
Viel edle Steine legten die Frauen da in das Gold, (32)

Die sie mit Borten wollten wirken ins Gewand
Den jungen stolzen Recken; des war da viel zur Hand.
Der Wirt lieЯ Sitze bauen fьr manchen kьhnen Mann
Zu der Sonnenwende, wo Siegfried Ritters Stand gewann. (33)

Da ging zu einem Mьnster mancher reiche Knecht
Und mancher edle Ritter. Die Alten taten recht,
Dass sie den Jungen dienten, wie ihnen einst geschah:
Sie fanden Kurzweile und genug der Freuden da. (34)

Gott man da zu Ehren eine Messe sang.
Da hub sich von den Leuten ein gewaltger Drang,
Als sie zu Rittern wurden dem Ritterbrauch gemдЯ
Mit also hohen Ehren, so leicht nicht wieder geschдhs. (35)

Sie gingen wo sie fanden gezдumter Rosse viel.
In Siegmunds Hofe wurde so groЯ das Ritterspiel,
Dass man ertosen hцrte Pallas und Saal.
Die hochbeherzten Degen begannen grцЯlichen Schall. (36)

Von Alten und von Jungen mancher StoЯ erklang,
Als der Schдfte Brechen in die Lьfte drang.
Die Splitter sah man fliegen bis zum Saal hinan
Aus manches Recken Hдnden: das wurde fleiЯig getan. (37)

Der Wirt bat es zu lassen. Man zog die Rosse fort:
Wohl sah man auch zerbrochen viel starke Schilde dort
Und viel der edeln Steine auf das Gras gefдllt
Von des lichten Schildes Spangen: Die hatten StцЯe zerschellt. (38)

Des Wirtes Gдste folgten, als man zu Tische lud:
Sie schied von ihrer Mьde viel edle Speise gut,
Und Wein der allerbeste, des man die Fьlle trug.
Den Heimischen und Fremden bot man Ehren da genug. (39)

So viel sie Kurzweile gehabt den ganzen Tag,
Das fahrende Gesinde doch keiner Ruhe pflag:
Sie dienten um die Gabe, die man da reichlich fand;
Des ward mit Lob gezieret Kцnig Siegmunds ganzes Land. (40)

Da lieЯ der Herr verleihen Siegfried, den jungen Mann,
Das Land und die Burgen, wie sonst er selbst getan.
Seinen Schwertgenossen gab viel da seine Hand:
So freute sie die Reise, die sie getan in das Land. (41)

Das Hofgelage wдhrte bis an den siebten Tag.
Sieglind die reiche der alten Sitten pflag,
Dass sie dem Sohn zuliebe verteilte rotes Gold:
sie mocht es wohl verdienen, dass ihm die Leute waren hold. (42)

Da war gar bald kein armer Fahrender mehr im Land.
Ihnen stoben Kleider und Rosse von der Hand,
Als hдtten sie zu leben nicht mehr denn einen Tag.
Man sah nie Ingesinde, das so groЯer Milde pflag. (43)

Mit preiswerten Ehren zerging die Lustbarkeit.
Man hцrte wohl die Reichen sagen nach der Zeit,
Dass sie dem Jungen gerne wдren untertan;
Doch wollte das nicht Siegfried, der viel tugendreiche Mann. (44)

So lang noch beide lebten, Siegmund und Siegelind,
Nicht wollte Krone tragen der beiden liebes Kind;
Doch wollt er herrlich wenden alle die Gewalt,
Die in den Landen fьrchtete der Degen kьhn und wohlgestalt. (45)

* Ihn durfte niemand schelten: seit er die Waffen nahm,
Pflag er der Ruh nur selten, der Recke lobesam.
Er suchte nur zu streiten, und seine starke Hand
Macht' ihn zu allen Zeiten in fremden Landen wohlbekannt. (46)



3. Abenteuer
Wie Siegfried nach Worms kam


Dem Herren mьhte selten irgend ein Herzeleid.
Er hцrte Kunde sagen wie eine schцne Maid
In Burgonden wдre, nach Wьnschen wohlgetan,
Von der er bald viel Freuden und auch viel Leides gewann. (47)

Das Lob ihrer Schцne vernahm man weit und breit,
Und auch ihr Hochgemьte ward zur selben Zeit
Bei der Jungfraue viel Helden wohlbekannt:
Das lud da viel der Gдste Kцnig Gunthern in das Land. (48)

So viel man auch der Werbenden um ihre Minne sah,
Kriemhild in ihrem Sinne sprach dazu nicht ja,
Dass sie einen wollte zum geliebten Mann:
Gar fremd noch war ihr jener, dem sie bald ward untertan. (49)

Da dacht auf hohe Minne der Sieglinde Kind:
Der andern Werben alle war wider seins ein Wind.
Er mochte wohl verdienen schцner Frauen Leib.
Bald ward die edle Kriemhild des kьhnen Siegfriedes Weib. (50)

Ihm rieten seine Freunde und die in seinem Lehn,
Hab er stete Minne sich zum Ziel ersehn,
So soll' er eine werben, der er sich nicht zu schдmen.
Da sprach der edle Siegfried: “So will ich Kriemhilden nehmen, (51)

Die schцne Jungfraue von Burgondenland,
Ob ihrer groЯen Schцne. Das ist mir wohlbekannt,
Kein Kaiser sei so mдchtig, wьrb er um ein Weib,
Dem nicht zu minnen ziemte der reichen Kцnigin Leib.” (52)

