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А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 

(542)

Auf ihrer Fahrt ertцnte vielfaches Freudenspiel;
Aller Kurzweile hatten sie da viel.
Auch erhob sich zu der Reise der rechte Wasserwind:
Sie fuhren ab vom Lande; das beweinte mancher Mutter Kind. (543)

Doch wollte sie den Kцnig nicht minnen auf der Fahrt,
Ihre Kurzweil wurde bis in sein Haus gespart
Zu Wormes in der Veste, zu einem Hofgelag,
Wohin mit ihren Helden sie frцhlich kamen hernach. (544)



9. Abenteuer
Wie Siegfried nach Worms gesandt ward


Da sie gefahren waren volle neun Tage,
Da sprach von Tronje Hagen: “Nun hцret, was ich sage:
Wir sдumen mit der Kunde nach Wormes an den Rhein;
Nun sollten eure Boten schon bei den Burgonden sein.” (545)

Da sprach Kцnig Gunther: “Wohl sprecht ihr recht daran;
Auch hдtt uns wohl niemand die Fahrt so gern getan
Als ihr Freund Hagen selber: so reitet in mein Land;
Unsre Hofreise macht niemand besser dort bekannt.” (546)

* Zur Antwort gab da Hagen: “Ich bin kein Bote gut:
Lasst mich der Kammer pflegen; bleiben auf der Flut
Will ich bei den Frauen und hьten ihr Gewand,
Bis dass wir sie bringen in der Burgonden Land. (547)

“Nein, bittet Siegfrieden um diese Botschaft,
Der mag sie wohl verrichten mit tugendreicher Kraft.
Versagt er euch die Reise, ihr sollt mit guten Sitten
Bei eurer Schwester Liebe um die Fahrt ihn freundlich bitten.” (548)

Er sandte zu dem Recken; der kam als man ihn fand.
Er sprach zu ihm: “Wir nahen uns wieder meinem Land;
Da sollt ich Boten senden der leiben Schwester mein,
Und auch meiner Mutter, dass wir kommen an den Rhein. (549)

* “Von euch begehr ich, Siegfried, dass ihr die Reise tut,
Ich wills euch immer danken,” so sprach der Degen gut.
Da weigerte sich Siegfried, der hochbeherzte Mann
Bis ihn Kцnig Gunther sehr zu bitten begann. (550)

Er sprach: “Ihr sollt reiten um den Willen mein,
Und auch um Kriemhilde, das schцne Mдgdelein,
Dass es mit mir verdiene die herrliche Maid.”
Als Siegfried das hцrte, da war der Recke bald bereit. (551)

“Entbietet, was ihr wollet, es soll verkьndet sein:
Ich will es gerne leisten um das schцne Mдgdelein.
Die ich im Herzen trage, verzichtet ich auf die?
Leisten will ich alles, was ihr gebietet, um sie.” (552)

“So saget Frau Uten, der reichen Kцnigin,
Dass ich auf dieser Reise hohes Mutes bin.
Wie wir geworben haben sagt meinen Brьdern an;
Auch unsern Freunden werde diese Mдre kund getan. (553)

Auch sollt ihr nichts verschweigen der schцnen Schwester mein,
Ich will ihr mit Brunhilden stets zu Diensten sein;
So sagt auch dem Gesinde und allem meinem Bann:
Was je mein Herz sich wьnschte, dass ich das Alles gewann. (554)

Und saget Orteweinen, dem lieben Neffen mein,
Dass er Gestьhl errichten lasse bei dem Rhein;
Und meinen Vettern allen sei es kund getan,
Ich stelle mit Brunhilden eine groЯe Hochzeit an. (555)

Und saget meiner Schwester, werd ihr das bekannt,
Dass ich mit meinen Gдsten gekommen sei ins Land,
Dass sie dann wohl empfange die liebe Traute mein:
Dafьr will ich Kriemhilden immerdar gewogen sein.” (556)

Da bat bei Brunhilden und ihrem Ingesind
Bald um seinen Urlaub Siegfried, Siegmunds Kind,
Wie ihm das wohl geziemte; da ritt er an den Rhein.
Es konnt auf dieser Erden ein bessrer Bote nicht sein. (557)

Mit vierundzwanzig Recken kam er zu Wormes an:
Der Kцnig war nicht drunter: das wurde kundgetan.
Da mьhte das Gesinde sich in Jammers Not,
Besorgt, dass dort der Kцnig gefunden habe den Tod. (558)

Sie stiegen von den Rossen und trugen hohen Mut:
Da kam alsbald Herr Geiselher, der junge Kцnig gut,
Und Gernot, sein Bruder: wie hurtig sprach er da,
Als er den Kцnig Gunther nicht bei Siegfrieden sah: (559)

“Willkommen, Herr Siegfried, ich bitte, sagt mir an:
Wo habt ihr meinen Bruder den Kцnig hingetan?
Brunhildens Stдrke, fьrcht ich, hat ihn uns benommen:
Ihre hohe Minne wдre uns sehr zu Schaden gekommen.” (560)

“Die Sorge lasset fahren: Euch und den Freunden sein
Entbietet seine Dienste der Heergeselle mein:
Ich verlieЯ ihn wohl geborgen; er hat mich euch gesandt,
Dass ich sein Bote wьrde, mit Mдren her in euer Land. (561)

“Nun helfet mir es fьgen, wie es auch gescheh,
Dass ich die Kцngin Ute und eure Schwester seh:
Die soll ich hцren lassen, was ihnen zu wissen tut
Gunther und Brunhilde: Um die Beiden steht es gut.” (562)

Da sprach der junge Geiselher: “So sprecht bei ihnen an,
Da habt ihr meiner Schwester einen Liebesdienst getan.
Sie trдgt noch groЯe Sorge um den Bruder mein;
Das Mдgdlein seiht euch gerne: des will ich euch Bьrge sein.” (563)

