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Sie lieЯ es wohl erkennen wie holde Liebe sie ihm trug. (1091)

An dem dritten Morgen zur rechten Messezeit
Sah man bei dem Mьnster den ganzen Kirchhof weit
Von des Volkes Weinen und Klagen also voll:
Sie dienten ihm im Tode wie man lieben Freunden soll. (1092)

In diesen vier Tagen, so hцrten wir die Mдr,
An dreiЯigtausend Marken oder gar noch mehr
Ward um seine Seele den Armen hingegeben.
Indes war gar zerronnen seine Schцne wie sein Leben. (1093)

Als der Dienst beendet, verhallt war der Gesang,
Mit ungestьmen Leide des Volkes Menge rang.
Man lieЯ ihn aus dem Mьnster zu dem Grabe tragen:
Da hцrte man nichts anders als ein Weinen und ein Klagen. (1094)

Mit lautem Wehrufe schloss das Volk sich an:
Froh war da niemand, weder Weib noch Mann.
Eh er bestattet wurde las und sang man da:
Hei! Was man guter Pfaffen bei seinem Begrдbnis sah! (1095)

Bevor da kam zum Grabe Siegfriedens Weib,
Da rang mit solchem Jammer ihr getreuer Leib,
Dass man sie aus dem Brunnen mit Wasser oft begoss:
Ihre Herzenschwere war ьber die MaЯen groЯ. (1096)

Es war ein groЯes Wunder, dass sie gesund entkam,
Es halfen ihr mit Klagen viel Frauen lobesam.
Da sprach die Kцnigswitwe: “Ihr in Siegfrieds Lehn,
Ihr sollt bei eurer Treue an mir Genade begehn. (1097)

“Lasst mir nach meinem Leide eine kleine Gunst geschehn,
Dass ich sein schцnes Angesicht noch einmal mцge sehn.”
Sie bat mit Jammerssinnen so lang und so stark,
Dass man zerbrechen musste den schцn geschmiedeten Sarg. (1098)

Da brachte man die Fraue, wo sie ihn liegen fand:
Sie erhob sein schцnes Angesicht mit ihrer weiЯen Hand
Und kьsste so den Toten, den edeln Ritter gut:
Ihre lichten Augen vor Leide weinten sie Blut. (1099)

Ein jammervolles Scheiden sah man da geschehn.
Da trug man sie von dannen, sie vermochte nicht zu gehn.
Da fand man ohne Sinne das herrliche Weib:
Vor Leide wollt ersterben ihr viel wonniglicher Leib. (1100)

Als der edle Degen also begraben war,
Sah man in groЯem Leide die Helden immerdar,
Die mit ihm hergezogen von Nibelungenland:
Frцhlich gar selten man da Siegmunden fand. (1101)

Wohl mancher war darunter, der drei Tage lang
Vor dem groЯen Leide weder aЯ noch trank:
Da konnten sie's nicht lдnger dem Leib entziehen mehr:
Sie genasen von den Schmerzen, wie wohl noch mancher seither. (1102)

* Kriemhild der Sinne ledig in Ohnmдchten lag
Den Tag und den Abend bis an den andern Tag.
Was jemand sprechen mochte, es ward ihr gar nicht kund;
Es lag in gleichen Nцten auch der Kцnig Siegemund. (1103)

* Kaum dass ihn zur Besinnung zu bringen noch gelang.
Seine Krдfte waren von starkem Leide krank,
Das war wohl kein Wunder. Da sprach zu ihm sein Bann:
“Herr, ihr sollt zur Heimat: Uns duldets hier nicht mehr fortan.” (1104)



18. Abenteuer
Wie Siegmund heimkehrte



Der Schwдher Kriemhildens ging hin wo er sie fand:
Da sprach er zu der Kцnigin: “Lasst uns in unser Land:
Wir sind unliebe Gдste, wдhn ich, hier am Rhein.
Kriemhild, liebe Fraue, nun folgt uns zu dem Lande mein. (1105)

