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А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 

(157)

Der Kцnig trug im Herzen Sorge viel und Leid.
Da sah ihn also trauern ein Degen allbereit,
Der nicht wissen mochte was ihm war geschehn;
Da bat er Kцnig Gunthern, ihm die Mдre zu gestehn. (158)

Da sprach Degen Siegfried: “Wunder nimmt mich dies,
Wie euch die frohe Weise so vцllig verlieЯ,
Deren ihr so lange mit uns mochtet pflegen.”
Zur Antwort gab ihm Gunther, der viel zierliche Degen: (159)

“Wohl mag ich allen Leuten nicht von dem Leide sagen,
Das ich muss verborgen in meinem Herzen tragen:
Steten Freunden klagen soll man des Herzens Not.”
Siegfriedens Farbe ward da bleich und wieder rot. (160)

Er sprach zu dem Kцnige: “Ich hab euch nichts versagt,
Ich will euch wenden helfen alles was ihr klagt;
Wollt ihr Freunde suchen, so will ich einer sein,
Und getrau es zu vollbringen mit Ehren bis ans Ende mein. (161)

Nun lohn euch Gott, Herr Siegfried, die Rede dьnkt mich gut;
Und kann mir nimmer helfen eure Kraft und hoher Mut,
So freut mich doch die Mдre, dass ihr so hold mir seid:
Leb ich noch eine Weile, ich bins zu lohnen bereit. (162)

Ich will euch hцren lassen was mich traurig macht.
Von meinen Feinden wurde mir Botschaft ьberbracht,
Dass sie mich suchen wollen mit Heerfahrten hie:
Das geschah uns von Degen in diesem Lande noch nie.” (163)

“Das lasst euch wenig kьmmer,” der Degen Siegfried bat
“Sдnftet eure Gemьte und tut nach meinem Rat.
Lasst mich fьr euch erwerben Ehre so wie Frommen,
Und entbietet eure Degen, dass sie euch zu Hilfe kommen. (164)

Ob eure starken Feinde zu Helfern sich ersehn
DreiЯigtausend Degen, so wollt ich sie bestehn,
Und hдtt ich selbst nur tausend; verlasst euch auf mich.”
Da sprach der Kцnig Gunther: “Das verdien ich stets um dich. (165)

So helft mir eure Leute gewinnen tausend Mann,
Weil ich von den Meinen mehr nicht stellen kann
Als der Recken zwцlfe: so wehr ich euer Land:
Immer soll getreulich euch dienen Siegfriedens Hand. (166)

Dazu sollen Hagen helfen und auch Ortewein,
Dankwart und Sindolt, die lieben Recken dein;
Auch soll da mit uns reiten Volker der kьhne Mann;
Der soll die Fahne fьhren: keinen Bessern trefft ihr an. (167)

Und lasst die Boten reiten in ihrer Herren Land;
Dass sie uns bald da sдhen, macht ihnen das bekannt,
So dass unsre Burgen befriedet mьssen sein.”
Der Kцnig hieЯ besenden Freund und Mannen insgemein. (168)

Zu Hofe gingen wieder die Lьdeger gesandt,
Sie freuten sich der Reise zurьck ins Heimatland;
Da bot ihnen reiche Gabe Gunther der Kцnig gut,
Und sicheres Geleite: des waren sie wohlgemut. (169)

“Nun saget,” sprach da Gunther, “den starken Feinden mein;
Sie mцchten nicht zu eilig mit ihrer Reise sein;
Doch wollten sie mich suchen hier in meinem Land,
Mir zerrдnnen denn die Freunde, so werd ihnen Not bekannt.” (170)

Den Boten reiche Gabe man da zur Stelle trug,
Deren hatte Gunther zu geben genug:
Die durften nicht verschmдhen die Lьdeger gesandt.
Sie nahmen ihren Urlaub und rдumten frцhlich das Land. (171)