Da sprach der Degen Siegfried: “Wo ich ihr dienen kann,
Das soll immer treulich und willig sein getan.
Wer sagt nun dass ich komme den beiden Frauen an?”
Des wurde Bote Geiselher, dieser waidliche Mann. (564)

Geiselher der junge sprach zu der Mutter da,
Und auch zu seiner Schwester, als er die beiden sah:
“Siegfried ist gekommen, der Held aus Niederland,
Ihn hat mein Bruder Gunther her zu dem Rheine gesandt. (565)

“Er bringt uns die Kunde, wie's um den Kцnig steht;
Nun mцgt ihr ihm erlauben, dass er zu Hofe geht:
Er bringt die rechten Mдren uns her von Isenland.”
Noch war den edlen Frauen groЯe Sorge nicht gewandt. (566)

Sie sprangen nach dem Staate und kleideten sich drei
Und luden Siegfrieden nach Hof zu kommen ein.
Das tat der Degen williglich, weil er sie gerne sah.
Kriemhild die edle sprach zu ihm in Gьte da: (567)

“Willkommen, Herr Siegfried, ein Ritter ohne Gleich:
Wo ist mein Bruder Gunther, der edle Kцnig reich?
Durch Brunhilds Stдrke, fьrcht ich, ist er uns verloren:
O weh mir armen Mдgdelein, dass ich jemals ward geboren!” (568)

Da sprach der kьhne Ritter: “Gebt mir Botenbrot,
Ihr viel schцnen Frauen weinet ohne Not.
Ich verlieЯ ihn wohl geborgen: Das tu ich euch bekannt;
Sie haben mich euch Beiden mit der Mдre hergesandt. (569)

“Mit freundlicher Liebe, viel edle Kцnigin mein,
Entbeut euch seine Dienste er und die Traute sein:
Nun lasset euer Weinen, sie wollen balde kommen.”
Sie hatten lange Tage so liebe Mдre nicht vernommen. (570)

* Mit schneeweiЯem Kleide aus Augen wohlgetan
Wischte sie die Trдnen; zu danken hub sie an
Dem Boten dieser Mдre, die da war gekommen;
Da war ihr groЯe Trauer und auch ihr Weinen benommen. (571)

Sie hieЯ den Boten sitzen: Des war er gern bereit.
Da sprach die Minnigliche: “Es wдre mir nicht leid,
Wenn ich euch geben dьrfte zum Botenlohn mein Gold:
Dazu seid ihr zu vornehm: so bleib ich sonst denn euch hold.” (572)

“Und wьrden dreiЯig Lande,” sprach er, “mein genannt,
So empfing' ich doch gerne Gab aus eurer Hand.”
Da sprach die Tugendliche: “So soll es denn geschehn.”
Da lieЯ sie ihren Kдmmerer nach dem Botenlohne gehen. (573)

Vierundzwanzig Spangen mit Edelsteinen gut
Gab sie ihm zum Lohne. So stund des Helden Mut:
Er wollt es nicht behalten; er gab es unverwandt
Ihren schцnen Maidern, die er in der Kammer fand. (574)

Die Mutter bot ihm gьtlich ihre Dienste an.
“Ich will euch mehr berichten,” sprach der kьhne Mann,
“Um was der Kцnig bittet, gelangt er an den Rhein.
Wenn ihr das, Fraue, leistet, er will euch stets gewogen sein. (575)

“Seine reichen Gдste, hцrt ich ihn begehren,
Sollt ihr wohl empfangen und sollt ihn des gewдhren,
Entgegen ihm zu reiten vor Wormes ans Gestad.
Das ists warum der Kцnig mit allen Treuen euch bat.” (576)

“Das will ich gern vollbringen,” sprach die schцne Magd:
“Worin ich ihm kann dienen, das ist ihm unversagt.
Mit freundlicher Treue sei all sein Wunsch getan.”
Da mehrte sich die Farbe, die sie vor Liebe gewann. (577)

Nie sah man eines Fьrsten Boten so wohl empfan:
Wenn sie ihn kьssen durfte, sie hдtt es gern getan;
Minniglich er anders doch von der Frauen schied.
Da taten die Burgonden wie der Bote ihnen riet. (578)

* Sindolt und Haunolt und Rumolt der Degen,
GroЯer UnmuЯe mussten sie da pflegen,
Als sie die Sitze richteten vor Wormes an dem Stand:
Die Schaffner des Kцnigs man sehr beflissen da fand. (579)

* Ortewein und Gere sдumten auch nicht mehr,
Sie sandten nach den Freunden allwдrts umher,
Die Hochzeit zu verkьnden, die da sollte sein;
Der zierten sich entgegen die viel schцnen Mдgdelein. (580)

Der Pallas und die Wдnde waren ьberall
Verziert der Gдste wegen; Kцnig Gunthers Saal
Wurde wohl gezimmert durch manchen fremden Mann;
Das groЯe Hofgelage mit hohen Freuden begann. (581)

Da ritten allenthalben die Wege durch das Land
Der drei Kцnge Freunde; die hatte man besandt,
Dass sie empfangen helfen die da sollten kommen:
Da wurden aus der Lade reicher Zeuche viel genommen. (582)

Da brachte man die Kunde, dass man schon reiten sah
Brunhildens Heergesellen: Gedrдnge gab es da
Von des Volkes Menge in Burgondenland.
Hei! Was man kьhner Degen da zu beiden Seiten fand! (583)

* Da sprach die schцne Kriemhild: “Ihr meine Mдgdelein,
Die nun bei dem Empfange mit mir wollen sein,
Die suchen aus den Kisten ihr allerbest Gewand:
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