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А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 


Der sprach: “Wer pocht so heftig da drauЯen an das Tor?”
Da verkehrte seine Stimme der kьhne Siegfried davor. (501)

Und sprach: “Ich bin ein Recke, schleuЯ mir auf das Tor:
Sonst erzьrn ich Manchen heute noch davor,
Der gern in Ruhe lдge in seinem Schlafgemach.”
Das дrgerte den Pfцrtner, als da Siegfried also sprach. (502)

Der kьhne Riese hatte nun seine Rьstung angetan,
Den Helm aufs Haupt geschwungen, der gewaltge Mann,
Den Schild erhob er balde, so stieЯ er auf das Tor:
Wie lief er da so grimmig den Helden Siegfried an davor! (503)

“Wie er zu wecken wage so manchen kьhnen Mann?”
Da wurden schnelle Schlдge von seiner Hand getan.
Der edle Fremdling schirmte sich vor manchem Schlag:
Da hieb ihm der Pfцrtner in Stьcke seines Schilds Beschlag (504)

Mit einer Eisenstange: Da litt der Degen Not;
Beinah begann zu fьrchten der Held den grimmen Tod,
Als mit solchen Krдften der Pfцrtner auf ihn schlug.
Dafьr war ihm gewogen sein Herre Siegfried genug. (505)

Sie stritten so gewaltig, die Burg gab Widerhall.
Da hцrte man das Tosen in der Nibelungen Saal.
Er zwang zuletzt den Pfцrtner so, dass er ihn band;
Die Mдre wurde kundig im ganzen Nibelungenland. (506)

Auch vernahm das Streiten von ferne durch den Berg
Alberich der kьhne, ein wildes Gezwerg.
Er waffnete sich balde, und lief hin, wo er fand
Diesen edeln Fremdling, wie er den Riesen eben band. (507)

Alberich war grimmig, stark dazu genug:
Helm und Panzerringe er an dem Leibe trug
Und eine schwere Geisel von Gold an seiner Hand:
Da lief er hin geschwinde, wo er Siegfrieden fand. (508)

Sieben schwere Knцpfe, die hingen vorn daran,
Womit er vor der Linken den Schild dem kьhnen Mann
So bitterlich zergerbte, dass er zersplittert war.
Da kam der edle Fremdling beinah in Lebensgefahr. (509)

Den Schild er ganz zerbrochen seiner Hand entschwang.
Da stieЯ er in die Scheide eine Waffe, die war lang:
Seinen Kammerwдrter wollt er nicht schlagen tot;
Er schonte seiner Leute, wie ihm die Tugend gebot. (510)

Er lief mit starken Hдnden Alberichen an,
Und fing bei dem Barte den altgreisen Mann.
Er zog daran gewaltig; dass laut er schrei vor Schmerz:
Des jungen Helden Strafe ging Alberichen ans Herz. (511)

Laut rief da der Kьhne: “Nun lasst mir das Leben;
Und hдtt ich einem Helden mich nicht schon ergeben,
Dem ich schwцren musste, ich wдr ihm untertan,
Ich dient euch bis zum Tode,” so sprach der listige Mann. (512)

Er band auch Alberichen, wie den Riesen eh:
Siegfriedens Krдfte taten ihm gar weh.
Der Zwerg begann zu fragen: “Wie seid ihr genannt?”
Er sprach: “Ich heiЯe Siegfried: Ich wдhnt ich wдr euch bekannt.” (513)

Zwerg Alberich begann da: “O wohl mir dieser Mдr'
Nun hab ich wohl empfunden an euern Werken hehr,
Dass ihrs verdienen mцget des Landes Herr zu sein.
Ich tu was ihr gebietet: Lasst mir nur das Leben mein.” (514)

Da sprach der Degen Siegfried: “So macht euch auf geschwind,
Und bringt mir her, der Besten die im Lande sind,
Tausend Nibelungen: Ich wolle hier sie sehn:
So lass ich euch kein Leides an euerm Leben geschehn.” (515)

Da lцst' er Alberichen und den Riesen von dem Band.
Hin lief der Zwerg geschwinde, wo er die Recken fand.
Er weckte wohl beflissen die in Niblungs Lehn,
Und sprach: “Wohlauf ihr Helden, ihr sollt zu Siegfrieden gehn.” (516)

Sie sprangen von den Betten und waren gleich bereit:
Tausend schnelle Ritter, die standen bald im Kleid.
Sie gingen hin zur Stelle, wo man Siegfried fand:
Der grьЯte schцn die Degen und gab Manchem die Hand. (517)

Viel der Kerzen brannten; man schenkt' ihm lautern Trank:
Dass sie so bald gekommen, des sagt' er Allen Dank.
Er sprach: “Ihr sollt von hinnen mir folgen ьber Flut.”
Sie waren alle willig, diese Helden kьhn und gut. (518)

Wohl dreiЯig hundert Recken waren gleich gekommen:
Aus ihnen wurden tausend der Besten da genommen.
Denen brachte man die Helme und ander Rьstgewand,
Als er sie fьhren wollte hin zu Brunhildens Land. (519)

Er sprach: “Ihr guten Ritter, eins will ich euch sagen:
Ihr sollt mir reiche Kleider dort am Hofe tragen,
Denn uns muss da schauen manch minnigliches Weib:
Darum sollt ihr zieren mit gutem Staate den Leib.” (520)

* Nun mцchten mich die Thoren vielleicht der Lьge zeihn:
“Wie kцnnten so viel Ritter wohl beieinander sein?
Wo nahmen sie die Speise? Wo nahmen sie Gewand?
Und besдЯ er dreiЯig Lдnder, er brдcht es nimmer zu Stand. (521)

