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А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 

Du bist mein Verwandter, so will ich deine sein:
Ich befehle dir auf Treue den lieben Gatten mein;
Dass du wohl behьtest mir den lieben Mann.”
Was besser wдr verschwiegen vertraute sie da ihm an. (922)

Die sprach: “Mein Mann ist tapfer, dazu auch stark genug.
Als er den Linddrachen an dem Berge schlug,
Da badete sich im Blute der Degen allbereit,
Daher ihn keine Waffe je versehren mocht im Streit. (923)

“Jedoch bin ich in Sorgen, wenn er im Sturme steht
Und von der Helden Hдnden mancher Speerwurf geht,
Dass ich dann verliere meinen lieben Mann.
Hei! Was ich groЯer Sorgen oft um Siegfried gewann! (924)

“Mein lieber Freund, ich meld es nun auf Gnade dir,
Auf dass du deine Treue bewдhren magst an mir,
Wo man kann verwunden meinen lieben Mann.
Das sollst du nun vernehmen: Es ist auf Gnade getan. (925)

Als von des Drachen Wunden floss das heiЯe Blut,
Da badet' in dem Blute sich der Ritter gut:
Da fiel ihm auf die Achsel ein Lindenblatt gar breit:
Da kann man ihn verwunden, das schafft mir Sorgen und Leid.” (926)

Da sprach von Tronje Hagen: “So nдht auf sein Gewand
Mir ein kleines Zeichen: Daran ist mir bekannt,
Wo ich sein hьten mьsste, wenn wir in Stьrmen stehn.”
Sie wollte sein Leben fristen: Auf seinen Tod wars abgesehn. (927)

Sie sprach: “Mit feiner Seide nдh ich auf sein Gewand
Insgeheim ein Kreuzchen: Da soll, Held, deine Hand
Meinen Mann beschirmen, wenns ins Gedrдnge geht,
Und wenn er in den Stьrmen dann vor seinen Feinden steht.” (928)

“Das tu ich,” sprach da Hagen, “viel liebe Fraue mein.”
Wohl wдhnte da die Kцnigin, sein Frommen sollt es sein:
Da war hiemit verraten der Kriemhilde Mann.
Urlaub nahm da Hagen: Da ging er frцhlich hindann. (929)

* Was er erfahrne hдtte? Bat ihn sein Herr zu sagen.
“Ich will die Reise wenden, wir wollen reiten jagen;
Wohl weiЯ ich nun die Mдre, wie ich ihn tцten soll.
Wollt ihr die Jagd bestellen?” “Das tu ich,” sprach der Kцnig, “wohl.” (930)

Des Kцnigs Ingesinde war froh und wohlgemut.
Gewiss, dass solche Bosheit kein Recke wieder tut
Bis zum jьngsten Tage, als da von ihm geschah,
Als sich seiner Treue die schцne Kцnigin versah. (931)

Am folgenden Morgen mit tausend Mannen gut
Ritt der Degen Siegfried davon mit frohem Mut:
Er wдhnt', er solle rдchen seiner Freunde Leid.
So nahe ritt ihm Hagen, dass er beschaute sein Kleid. (932)

Als er ersah das Zeichen, da schickt' er ungesehn,
Andre Mдr zu bringen, zwei aus seinem Lehn:
In Frieden solle bleiben Kцnig Gunthers Land;
Es habe sie Lьdeger zu dem Kцnige gesandt. (933)

Wie ungerne Siegfried ablieЯ von dem Streit,
Eh er gerochen hatte seiner Freunde Leid!
Kaum hielten ihn zurьcke die in Gunthers Bann.
Da ritt er zu dem Kцnig, der ihm zu danken begann. (934)

“Nun lohn euch, Freund Siegfried, den guten Willen Gott,
Dass ihr so gerne tatet was ich mir wдhnte Not;
Das will ich euch vergelten, wie ich billig soll.
vor allen meinen Freunden vertrau ich euch immer wohl. (935)