“Dass man in diesen Landen uns so beraubet hat
Eures edeln Mannes durch bцslichen Verrat,
Ihr sollt es nicht entgelten: Getreu will ich euch sein.
Aus Liebe meines Sohnes und des edeln Kindes sein. (1106)

Ihr sollt auch, Fraue, herrschen mit aller der Gewalt,
Die Siegfried euch verliehen, der Degen wohlgestalt.
Das Land und auch die Krone sei euch untertan:
Euch sollen gerne dienen die Degen in Siegfrieds Bann.” (1107)

Dass man reiten wollte, den Knechten wards gesagt:
Da sah man nach den Rossen eine schnelle Jagd;
Sie mochten ungern leben in der starken Feinde Land.
Fraun und Maide suchten hervor ihr Reisegewand. (1108)

Als Kцnig Siegmund gerne wдre weg geritten,
Da begann Kriemhilden die Mutter zu bitten,
Sie sollte bei den Freunden im Lande doch bestehn.
Da sprach die Freudenarme: “Das kann schwerlich geschehn: (1109)

Wie vermцcht ichs, mit den Augen den immer anzusehn,
Von dem mir armen Weibe so groЯes Leid geschehn?”
Da sprach der junge Geiselher: “Liebe Schwester mein,
Du sollst bei deiner Treue hier bei deiner Mutter sein. (1110)

Die dir das Herz beschwerten und trьbten deinen Mut,
Du bedarfst nicht ihrer Dienste, du zehrst von meinem Gut.”
Sie sprach zu dem Recken: “Das kann ja nicht geschehn:
Vor Leide mьsst ich sterben, wenn ich Hagen sollte sehn.” (1111)

“Der soll dir nicht begegnen, viel liebe Schwester mein.
Du sollst bei Geiselheren, deinem Bruder sein;
Ich will die wohl vergьten deines Mannes Tod.”
Da sprach die Freudenarme: “Das tдte Kriemhilden Not.” (1112)

Als er ihr der Junge so gьtlich erbot,
Da begannen auch zu flehen Ute und Gernot
Und ihre treuen Freunde, sie mцchte da bestehn:
Sie habe wenig Sippen unter Siegfriedens Lehn. (1113)

“Sie sind euch alle fremde;” sprach da Gernot,
“Wie stark auch einer gelte, so rafft ihn doch der Tod.
Bedenkt das, liebe Schwester und trцstet euern Mut:
Bleibt hier bei euern Freunden, es gerдt euch sicher gut.” (1114)

Sie gelobt' es Geiselheren, sie wolle da bestehn.
Da brachte man die Rosse denen in Siegmunds Lohn,
Als sie reiten wollten nach Nibelungenland;
Da war auch aufgesдumt der Recken Zeuch und Gewand. (1115)

Da ging Kцnig Siegmund vor Kriemhilde stehn
Und sprach zu der Fraue: “Die in Siegfrieds Lehn
Warten bei den Rossen: Reiten wir denn hin,
Da ich gar so ungern hier bei den Burgonden bin.” (1116)

Da sprach Frau Kriemhilde: “Mir raten Freunde mein,
Die besten die ich habe, bei ihnen soll ich sein.
Ich habe wenig Freunde in Nibelungenland.”
Leid tat es Siegmunden, da ers an Kriemhilden fand. (1117)

Da sprach Kцnig Siegmund: Das lasst euch niemand sagen:
Vor allen meinen Freunden sollt ihr die Krone tragen
Nach rechter Kцnigswьrde, wie ihr sonst getan:
Ihr sollt es nicht entgelten, dass ihr verloren habt den Mann. (1118)

“Fahrt auch mit uns zur Heimat um euer Kindelein:
Das sollt ihr keine Waise, Fraue, lassen sein.
Ist euer Sohn erwachsen, der trцstet euch den Mut;
Derweilen soll euch dienen mancher Degen kьhn und gut.” (1119)

