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А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 


Da bat noch zu verweilen Gunthern sein schцnes Weib;
Sei herzte Nachts noch einmal des Mannes waidlichen Leib. (1560)

Flцten und Posaunen erschollen morgens frьh
Den Aufbruch zu verkьnden: da griff man rasch dazu.
Wem Liebes lag im Arme, der kos'te Freundes Leib;
Mit Leide schied bald manche des Kцnigs Etzel Weib. (1561)

Der schцnen Ute Sцhne, die hatten einen Mann,
Der war getreu und bieder; als man die Fahrt begann
Sprach er zu dem Kцnige geheim nach seinem Mut;
Er sprach: “Ich muss wohl trauern, dass ihr die Hofreise tut.” (1562)

Er war geheiЯen Rumolt, ein Degen auserkannt.
Er sprach: “Wem wollt ihr lassen die Leute und das Land?
Dass niemand doch euch Recken wenden mag den Mut!
Die Mдre Kriemhildens dдuchte mich niemals gut.” (1563)

“Das Land sei dir befohlen und auch mein Sцhnelein,
Und diene wohl den Frauen: Das ist der Wille mein;
Wen du weinen siehest, dem trцste Herz und Sinn:
Es wird uns nichts zu Leide Kriemhilde tun, die Kцnigin.” (1564)

Die Rosse standen fertig den Kцngen und dem Bann:
Mit minniglichem Kusse schied da mancher Mann,
Dem noch in hohem Mute prangte Seel und Leib:
Das musste bald beweinen manches waidliche Weib. (1565)

Als man die schnellen Recken sah zu den Rossen gehn,
Fand man viel der Frauen in hoher Trauer stehn.
Dass sie auf ewig schieden sagt' ihnen wohl der Mut:
In groЯem Schaden kommen, das tut niemanden gut. (1566)

Die schnellen Burgonden begannen ihren Zug:
Da ward im ganzen Lande das Treiben groЯ genug;
Beiderseits der Berge weinte Weib und Mann.
Wie auch das Volk gebahrte, sie fuhren frцhlich hindann. (1567)

Niblungens Helden zogen mit ihnen aus
In tausend Halsbergen: Die hatten dort zu Haus
Viel schцne Fraun gelassen und sahn sie nimmermehr.
Siegfriedens Wunden, die schmerzten Kriemhilden sehr. (1568)

Da lenken mit der Reise auf dem Mainstrom an
Hinauf durch Ostfranken die in Gunthers Bann.
Hagen war ihr Fьhrer, der war da wohlbekannt;
Ihr Marschall war Dankwart, der Held von Burgundenland. (1569)

Da sie von Ostfranken nach Schwanefelde ritten,
Da konnte man sie kennen an den stolzen Sitten,
Die Fьrsten und die Freunde, die Helden lobesam!
An dem zwцlften Morgen der Kцnig an die Donau kam. (1570)

Es ritt von Tronje Hagen den andern all zuvor;
Er hielt den Nibelungen wohl den Mut empor.
Da schwang der kьhne Degen sich nieder auf den Sand,
Wo er sein Ross in Eile fest an einem Baume band. (1571)

Die Flut war ausgetreten, die Schiff' verborgen:
Die Nibelungen kamen in groЯe Sorgen
Wie sie hinьber sollten? Das Wasser war zu breit.
Da schwang sich zu der Erde mancher Ritter allbereit. (1572)

“Ьbel,” sprach da Hagen, “mag dir hier geschehn,
Kцnig an dem Rheine: Du magst es selber sehn,
Das Wasser ist ergossen, zu stark ist keine Flut;
Ich fьrchte wir verlieren noch heute manchen Recken gut.” (1573)

“Hagen, was verweis't ihr mit?”, sprach der Kцnig hehr,
“Um eurer Tugend willen, erschreckt uns nicht noch mehr.
Ihr sollt die Furt uns suchen hinьber in das Land,
Dass wir von hinnen bringen beides Ross und Gewand.” (1574)