“Da wir des Heerzugs uns so entledigt sehn,
So rat ich, dass wir Bдren und Schweine jagen gehn
Nach dem Wasgauwalde, wie ich oft getan.”
Das hatte Hagen geraten, dieser ungetreue Mann. (936)

“Allen meinen Gдsten soll man das nun sagen,
Ich denke frьh zu reiten: Die mit mir wollen jagen,
Dass sie sich fertig halten; die aber hier bestehn,
Kurzweilen mit den Frauen: So sei mir Liebes geschehn.” (937)

Mit herrlichen Sitten sprach da Siegfried:
“Wenn ihr jagen reitet, da will ich gerne mit.
So sollt ihr mir leihen einen Jдgersmann
Mit etlichen Bracken; so reit ich mit euch in den Tann.” (938)

“Wollt ihr nur einen?”, fragte der Kцnig gleich zur Hand:
“Ich leid euch, wollt ihr, viere, denen wohlbekannt
Der Wald ist und die Steige, wo viel Wildes ist,
Dass ihr nicht waldverwiesen zu den Herbergen reiten mьsst.” (939)

Da ritt zu seinem Weibe der Degen unverzagt.
Derweilen hatte Hagen dem Kцnige gesagt,
Wie er verderben wolle den tapferlichen Degen:
So groЯer Untreue sollt ein Mann nimmer pflegen. (940)

*Als die Ungetreuen geschaffen seinen Tod,
Da wussten sie es alle. Geiselher und Gernot
Wollten nicht mitjagen. WeiЯ nicht aus welchem Groll
sie ihn nicht gewarnet; doch des entgalten sie voll. (941)



16. Abenteuer
Wie Siegfried erschlagen ward



Gunther und Hagen, die Recken wohlgetan,
Berieten mit Untreuen ein Brischen in den Tann.
Mit ihren scharfen SpieЯen wollten sie jagen gehn
Bдren, Schwein und Bьffel: Was konnte Kьhnres geschehn? (942)

Da ritt auch mit ihnen Siegfried mit stolzem Sinn.
Man bracht ihnen Speise mancherlei dahin.
An einem kalten Brunnen verlor er bald den Leib:
Brunhild hat es geraten, Gunter des Kцnigs Weib. (943)

Da ging der kьhne Degen, wo er Kriemhilden fand.
Schon war aufgesдumt das edle Birschgewand
Fьr ihn und die Gesellen: Sie wollten ьber Rhein.
Da konnte Kriemhilden nicht ьbler zu Mute sein. (944)

Seine liebe Tante kьsst' er an den Mund:
“Gott lasse mich dich, Fraue, noch wieder sehn gesund,
Und mich auch deine Augen; mit holden Freunden dein
Verkьrze dir die Stunden; ich kann nun nicht bei dir sein.” (945)

Da gedachte sie der Mдre, sie durft es ihm nicht sagen,
Die sie Hagen sagte: Da begann zu klagen
Die edle Kцnigstochter, dass sie je geboren ward:
Ohne MaЯen weinte die wunderschцne Fraue zart. (946)

Sie sprach zu dem Recken: “Lasst euer Jagen sein:
Mir trдumte heunt von Leide, wie euch zwei wilde Schwein
Auf der Haide jagten: Da wurden Blumen rot.
Dass ich so bitter weine, das tut mir sicherlich Not. (947)

Ich fьrchte sehr und bange vor etlicher Verrat.
Hier sind gewisslich welche, die man erzьrnet hat:
Die kцnnten uns verfolgen mit feindlichem Hass.
Bleibt hier, mein lieber Herre, mit Treue rat ich euch das.” (948)

“Meine liebe Traute, ich kehr in kurzer Zeit;
Ich weiЯ nicht, dass hier Jemand mit Hass trьg oder Neid.
Alle deine Freunde sind insgemein mir hold;
Auch verdient ich von den Degen wohl nimmer anderlei Sold.” (949)