* Wie reich Siegfried gewesen, das ist euch wohl bekannt.
Der Hort Niblungens dient' ihm und das Kцnigsland:
Drum gab er seinen Degen vцlliglich genug;
Es ward ja doch nicht minder wie viel man von dem Schatze trug. (522)

Eines Morgens frьhe begannen sie die Fahrt;
Was schneller Gefдhrten sich Siegfried da geschart!
Sie fьhrten gute Rosse und herrlich Gewand;
Sie kamen ungefдhrdet hin zu Brunhildens Land. (523)

Da stand in den Zinnen manch minnigliches Kind.
Da sprach die Kцnigstochter: “WeiЯ jemand, wer die sind,
Die ich dort flieЯen sehe so fern auf der See?
Sie fьhren reiche Segel, die sind noch weiЯer als der Schnee.” (524)

Da sprach vom Rhein der Kцnig: “Mein Gefolg ist dies,
Das ich auf der Reise nicht weit von hier verlieЯ:
Ich habe sie besendet: Nun sind sie, Frau, gekommen.”
Der herrlichen Gдste ward mit Zьchten wahrgenommen. (525)

Da sah man Siegfrieden im Schiffe stehn voran,
In herrlichem Gewande mit manchem andern Mann.
Da sprach die Kцnigstochter: “Herr Kцnig, wollt mir sagen:
Soll ich die Gдst empfangen oder ihnen GruЯ versagen?” (526)

“Entgegen sollt ihr ihnen vor den Pallas gehn,
Ob ihr sie gerne sehet, dass sie das wohl verstehn.”
Da tat die Kцnigstochter wir ihr der Kцnig riet:
Siegfrieden mit dem GruЯe sie von den andern unterschied. (527)

Herberge gab man ihnen und wahrte ihr Gewand.
Da waren so viel Gдste gekommen in das Land,
Dass sie sich allenthalben drдngten mit den Scharen:
Da wollten heim die Kьhnen zu den Burgonden fahren. (528)

Da sprach die Kцnigstochter: “Dem blieb' ich immer hold,
Der da verteilen wollte mein Silber und mein Geld
Meinen Gдsten und des Kцnigs, des ich so viel gewann.”
Zur Antwort gab ihr Dankwart, des kьhnen Geiselher Mann: (529)

“Viel edle Kцnigstochter, lasst mich der Schlьssel pflegen:
Ich will es so verteilen,” sprach der kьhne Degen,
“Wenn ich mir Schand erwerbe, die treffe mich allein.”
Dass er milde wдre, das leuchtete da wohl ein. (530)

Als sich Hagens Bruder der Schlьssel unterwand,
So manche reiche Gabe bot des Helden Hand:
Wer einer Mark begehrte, dem ward so viel gegeben,
Dass die Armen alle da in Freuden mochten leben. (531)

Wohl mit hundert Pfunden gab er ohne Wahl:
Da ging in reichem Staate mancher aus dem Saal,
Der nie zuvor im Leben so hehre Kleider trug.
Die Kцnigin erfuhr es: Da war es ihr leid genug. (532)

Da sprach die Kцnigstochter: “Das misst ich, Kцnig, gern.
Dass nichts mir soll verbleiben vor euerm Kammerherrn
Von allem meinem Staate: er verschwendet all mein Gold.
Wer dem noch widerstдnde, dem wollt ich immer bleiben hold. (533)

* Er gibt so reiche Gaben: Der Degen wдhnet eben,
Mich lьste nach dem Tode: Ich will noch lдnger leben;
Meines Vaters Erbe bring ich wohl selber hin.”
So milden Kammerherren gewann nie eine Kцnigin. (534)

Da sprach von Tronje Hagen: “Frau, euch sei bekannt:
Der Kцnig von dem Rheine hat Gold und gut Gewand
Zu geben solche Fьlle, dass er nicht nцtig hat,
Dass wir von hinnen fьhren einen Teil von Brunhilds Staat.” (535)

“Nein, wenn ihr mich liebet,” die Kцnigin begann,
“Zwanzig Reiseschreine fьlle man mir an
Mit Gold und mit Seide: das verteile meine Hand,
So wir hinьber kommen in der Burgonden Land.” (536)

Da lud man ihr die Kisten mit edelm Gestein.
Der Frauen Kдmmerlinge mussten zugegen sein:
Sie wollt es nicht vertrauen Geiselhers Untertan.
Gunther und Hagen darob zu lachen begann. (537)

Da sprach die Jungfraue: “Wem lass ich nun mein Land?”
Das soll hier erst bestimmen mein und eure Hand.”
Da sprach der edle Kцnig: “So rufet wen herbei,
Der euch dazu gefalle, dass er zum Vogt geordnet sei.” (538)

Ihrer nдchsten Vettern einen die Fraue bei sich sah,
Es war ihr Mutterbruder, zu dem begann sie da:
“Nun lasst euch sein befohlen meine Burgen und das Land,
* Bis seine Amtleute der Kцnig Gunther gesandt.” (539)

Aus dem Gesinde wдhlte sie zweitausend Mannen gleich,
Die mit ihr fahren sollten in der Burgonden Reich,
Mit jenen tausend Recken aus Nibelungenland. *
Sie schickten sich zur Reise; man sah sie reiten nach dem Strand. (540)

Sie fьhrte mit von dannen sechsundachtzig Fraun,
Dazu noch hundert Mдgdelein, die waren schцn zu schaun.
Sie sдumten sich nicht lдnger, sie wollten bald hindann:
Die sie zurьcke lieЯen, wie manche hub zu weinen an! (541)

In tugendlichen Zьchten rдumte die Frau ihr Land,
Die nдchsten Freunde kьssend, die sie bei sich fand.
Mit gutem Urlaube kamen sie auf das Meer;
Zu ihres Vaters Lande kam die Jungfrau nimmermehr.
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