Da sprach sie: “Herr Siegmund, ich kann nicht mit euch gehn,
Ich muss hier verbleiben, mag was da will geschehn,
Bei meinen Anverwandten, die mir helfen klagen.”
Da wollten diese Mдren den guten Recken nicht behagen. (1120)

Sie sprachen einhellig: “So mцchten wir gestehn,
Es sei in dieser Stunde uns erst ein Leid geschehn.
Wollt ihr nun hier im Lande bei unsern Feinden sein,
So kцnnte Heiden niemals eine Hoffahrt ьbler gedeihn.” (1121)

“Ihr sollt ohne Sorge Gott befohlen fahren:
Man gibt euch gut Geleite, ich lass euch wohl bewahren
Bis zu euerm Lande; mein liebes Kindelein,
Das soll euch guten Recken auf Gnade befohlen sein.” (1122)

Als sie das recht vernahmen, sie wolle nicht von dann,
Da weinten all die Degen in Siegmundens Bann.
Mit welchem Herzensjammer nahm da Siegmund
Urlaub von Kriemhilden! Da ward ihm Unfreude kund. (1123)

“Weh dieses Hofgelages!”, sprach der Kцnig hehr:
“Einem Fьrsten und den seinen geschieht wohl nimmermehr
Einer Kurzweil willen, was uns hier ist geschehn:
Man soll uns nimmer wieder hier bei den Burgonden sehn.” (1124)

Da sprachen laut die Degen in Siegfriedens Lehn:
“Wohl mцchte noch die Reise in dieses Land geschehn,
Wenn wir den nur fдnden, der uns den Herrn erschlug:
Sie haben starker Feinde bei seinen Freunden genug.” (1125)

Er kьsste Kriemhilden; jammernd sprach er da,
Als er daheim zu bleiben sie so entschlossen sah:
“Wir reiten arm an Freuden nun heim in unser Land.
Alle meine Sorgen sind wir erst jetzo bekannt.” (1126)

Sie ritten ungeleitet von Wormes ьberrhein.
Sie mochten voll Vertrauens in ihrem Mute sein.
Wьrden sie von jemand in Feindschaft angerannt,
Dass sich wohl wehren sollte der kьhnen Nibelungen Hand. (1127)

Sie beurlaubten bei niemanden sich.
Da sah man Geiselheren und Gernot minniglich
Zu dem Degen kommen; ihnen war sein Schade leid:
Das lieЯen ihn wohl schauen die kьhnen Helden allbereit. (1128)

Da sprach wohl gezogen zu ihm Herr Gerenot:
“Wohl weiЯ es Gott im Himmel, an Siegfriedens Tod
Bin ich ganz unschuldig: Ich hцrt auch niemals sagen,
Wer ihm feind hier wдre: Ich muss ihn billig beklagen.” (1129)

Da gab ihm gut Geleite Geiselher das Kind.
Da bracht er ohne Sorgen, die sonst bei Leide sind,
Den Kцnig und die Recken heim nach Niederland;
Wie wenig der Verwandten man dort frцhlich wieder fand! (1130)

Wie's ihnen nun ergangen, weiЯ ich nicht zu sagen
Man hцrte Kriemhilden zu allen Zeiten klagen,
Dass ihr Niemand trцstete das Herz noch den Mut,
AuЯer Geiselheren; der war getreu und auch gut. (1131)

Brunhild die schцne des Ьbermutes pflag:
Wie viel Kriemhilde weinte, was fragte sie darnach!
Sie war zu Lieb und Treue ihr nimmermehr bereit:
Bald schuf auch ihr Kriemhilde noch viel schweres Herzeleid. (1132)



19. Abenteuer
Wie der Nibelungenhort nach Worms kam


Als die edle Kriemhild so verwitwet ward,
Verblieb bei ihr im Lande der Markgraf Eckewart
Mit seinem Ingesinde:
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