“Mir ist ja noch,” sprach Hagen, “mein Leben nicht so leid,
Dass ich mich mцcht ertrдnken in diesen Wellen breit:
Es soll von meinen Hдnden ersterben mancher Mann
In Kцnig Etzels Landen; wozu ich gute Lust gewann. (1575)

“Bleibet bei dem Wasser, ihr stolzen Ritter gut.
Ich selber will die Fergen suchen bei der Flut,
Die uns hinьberbringen in Gelfratens Land.”
Da nahm der starke Hagen seinen guten Schildesrand. (1576)

Er war wohl gewaffnet: Den Schild er mit sich trug,
Den Helm aufgebunden: Der glдnzte licht genug;
Ьberm Harnisch fьhrt' er eine breite Waffe mit,
Die an beiden Schдrfen aufs allergrimmigste schnitt. (1577)

Er suchte hin und wieder nach einem Schiffersmann.
Er hцrte Wasser gieЯen: Zu lauschen hub er an:
In einem schцnen Brunnen tat das manch weises Weib;
Die wollten sich da kьhlen und badeten ihren Leib. (1578)

Hagen sie gewahrend wollt ihnen heimlich nahn:
Sie stьrzten in die Wellen, als sie sich des versahn.
Dass sie ihm so entrannen des freuten sie sich sehr;
Da nahm er ihre Kleider und schadet' ihnen nicht mehr. (1579)

Da sprach das eine Meerweib, Habburg war sie genannt:
“Hagen, edler Ritter, wir machen euch bekannt,
Wenn ihr uns zum Lohne die Kleider wiedergebt,
Was ihr bei den Heunen auf dieser Hoffahrt erlebt.” (1580)

Sie schwebten wie die Vцgel vor ihm auf der Flut.
Den Helden dдcht ihr Wissen von den Dingen gut:
Da glaubt' er um so lieber was sie ihm wollten sagen.
Sie beschieden ihn darьber was er begann sie zu fragen: (1581)

Sie sprach: “Ihr mцgt wohl reiten in Kцnig Etzels Land;
Ich setz euch meine Treue dafьr zum Unterpfand:
Es fuhren niemals Helden noch in ein fremdes Reich
Zu solchen hohen Ehren, in Wahrheit, das sag ich euch.” (1582)

Die Rede freute Hagen in seinem Herzen sehr;
Die Kleider gab er ihnen und sдumte sich nicht mehr.
Als sie umgeschlagen hatten ihr wunderbar Gewand,
Vernahm er erst die Wahrheit von der Fahrt in Etzels Land. (1583)

Da sprach das andre Meerweib mit Namen Siegelind:
“Ich will dich warnen, Hagen, Aldrianens Kind.
Es hat der Kleider willen meine Muhm gelogen:
Und kommst du zu den Heunen, so bist du schmдhlich betrogen. (1584)

“Wieder umzukehren, wohl wдr es an der Zeit,
Dieweil ihr kьhnen Helden also geladen seid,
Dass ihr mьsst ersterben in Kцnig Etzels Land:
Die da hinreiten, haben den Tod an der Hand.” (1585)

Da sprach wieder Hagen: “Ihr trьgt mich ohne Not:
Wie sollte das sich fьgen, dass wir alle tot
Bei den Heunen blieben durch jemandes Groll?”
Da sagten sie dem Degen die Mдre deutlich und voll. (1586)

Da sprach die eine wieder: “Wohl muss es so geschehn:
Keiner von euch Degen wird die Heimat wieder sehn
Als der Kaplan des Kцnigs, das ist uns wohl bekannt,
Der kommt geborgen wieder heim in Kцnig Gunthers Land.” (1587)

Da sprach mit grimmem Mute der kьhne Recke Hagen:
“Das lieЯen meine Herren schwerlich sich sagen,
Dass wir bei den Heunen verlцren all den Leib:
Nun zeig uns ьbers Wasser, du allerweisestes Weib.” (1588)

