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Sie war auch froh der Freunde; da tat sie gar wohl daran. (245)

Da sprach die Minnigliche: “Du hast mir Heil bekannt,
Dafьr zum Lohne lass ich dir geben reich Gewand,
Und zehen Mark von Golde; die soll man dir tragen.”
Drum mag man solche Mдre reichen Frauen gerne sagen. (246)

Man gab ihm zum Lohne das Geld und auch das Kleid.
Da trat an die Fenster wohl manche schцne Maid
Und schaute nach der StraЯe, durch die man reiten fand
Viel hochbeherzte Degen in der Burgonden Land. (247)

Da kamen die Gesunden, der Wunden Schar auch kam:
Die mochten grьЯen hцren von Freunden ohne Scham.
Der Wirt ritt seinen Gдsten entgegen hoch erfreut:
Mit Freuden war beendet all sein mдchtiges Leid. (248)

Da empfing er wohl die Seinen, die Fremden auch zugleich,
Wie es nicht anders ziemte dem Kцnige reich,
Als denen gьtlich danken, die da waren kommen,
Dass sie den Sieg mit Ehren im Sturme hatten genommen. (249)

Da lieЯ sich Gunther Kunde von seinen Freunden sagen,
Wer ihm auf der Reise zu Tode wдr erschlagen:
Da hatt er nichts verloren bis auf sechzig Mann;
Die musste man verschmerzen wie man noch manchen getan. (250)

Da brachten die Gesunden zerhauen manchen Rand,
Und viel zerschrotne Helme in Kцnig Gunthers Land.
Das Volk sprang von den Rossen vor des Kцnigs Saal;
Zu liebem Empfange vernahm man grцЯlichen Schall. (251)

Da gab man Herbergen den Recken in der Stadt.
Der Kцnig seine Gдste wohl zu pflegen bat;
Den Wunden lieЯ er Wartung und gute Ruh verleihn:
Wohl lieЯ er seine Tugend an den Feinden sichtbar sein. (252)

Er sprach zu Lьdegasten: “Nun seid mir willkommen.
Ich habe groЯen Schaden durch eure Schuld genommen:
Das wird mir nun vergolten, wenn ich das Glьck gewann.
Gott lohne meinen Freunden; sie haben Liebes mir getan.” (253)

“Wohl mцgt ihr ihnen danken,” sprach da Lьdeger,
“Solche hohe Geisel gewann kein Kцnig mehr.
Um ritterlich gewahrsam geben wir groЯes Gut,
Und bitten, dass ihr gnдdiglich hier an euern Feinden tut.” (254)

“Ich will euch,” sprach er, “Beide ledig lassen gehn;
Nur dass meine Feinde hier bei mir bestehn,
Dafьr verlang ich Bьrgschaft, auf dass sie nicht mein Land
Verlassen ohne Frieden.” Darauf gab Lьdger die Hand. (255)

Man brachte sie zur Ruhe, wo man sie wohl verpflag,
Und bald auf guten Betten mancher Wunde lag.
Man schenkte den Gesunden Met und guten Wein:
Da konnte das Gesinde nimmer frцhlicher sein. (256)

Die zerhaunen Schilde man zum Verschlusse trug;
Blutgefдrbter Sдttel waren da genug:
Die lieЯ man verbergen, so weinten nicht die Fraun.
Da waren reisemьde viel gute Ritter zu schaun. (257)

Der Kцnig seine Gдste gar gьtlich verpflag.
Von Heimischen und Fremden das Land erfьllet lag;
Er lieЯ die Fдhrlichwunden gьtlich verpflegen:
Wie hart war darnieder nun ihr Ьbermut gelegen! (258)

Den wohlerfahrnen Дrzten bot man reichen Sold,
Silber ungewogen, dazu das lichte Gold,
Wenn sie die Helden heilten nach des Streites Not
Dazu viel groЯe Gabe der Kцnig seinen Gдsten bot. (259)

