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А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 

(416)

Die Burg war erschlossen, weithin aufgetan;
Entgegen liefen ihnen die in Brunhilds Bann,
Die Gдste zu empfangen in ihrer Herrin Land.
Die Rosse nahm man ihnen und die Schilde von der Hand. (417)

Da sprach der Kдmmrer einer: “Gebt uns euer Schwert
Und die lichten Panzer.” “Das wird euch nicht gewдhrt,”
Sprach von Tronje Hagen, “wir wollens selber tragen.”
Da begann ihm Siegfried von des Hofs Gebrauch zu sagen: (418)

“In dieser Burg ist Sitte, das will ich euch sagen,
Dass die Gдste nimmer Waffen sollen tragen:
Lasst sie von hinnen bringen, das ist wohl getan.”
Ihm folgte wider Willen Hagen, Kцnig Gunthers Mann. (419)

Man lieЯ den Gдsten schдnken und schaffen gute Ruh.
Manchen schnellen Recken sah man dem Hofe zu
Allenthalben gehen in fьrstlichem Gewand:
Doch wurden nach den Kьhnen rings her die Blicke gesandt. (420)

* Da wurden auch Brunhilden gesagt die Mдren,
Dass unbekannte Recken gekommen wдren
In herrlichem Gewande geflossen auf der Flut;
Darob begann zu fragen diese Jungfrau schцn und gut: (421)

“Ihr sollt mich wissen lassen,” sprach das Kцnigskind,
“Wer die unbekannten Recken dorten sind,
Die ich stehen sehe so herrlich und hehr,
Und wem zu Leib die Helden wohl gefahren sind hieher.” (422)

Des Gesindes sprach da einer: “Frau, ich muss gestehn,
Dass ich ihrer keinen je zuvor gesehn;
Doch einer ist darunter, der Siegfrieds Weise hat:
Den sollt ihr wohl empfangen; das ist, Herrin, mein Rat. (423)

* Der andre der Gesellen, gar lцblich dьnkt er mich;
Wenn er die Macht besдЯe, zum Kцnig ziemt' er sich
Ob weiten Fьrstenlanden; die mag er wohl versehn.
Man sieht ihn bei den andern dort so recht herrlich stehn. (424)

* Der dritte der Gesellen, der ist von grimmem Sinn,
Doch auch von schцnem Wuchse, reiche Kцnigin.
Die Blicke sind geschwinde, deren so viel er tut:
Er hat in seinem Sinne, ich wдhne, grimmigen Mut. (425)

* Der Jьngste darunter, gar lцblich dьnkt er mich,
Man sieht den reichen Degen so recht minniglich
In jungfrдulicher Sitte und edler Haltung stehn:
Wir mьsstens alle fьrchten, wдr ihm ein Leid hier geschehn. (426)

* So freundlich er gebahre, so wohlgetan sein Leib.
Er brдchte doch zum Weinen manch waidliches Weib,
Wenn er begann zu zьrnen: sein Wuchs ist wohl so gut,
Er ist an allen Tugenden ein Ritter kьhn und wohlgemut.” (427)

Da sprach die Kцnigstochter: “Nun bringt mir mein Gewand:
Und ist der starke Siegfried gekommen in mein Land
Um meiner Minne willen, es geht ihm an den Leib:
Ich fьrcht ihn nicht so heftig, dass ich wьrde sein Weib. (428)

Brunhild die schцne trug bald erlesen Kleid.
Da ging an ihrer Seite manche schцne Maid,
Wohl hundert oder drьber; geziert war ihr Leib:
Die Gдste wollte schauen manches waidliche Weib. (429)

Mit ihnen gingen Degen und Isenland,
Brunhildens Recken, die Schwerter in der Hand,
Fьnfhundert oder drьber; das war den Gдsten leid.
Aufstanden von den Sitzen die kьhnen Helden allbereit. (430)