Als die Boten waren nach Dдnemark gekommen,
Und der Kцnig Lьdegast den Botenspruch vernommen,
Wie sie vom Rheine schieden, als man ihm das gesagt,
Sein ьbermьtig Wesen ward da sehr von ihm beklagt. (172)

Sie sagten ihm, sie hдtten manch kьhnen Mann im Lehn:
“Darunter sah man einen vor Kцnig Gunthern stehn,
Der war geheiЯen Siegfried, ein Held von Niederland.”
Leid war es Lьdegasten, als er die Dinge so befand. (173)

Als die vom Dдnenlande hцrten diese Mдr,
Da eilten sie, der Freunde zu gewinnen desto mehr,
Bis der Kцnig Lьdegast aus seinem kьhnen Bann
Zwanzig tausend Degen zu seiner Heerfahrt gewann. (174)

Da besandte sich auch von Sachsen der Kцnig Lьdeger,
Bis sie vierzigtausend hatten und wohl mehr,
Womit sie reiten wollten nach Burgondenland.
Da hatt auch schon zu Hause der Kцnig Gunther gesandt. (175)

Zu seinen Lehnsleuten und seiner Brьder Bann,
Die sie fьhren wollten im Kriegszug hindann,
Und auch zu Hagnes Recken: das tat den Helden Not.
Darum mussten Degen bald erschauen den Tod. (176)

Sie eilten sich zu rьsten. Als man die Fahrt begann,
Die Fahne musste fьhren Volker der kьhne Mann;
So wollten sie von Wormes reiten ьberrhein:
Hagen von Tronje, der musste Scharmeister sein. (177)

“Herr Kцnig,” sprach da Siegfried, “bleibet ihr zu Haus,
Da mir eure Degen folgen zu dem StrauЯ,
So weilet bei den Frauen und traget hohen Mut:
Ich will euch wohl behьten die Ehre und auch das Gut. (178)

Die euch heimsuchen wollen zu Wormes an dem Rhein,
Dass sie zu Hause bleiben, will ich ihr Hьter sein:
Wir wollen ihnen reiten so nah ins eigne Land,
Dass ihnen bald in Sorge der Ьbermut wird gewandt.” (179)

Vom Rheine sie durch Hessen mit ihren Helden ritten
Nach dem Sachsenlande: da wurde bald gestritten.
Mit Raub und mit Brande verheerten sie das Land,
Dass bald den Fьrsten beiden ward Not und Sorge bekannt. (180)

Sie kamen an die Marke; die Knechte rьckten an.
Siegfried der Starke zu fragen da begann:
“Wer soll nun der Hьter des Gesindes sein?”
Wohl konnte nie den Sachsen ein Heerzug ьbler gedeihn. (181)

Sie sprachen: “Lasst des Volkes hьten auf den Wegen
Dankwart den kьhnen, das ist ein schneller Degen:
Wir verlieren desto minder durch die in Lьdgers Lehn;
Lasst ihn mit Ortweinen hie die Nachhut versehn.” (182)

“So will ich selber reiten,” sprach Siegfried der Degen,
“Den Feinden gegenьber der Warte zu pflegen,
Bis ich recht erkunde, wo die Recken sind.”
Da stand bald in den Waffen der schцnen Sieglinde Kind. (183)

Das Volk befahl er Hagen als er zog hindann,
Und auch Gernoten, diesem kьhnen Mann.
So ritt er ganz alleine in der Sachsen Land;
Da ward von ihm verhauen des Tages manches Helmes Band. (184)

Er sah ein groЯ Geschwader, das auf dem Felde zog,
Und eines einzeln Krдfte gewaltig ьberwog:
Es waren vierzigtausend oder wohl noch mehr;
Siegfried in hohem Mute sah gar frцhlich das Heer. (185)

Auch hatte sich ein Recke aus der Feinde Schar
Erhoben auf die Warte, der Macht heilt immerdar:
Den sah der Degen Siegfried, und ihn der kьhne Mann;
Jedweder da des andern mit Zorn zu hьten begann. (186)