Sie sprach: “Willst du nicht anders und soll die Fahrt geschehn,
So siebst du ьberm Wasser eine Herberge stehn:
Darinnen wohnt ein Fдhrmann und nirgend sonst umher.”
Der Mдr, um die er fragte, glaubte nun der Degen hehr. (1589)

Dem unmutsvollen Recken rief noch die eine nach:
“Nun wartet, Herr Hagen, euch ist gar zu jach;
Vernehmet erst die Kunde wie ihr kommt durch das Land.
Der Herr dieser Marke, der ist Else genannt. (1590)

Sein Bruder ist geheiЯen Gelfrat der Held,
Ein Herr im Bayerlande: Nicht so leicht es hдlt,
Wollt ihr durch seine Marke: Ihr mцgt euch wohl bewahren,
Und sollt auch mit dem Fergen gar bescheidentlich verfahren. (1591)

Der ist so grimmes Mutes, er lдsst euch nicht gedeihn,
Wollt ihr nicht verstдndig bei dem Helden sein.
Soll er euch ьber holen, so gebt ihm guten Sold;
Er hьtet dieses Land und ist Gelfraten hold. (1592)

Und kommt er nicht bei Zeiten, so ruft ьber Flut,
Und sagt, ihr heiЯet Amelrich; das war ein Degen gut,
Der seiner Feinde willen rдumte dieses Land:
So wird der Fдhrmann kommen, wird ihm der Name bekannt.” (1593)

Der ьbermьtge Hagen dankte den Frauen hehr.
Der Degen schwieg stille, kein Wцrtlein sprach er mehr;
Dann ging er bei dem Wasser hinauf an dem Strand,
Wo er auf jener Seite eine Herberge fand. (1594)

Laut begann zu rufen der Degen ьber Flut:
“Nun hol mich ьber, Ferge,” sprach der Degen gut,
“So geb ich dir zum Lohne eine Spange goldesrot;
Mir tut das Ьberfahren, das wisse, in Wahrheit Not.” (1595)

Es brauchte nicht zu dienen der reiche Schiffersmann,
Lohn nahm er selten von jemanden an;
Auch waren seine Knechte zumal von stolzem Mut.
Noch immer stand Hagen auf dieser Seite der Flut. (1596)

Da rief er so gewaltig, der ganze Strom erscholl
Von des Helden Stдrke, die war so groЯ und voll:
“Mich Amelrich hol ьber; ich bin es, Elses Mann,
Der starker Feindschaft wegen aus diesen Landen entrann.” (1597)

Hoch an seinem Schwerte er ihm die Spange bot;
Die war schцn und glдnzte von lichtem Golde rot,
Dass man ihn ьberbrдchte in Gelfratens Land.
Der ьbermьtge Ferge nahm selbst das Ruder in die Hand. (1598)

Derselbe Schiffmann hatte neulich erst gefreit.
Die Gier nach groЯem Gute oft bцses Ende leiht:
Er dachte zu verdienen Hagens Gold so rot;
Da litt er von dem Degen den schwertgrimmigen Tod. (1599)

Der Fдhrmann fuhr gewaltig hinьber an den Strand.
Den er nennen hцrte, als er den nicht fand,
Da hub er an zu zьrnen: Als er Hagen sah
Mit grimmen Ungestьme zu dem Helden sprach er da: (1600)

“Ihr mцgt wohl sein geheiЯen mit Namen Amelrich:
Doch gleicht ihr dem mitnichten, des ich versehen mich.
Von Vater und Mutter war er der Bruder mein:
Nun ihr mich betrogen habt, so mьsst ihr dieshalben sein.” (1601)

“Nein! Um Gottes willen,” sprach Hagen dagegen,
“Ich bin ein fremder Ritter, besorgt um andre Degen:
Nun nehmt, den ich geboten, freundlich hin den Sold
Und fahret uns hinьber:
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