Als die Kцnigstochter Siegfrieden sah,
Wohl gezogen sprach sie zu dem Gaste da:
“Willkommen sied, Herr Siegfried, hier in diesem Land.
Was meinet eure Reise? Das macht mir, bitt ich, bekannt.” (431)

“Viel Dank muss ich euch sagen, Frau Brunhild,
Dass ihr geruht mich grьЯen, Fьrstentochter mild,
Vor diesem edeln Recken, der hier vor mir steht;
Denn er ist mein Herre: der Ehre Siegfried wohl entrдt. (432)

Er ist am Rheine Kцnig, was soll ich sagen mehr?
Nur um deinetwillen fuhren wir hierher.
Er will dich gerne minnen, was ihm geschehen mag.
Nun bedenke dich bei Zeiten: Mein Herr lдsst nimmermehr nach. (433)

Er ist geheiЯen Gunther, ein Kцnig reich und hehr;
Erwirbt er deine Minne, nichts weiter wьnscht er mehr.
Mit ihm bin ich gefahren in dieses Land um dich!
Wenn er mein Herr nicht wдre, so lieЯ ich es sicherlich.” (434)

Sie sprach: “Ist er dein Herre, stehst du in seinem Lehn,
Kann er, die ich erteile, meine Spiele dann bestehn
Und bleibt darin der Meister, so wird ich sein Weib:
Gewinn ich aber eines, es geht euch allen an den Leib.” (435)

Da sprach der Tronje Hagen: “Nun zeigt uns, Kцnigin,
Was ihr fьr Spiel' erteilet. Eh euch den Gewinn
Mein Herre Gunther lieЯe, so mьsst es ьbel sein:
Er getraut wohl zu erwerben ein so schцnes Mдgdelein.” (436)

“Den Stein soll er werfen und springen darnach,
Den Speer mit mir schieЯen: Drum sei euch nicht zu jach.
Ihr kцnnt hier leicht verlieren die Ehr und auch den Leib:
Das geb ich zu bedenken,” sprach das minnigliche Weib. (437)

Siegfried der schnelle ging vor den Kцnig hin
Und bat ihn frei zu reden mit der Kцnigin
Ganz nach seinem Willen; angstlos soll' ersein:
“Ich will dich wohl beschьtzen vor ihr mit den Listen mein.” (438)

Da sprach der Kцnig Gunther: “Kцnigstochter hehr:
Erteilt mir was ihr wollet und wдr es auch noch mehr,
Das bestдnd ich alles um euern schцnen Leib:
Mein Haupt will ich verlieren, so ihr nicht werdet mein Weib.” (439)

Als da seine Rede vernahm die Kцnigin,
Bat sie, wie ihr geziemte, das Spiel nicht zu verziehn.
Sie lieЯ sich zum Streite bringen ihr Gewand,
Einen goldnen Panzer und einen gutes Schildesrand. (440)

Ein Waffenhemd von Seide zog sich an die Maid,
Das konnte keine Waffe verletzen je im Streit,
Von Zeugen wohl geschaffen aus Libya dem Land:
Lichtgewirkte Borten ergдnzten an seinem Rand. (441)

Derweilen hatt ihr Ьbermut den Gдsten schwer bedrдut:
Dankwart und Hagen die standen unerfreut;
Wie es dem Herrn erginge besorgte sehr ihr Mut;
Sie dachten: “Unsre Reise bekommt uns Recken nicht gut.” (442)

Derweilen war auch Siegfried, der waidliche Mann,
An das Schiff gegangen, eh wer darьber sann,
Wo er die Tarnkappe verborgen liegen fand,
In die er hurtig schlьpfte; da ward er niemand bekannt. (443)

Er eilte bald zurьcke, da sah er Recken viel;
Es ordnete die Kцnigin allda ihr hohes Spiel.
Er ging hinzu verstohlen und dass ihn niemand sah
Von allen die da waren; gar listiglich das geschah. (444)