“Nicht doch, lieber Siegfried, wohl fьrcht ich deinen Fall.
Mir trдumte heunt von Leide, wie ьber dir zu Tal
Fielen zwei Berge, dass ich dich nie wieder sah:
Und willst du von mir scheiden, das geht mir inniglich nah.” (950)

Er umfing mit Armen das tugendreiche Weib,
Mit holdem Kusse herzt' er ihren schцnen Leib.
Da nahm er Urlaub und schied in kurzer Stund:
Sie ersah ihn leider darnach nicht wieder gesund. (951)

Da ritten sie von dannen in einem tiefen Tann.
Der Kurzweil willen folgte manch kьhner Rittersmann
Gunthern dem Kцnige und Siegfrieden nach.
Geiselher der Ruhe daheim mit Gernoten pflag. (952)

Manch Saumross zog beladen vor ihnen ьberrhein,
Das den Jagdgesellen das Brot trug und den Wein,
Das Fleisch mit den Fischen und Speise mancher Art,
Wie sie ein reicher Kцnig wohl haben mag auf der Fahrt. (953)

Da lieЯ man herbergen bei dem Walde grьn
Vor des Wildes Wechseln die stolzen Jдger kьhn,
Als sie da jagen wollten, auf breitem Angergrund.
Da war auch Siegfried kommen: Das ward dem Kцnige kund. (954)

Von den Jagdgesellen ward umhergestellt
Die Wart an allen Enden: Da sprach der kьhne Held,
Siegfried der starke: “Wer soll uns in den Tann
Nach dem Wilde weisen? Ihr Degen kьhn und wohlgetan.” (955)

“Wollen wir uns scheiden,” hub da Hagen an,
“Ehe wir beginnen zu jagen hier im Tann?
So mцgen wir erkennen, ich und die Herren mein,
Wer die besten Jдger bei dieser Waldreise sei'n. (956)

Die Leute und die Hunde, wir teilen uns darein:
Dann fдhrt, wohin ihn lьstet, jeglicher allein,
Und wer das Beste jagte, dem sagen alle Dank.”
Da weilten die Jдger beieinander nicht mehr lang. (957)

Da sprach der Herre Siegfried: “Der Hunde hab ich Rat,
Ich will nur einen Bracken, der so genossen hat,
Dass er des Wildes Fдhrte spьre durch den Tann:
Wir kommen wohl zum Jagen!”, so sprach der Kriemhilde Mann. (958)

Da nahm ein alter Jдger einen Spьrhund
Und brachte den Herren in einer kurzen Stund,
Wo sie viel Wildes fanden: Was des vertrieben ward,
Da erjagten die Gesellen, wie heut noch guter Jдger Art. (959)

Was da der Bracke scheuchte, das schlug mit seiner Hand
Siegfried der kьhne, der Held von Niederland.
Sein Ross lief so geschwinde, dass ihm nicht viel entrann:
Das Lob er bei dem Jagen vor ihnen allen gewann. (960)

Er war in allen Dingen mannhaft genug.
Das Erste von den Tieren, die er zu Tode schlug,
Das war ein starkes Halbschwein, mit eigener Hand;
Nicht lang darauf der Degen einen ungefьgen Leuen fand. (961)

Als den Bracke scheuchte, schoss er ihn mit dem Bogen
Und dem scharfen Pfeile, den er darauf gezogen;
Der Leu lief nach dem Schusse kaum dreier Sprьnge lang.
Seine Jagdgesellen, die sagten Siegfrieden Dank. (962)

Darnach schlug er wieder einen Bьffel und einen Elk,
Vier starker Auer nieder und einen grimmen Schelk.
So schnell trug ihn die Mдhre, dass ihm nichts entsprang:
Hinden und Hirsche wurden viele sein Fang. (963)

Einen groЯen Eber trieb der Spьrhund auf,
Als der flьchtig wurde, da kam in schnellem Lauf
Derselbe Jagdmeister und nahm ihn wohl aufs Korn:
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