Diese Mдre hцrte der Kцnig Siegmund.
Es sprachen seine Leute: also ward ihm kund
Seines Kindes Wille. Es war ihm hцchlich leid,
Dass er werben wolle um diese herrliche Maid. (53)

Die Kцnigin auch erfuhr es, die edle Sieglind:
Die musste groЯe Sorge tragen um ihr Kind,
Denn sie kannte Guntern und die in seinem Bann;
Das Werben man dem Degen sehr zu verleiden begann. (54)

Da sprach der kьhne Siegfried: “Viel lieber Vater mein,
Ohn edler Frauen Minne wollt ich immer sein,
Wenn ich nicht werben dьrfte nach Herzensliebe frei.”
Was jemand reden mochte, so blieb er immer dabei. (55)

“Und willst dus nicht vermeiden,” der Kцnig sprach da so,
“So bin ich deines Willens von ganzem Herzen froh
Und will dirs fьgen helfen, so gut ich immer kann;
Doch hat der Kцnig Gunther manchen hochfдhrtgen Mann. (56)

“Und wдr es anders niemand als Hagen der Degen,
Der kann im Ьbermute wohl der Hochfahrt pflegen,
So dass ich sehr befьrchte, es mцg uns werden leid,
Wenn wir werben wollen um diese herrliche Maid.” (57)

“Was mag uns gefдhrden?”, hub da Siegfried an:
“Was ich mir nicht im Guten dort erbitten kann,
Will ich schon sonst erwerben mit meiner starken Hand.
Ich will von ihm erzwingen die Leute und auch das Land.” (58)

“Leid ist mir deine Rede,” sprach Kцnig Siegmund,
“Und wьrde diese Mдre dort am Rheine kund,
So dьrftest du wohl nimmer in Kцnig Gunthers Land.
Gunther und Gernot, die sind mir lange bekannt. (59)

“Mit Gewalt erwerben kann niemand die Magd,”
Sprach der Kцnig Siegmund, “das ist mir wohl gesagt;
Willst du jedoch mit Recken reiten in das Land,
Die Freunde, die wir haben, die werden eilends besandt.” (60)

“So ist mir nicht zu Mute,” fiel ihm Siegfried ein,
“Dass ich mit Recken sollte reiten an den Rhein.
Nicht mit einer Heerfahrt – das wдre mir wohl leid,
Sollt ich damit erzwingen diese herrliche Maid. (61)

“Ich will sie wohl erzwingen allein mit meiner Hand.
Ich reite selbzwцlfter in Kцnig Gunthers Land:
Dazu sollt ihr mir helfen, Vater Siegmund.”
Da gab man seinen Degen zu Kleidern grau und auch bunt. (62)

Da vernahm auch diese Mдre seine Mutter Sieglind.
Sie begann zu trauern um ihr liebes Kind:
Sie bangt' es zu verlieren durch Kцnig Gunthers Bann:
Gar sehr die edle Kцnigin darob zu weinen begann. (63)

Siegfried der Degen ging hin, wo er sie sah.
Wider seine Mutter gьtlich sprach er da:
“Frau, ihr sollt nicht weinen um den Willen mein,
Wohl denk ich ohne Sorgen vor allen Feinden zu sein. (64)

Und helft mir zu der Reise nach Burgondenland,
Dass mich und meine Recken ziere solch Gewand,
Wie so stolze Recken mit Ehren mцgen tragen:
Ich will dafьr in Wahrheit den Dank von Herzen euch sagen.” (65)

“Ist dir nicht abzuraten,” sprach Frau Siegelind,
“So helf ich dir zur Reise, mein einziges Kind,
Mit dem besten Staate, den je ein Ritter trug,
Dir und den Gesellen: Ihr sollt des haben genug.” (66)

Da neigte sich der Kцnigin Siegfried der junge Mann.
Er sprach: “Nicht mehr Gesellen nehm ich zur Fahrt mir an,
Als der Recken zwцlfe: verseht die mit Gewand;
Ich mцchte gern erfahren, wie's um Kriemhilde bewandt.” (67)

Da saЯen schцne Frauen ьber Nacht und Tag,
Dass ihrer selten eine der Ruhe eher pflag,
Bis man gefertigt hatte Siegfriedens Staat.
Er wollte nun mitnichten seiner Reise haben Rat. (68)

Sein Vater hieЯ ihm zieren sein ritterlich Gewand,
Womit er rдumen wollte Kцnig Siegmunds Land.
Ihre lichten Panzer, die wurden auch bereit
Und ihre festen Helme, ihre Schilde schцn und breit. (69)

Nun sahen sie die Reise zu den Burgonden nahn.
Um sie begann zu sorgen, beides, Weib und Mann,
Ob sie wohl wiederkдmen in ihrer Heimat Land.
Sie geboten aufzusдumen die Waffen und das Gewand. (70)

Schцn waren ihre Rosse, ihr Reitzeug goldesrot:
Wenn wer sich hцher dдuchte, so war es ohne Not,
Als der Degen Siegfried und die in seinem Bann.
Nun bat er, dass er Urlaub nach Burgondenland gewann. (71)

Den gaben ihm mit Trauern Kцnig und Kцnigin.
Er trцstete sie beide mit minniglichem Sinn
Und sprach: “Ihr sollt nicht weinen um den Willen mein;
Immer ohne Sorgen sollt ihr um mein Leben sein.” (72)

Es war leid den Recken, auch weinte manche Maid;
Sie hatten wohl im Herzen gefunden den Bescheid,
Sie mьsstens einst entgelten durch lieber Freunde Tod.
Sie hatten Grund zu klagen, es schuf ihnen wahrlich Not.
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