Ich sag euch, wer der wдre, der hier der Warte pflag;
Ein lichter Schild von Golde vor der Hand ihm lag;
Es war der Kцnig Lьdegast, der hьtete sein Heer.
Der edle Fremdling sprengte gewaltig auf ihn daher. (187)

Nun hatt auch ihn sich Lьdegast feindlich auserkoren;
Ihre Rosse reizten beide zur Seite mit den Sporen,
Sie neigten auf die Schilde den Schaft mit aller Kraft:
Da kam der reiche Kцnig davon in groЯer Sorgen Haft. (188)

Dem Stich gehorsam trugen die Rosse pfeilgeschwind
Die Kцnge zueinander, als wehte sie der Wind:
Dann mit den Zдumen lenkten sie ritterlich zurьck:
Die grimmen zwei versuchten da mit dem Schwerte das Glьck. (189)

Da schlug der Degen Siegfried, dass rings das Feld erklang.
Da stoben aus dem Helme, als ob man Brдnde schwang,
Die feuerroten Funken von des Helden Hand;
Den seinen jedweder an dem andern wieder fand. (190)

Da schlug auch ihm Herr Lьdegast gar manchen grimmen Schlag;
Jedweder auf dem Schilde mit allen Krдften lag.
Da hatten es wohl dreiЯig gewahrt aus seinem Bann:
Eh die zu Hilfe kamen den Sieg doch Siegfried gewann. (191)

Mit dreien starken Wunden, die er dem Kцnig schlug,
Durch einen weiЯen Harnisch; der war doch fest genug.
Das Schwert mit seiner Schдrfe entlockte Wunden Blut;
Da gewann der Kцnig Lьdegast einen traurigen Mut. (192)

Er bat ihn um sein Leben und bot ihm all sein Land,
Und sagt' ihm wie er wдre Lьdegast genannt.
Da kamen seine Recken, die hatten wohl gesehn
Was da von ihnen beiden war auf der Warte geschehn. (193)

Er wollt ihn fьhren dannen: Da ward er angerannt
Von dreiЯig seiner Mannen: Doch wehrte seine Hand
Seinen reichen Geisel mit ungestьmen Schlдgen:
Bald tat noch grцЯern Schaden Siegfried der zierliche Degen. (194)

Die DreiЯig da zu Tode der Degen wehrlich schlug;
Ihrer einen lieЯ er leben: Der ritt da schnell genug
Und brachte hin die Mдre von dem was hier geschehn;
Auch konnte man die Wahrheit an seinem roten Helme sehn. (195)

Gar leid war das den Recken aus dem Dдnenland,
Als ihres Herrn Gefдngnis ihnen ward bekannt;
Man sagt' es seinem Bruder: der fing zu toben an
In ungestьmem Zorne, denn ihm war wehe getan. (196)

Lьdegast der Recke ward hinweggebracht
Zu Gunthers Ingesinde von Siegfriedens Macht;
Er ьbergab ihn Hagen. Als ihnen ward gesagt,
Dass es der Kцnig wдre, da wurde mдЯig geklagt. (197)

Man gebot den Burgonden: die Fahne bindet an.
“Wohlauf,” sprach da Siegfried, “hier wird noch mehr getan
Eh der Tag sich neiget, verlier ich nicht den Leib:
Das betrьbt in Sachsen noch manches waidliche Weib. (198)

Ihr Helden von dem Rheine, ihr sollt mein nehmen wahr:
Ich kann euch wohl geleiten zu Lьdegers Schar;
Da gilts ein Helmverhauen von guter Helden Hand:
Eh wir uns wieder wenden, wird ihnen Sorge bekannt.” (199)

Zu den Rossen sprangen Gernot und die in seinem Bann.
Bald trug die Heerfahne der kьhne Fiedelmann,
Volker der Herre, und ritt der Schar vorauf.
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