Wer wieder heimzureisen sann in seinem Mut,
Den bat man noch zu bleiben, wie man mit Freunden tut.
Der Kцnig ging zu Rate, wie er lohne seinen Bann:
Sie hatten seinen Willen nach allen Ehren getan. (260)

Da sprach der Herrne Gernot: “Lasst sie jetzt hindann:
Ьber sechs Wochen, sei ihnen kund getan,
Mцgen sie wieder kommen zu einem Hofgelag:
Heil ist dann mancher, der erst schwer verwundet lag.” (261)

Da bat auch um den Urlaub Siegfried von Niederland.
Als dem Kцnig Gunther sein Wille ward bekannt,
Bat er ihn gar minniglich, noch bei ihm zu bestehn:
Wenn nicht um seine Schwester, so wдr es nimmer geschehn. (262)

Dazu war er zu mдchtig, dass man ihm bцte Sold;
Er hдtt es wohl verdienet. Der Kцnig war ihm hold,
Und alle seine Freunde, die das mit angesehn,
Was da von seinen Hдnden in dem Kampfe war geschehn. (263)

Um der Schцnen willen er noch zu bleiben sann,
Vielleicht, dass er sie sдhe; was ward auch bald getan:
Ganz nach seinem Wunsche ward ihm die Magd bekannt.
Dann ritt er reich an Freuden heim in Kцnig Siegmunds Land. (264)

Der Wirt bat alle Tage der Ritterschaft zu pflegen:
Das tat mit gutem Willen mancher junge Degen;
Auch lieЯ er Sitz' errichten vor Wormes an dem Strand,
Denen die kommen sollten in der Burgonden Land. (265)

Nun hatt auch in den Tagen, als sie sollten kommen,
Kriemhild die schцne die Mдre wohl vernommen,
Er stellt ein Hofgelage mit lieben Freunden an:
Da dachten schцne Frauen mit groЯem FleiЯe daran, (266)

Gewand und Band zu suchen, das sie da wollten tragen.
Ute die Reiche vernahm die Mдre sagen
Von den stolzen Recken, die da sollten kommen:
Da wurden aus der Lade viel reiche Kleider genommen. (267)

Ihrer Kinder willen lieЯ sie bereiten manches Kleid,
Womit gezieret wurden viel Fraun und manche Maid,
Und viel der jungen Recken aus Burgondenland.
Sie lieЯ auch manchem Fremden bereiten herrlich Gewand. (268)



5. Abenteuer
Wie Siegfried Kriemhilden zuerst ersah


Man sah der Helden tдglich reiten an den Rhein,
Die bei dem Hofgelage gerne wollten sein.
Die Gunthern zu Liebe kamen in das Land,
Deren bot man Etlichen so Rosse wie auch Gewand. (269)

Da waren auch die Sitze allen schon erhцht,
Den Hцchsten und den Besten, wie die Sage geht,
ZweiunddreiЯig Fьrsten bei dem Hofgelag:
Da zierten alle Frauen sich um die Wette fьr den Tag. (270)

Da zeigte sich geschдftig der junge Geiselher.
Die Heimischen und Fremden mit gьtlicher Gebehr
Empfing er sie mit Gernot und beider Fьrsten Bann:
Wohl grьЯten sie die Degen, wie es nach Ehren ward getan. (271)

Viel goldroter Sдttel fьhrten sie ins Land;
Zierliche Schilde und herrlich Gewand
Brachten sie zum Rheine bei dem Hofgelag:
Mancher Ungesunde der Freude von neuem pflag. (272)

Die wund im Bette lagen und litten harte Not,
Die mussten nun vergessen wie bitter sei der Tod;
Die Siechen und die Kranken vergaЯ man zu beklagen:
Es freute sich ein jeder entgegen festlichen Tagen. (273)