Es war ein Kreis gezogen, wo das Spiel geschehn
Vor kьhnen Recken sollte, die es wollten sehn.
Wohl an siebenhundert sah man Waffen tragen:
Wer den Sieg errungen, das sollten sie nach Wahrheit sagen. (445)

Da war Brunhild gekommen, die man gewaffnet fand,
Als ob sie streiten wolle nun aller Kцnge Land.
Wohl trug sie auf der Seide der Stдblein viel von Gold;
Ihre lichte Farbe glдnzte darunter hold. (446)

Nun kam ihr Gesinde, das trug an der Hand
Aus allrotem Golde einen Schildesrand
Mit hartem Stahlbeschlage, mдchtig groЯ und breit,
Worunter spielen wollte diese minnigliche Maid. (447)

An einer edeln Borte ward ihr Schild getragen,
Darauf Edelsteine, wie Gras so grьne, lagen;
Die warfen mannigfaltig Gefunkel auf das Gold.
Der bedurfte groЯe Kьhnheit, dem die Jungfrau wurde hold. (448)

Der Schild war untern Buckeln, so hat man uns gesagt,
Von dreier Spannen Dicke; den trug hernach die Magd.
An Stahl und auch an Golde war er reich genug,
Den ihrer Kдmmrer einer mit Mьhe selbvierter trug. (449)

Als der Degen Hangen den Schild hertragen sah,
Wie sprach mit gemeinem Mute der Held von Tronje da:
“Wie nun, Kцnig Gunther? Wie verlieren wir den Leib?
Die ihr begehrt zu minnen, die ist wohl des Teufels Weib.” (450)

* Nun hцrt von den Gewanden, woran sie reich genug:
Von Azagoger Seide einen Wappenrock sie trug,
Der war reich und edel, davon warf hellen Schein
Von der Kцnigstochter gar mancher herrliche Stein. (451)

Da brachte man der Frauen, schwer und ьbergroЯ,
Einen scharfen WurfspieЯ, den sie stets verschoss,
Stark und ungefьge, mдchtig und breit zumal:
Der hatt an seinen Seiten zwei Schneiden von scharfem Stahl. (452)

Von des SpieЯes Schwere hцret Wunder sagen:
Viertehalb Stab Eisen war dazu verschlagen.
Ihn trugen kaum dreie von Brunhildens Bann;
Gunther der edle darum zu sorgen begann. (453)

* Er dacht in seinem Sinne: Was soll dieses sein?
Der Teufel aus der Hцlle, wie kцnnt er hier gedeihn?
Wenn ich lebend wieder in Burgonden wдr,
Ihr schьfe meine Minne wohl selten groЯe Beschwer. (454)

* Er hatt in seinen Sorgen, das wisset, Leid genug.
All sein Kampfgerдte man ihm zur Stelle trug:
Bald stand der reiche Kцnig in seiner Waffen Hut;
Vor Leide hatte Hagen fast gar verloren den Mut. (455)

Da sprach Hagens Bruder, der kьhne Dankwart:
“Mich reuet in der Seele diese Hofesfahrt.
Die immer Recken hieЯen, wie verlieren wir den Leib!
Soll uns in diesem Lande nun verderben ein Weib? (456)

Des bin ich sehr verdrossen, dass ich kam in dieses Land.
Hдtte Bruder Hagen seine Waffen an der Hand
Und auch ich die meinen, so sollten sich in Hut
Brunhildens Recken nehmen mit all ihrem Ьbermut. (457)

* “Sie sollten sich bescheiden, das glaubet mir nur;
Hдtt ich den Frieden tausendmal bestдrkt mit einem Schwur,
Bevor ich sterben sдhe den lieben Herren mein,
Das Leben mьsste lassen dieses schцne Mдgdelein.” (458)

“Wir mцchten ungefangen wohl rдumen dieses Land,”
Sprach sein Bruder Hagen, “hдtten wir das Gewand,
Das wir zum Streit bedьrften und die Schwerter gut,
So sollte sich wohl geben der schцnen Fraue Ьbermut.
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