Wie sie da leben wollten im gastlichen Genuss!
Wonnen ohne MaЯen, Freuden im Ьberfluss
Hatten alle Leute, so viel man immer fand:
Da hob sich groЯe Freude ьber Gunthers ganzes Land. (274)

An einem Pfingsttage sah man des Morgens ziehn
Wonniglich gekleidet gar manchen Ritter kьhn,
Fьnftausend oder drьber, dem Hofgelag entgegen;
Da hub um die Wette viel Kurzweil sich allerwegen. (275)

Der Wirt, der hatt im Sinne, was er schon lдngst erkannt,
Wie so aus ganzer Seele der Held von Niederland
Seine Schwester liebe, ob er sie nie gesehn,
Der man den Preis erteilte vor allen Jungfrauen schцn. (276)

* Er sprach: “Nun ratet alle, Freund oder Untertan,
Wie wir das Hofgelage am besten ordnen an,
Dass man uns nicht drum schelten mцge nach der Zeit;
Es liegt doch an den Werken zuletzt das Lob, das man uns beut.” (277)

Da sprach zu dem Kцnige der Degen Ortwein:
“Wollt ihr mit vollen Ehren bei dem Hofgelage sein,
So lasst die lieben Kinder vor euern Gдsten sehn,
Denen so viel Ehren bei den Burgonden geschehn. (278)

“Was wдre Mannes Wonne, was sollt er gerne schaun,
Wenn nicht schцne Mдgdlein und herrliche Fraun?
Drum lasst eure Schwester zu den Gдsten gehn.”
Der Rat war manchem Helden zu groЯer Freude geschehn. (279)

“Dem will ich gerne folgen,” der Kцnig sprach da so.
Alle die es hцrten waren darьber froh.
Er entbots Frau Utens Tochter wohlgetan,
Dass sie mit ihren Mдgdelein zu Hofe ginge hinan. (280)

Da ward aus den Schreinen gesuchet gut Gewand,
So viel man in der Lade des edeln Staates fand,
Von Borten und von Spangen: Des lag genug bereit.
Da zierte sich gar ritterlich manche waidliche Maid. (281)

Mancher junger Recke wьnschte heut so sehr,
Dass er bei den Frauen gern gesehen wдr,
Dass er dafьr nicht nдhme eines reichen Kцnig Land:
Sie sahen die da gerne, die ihnen waren bekannt. (282)

Da lieЯ der reiche Kцnig mit seiner Schwester gehn
Hundert seiner Recken, zu ihrem Dienst ersehn,
Mit ihr und seiner Mutter, die Schwerter in der Hand:
Das war das Hofgesinde in der Burgonden Land. (283)

Ute die reiche sah man mit ihr kommen,
Die hatte schцner Frauen sich zum Geleit genommen
Hundert oder drьber, geschmьckt mit reichem Kleid;
Auch ihrer Tochter folgte manche waidliche Maid. (284)

Aus eines Zimmers Tьre sah man sie alle gehn.
Da musste groЯes Drдngen von Helden bald geschehn,
Die alle harrend standen, ob es mцge sein,
Dass sie da frцhlich sдhen dieses edle Mдgdelein. (285)

Da kam die Minnigliche: So tritt das Morgenrot
Hervor aus trьben Wolken. Da schied von mancher Not
Der sie im Herzen hegte, was lange war geschehn.
Er sah die Minnigliche nun gar herrlich vor sich stehn. (286)

Von ihrem Kleide leuchtete mancher Edelstein,
Ihre rosenrote Farbe gab minniglichen Schein.
Was jemand wьnschen mochte, er musste doch gestehn,
Dass er auf dieser Erde noch nichts so Schцnes gesehn. (287)

Wie der lichte Vollmond vor den Sternen schwebt,
Des Schein so hell und lauter sich aus den Wolken hebt,
So glдnzte sie in Wahrheit vor andern Frauen gut:
Das mochte wohl erheben hier manchem Helden den Mut.
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