ТОП авторов и книг     ИСКАТЬ КНИГУ В БИБЛИОТЕКЕ

А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 


Gleich fliegenden Vцgeln sah man sie alle fahren;
Da kam der Fьrst Gibecke mit viel herrlichen Scharen. (1388)

Hornbog der schnelle ritt mit tausend Mann
Von des Kцnigs Seite zu seiner Fraun heran.
Ein lauter Ruf erschallte nach des Landes Sitten.
Von den Heunenfьrsten ward auch da herrlich geritten. (1389)

Da kam vom Dдnenlande der kьhne Hawart
Und Iring der schnelle, vor allem Falsch bewahrt;
Irnfried von Thьringen, ein waidlicher Mann:
Sie empfingen Kriemhilden, dass sie viel Ehre gewann, (1390)

Mit zwцlfhundert Mannen, die zдhlte ihre Schar.
Da kam der Degen Blцdel mit dreitausend gar,
Kцnig Etzels Bruder aus dem Heunenland;
Der kam im stolzen Zuge bis er die Kцnigin fand. (1391)

Da kam der Kцnig Etzel und Herr Dietrich
Mit seinen Helden allen; da sah man ritterlich
Manchen edeln Degen bieder und auch gut.
Davon ward Kriemhilden gar wohl getrцstet der Mut. (1392)

Da sprach zu der Kцnigin der Degen Rьdiger:
“Frau, ich will empfangen hier den Kцnig hehr.
Wen ich euch kьssen heiЯe, dem gцnnet GruЯ und Kuss:
Ihr kцnnt Etzels Recken nicht all empfahn mit gleichen GruЯ.” (1393)

Da hob man von der Mдhre die Kцnigstochter hehr.
Etzel der reiche, nicht sдumt er lдnger mehr:
Er schwang sich von dem Rosse noch mit manchem Mann;
Da kam er voll Freude zu Frau Kriemhilden heran. (1394)

Zwei gewaltge Fьrsten, das ist uns wohlbekannt,
Gingen bei der Frauen und trugen reich Gewand,
Als der Kцnig Etzel ihr entgegen ging
Und sie den edeln Fьrsten mit Kьssen gьtlich empfing. (1395)

Sie schob hinauf die Binden: Ihre Farbe wohlgetan
Erglдnzte aus dem Golde. Da sagte mancher Mann,
Helke kцnne schцner nicht gewesen sein.
Dabei stand in der Nдhe Etzels Bruder Blцdelein. (1396)

Den riet ihr zu kьssen Rьdger der Markgraf reich,
Und den Kцnig Gibecke, Dietrichen auch zugleich.
Zwцlf der Recken kьsste Etzels Kцnigin;
Da blickte sie mit GrьЯen noch zu manchem Ritter hin. (1397)

Wдhrend Kцnig Etzel bei Kriemhilden stand
Taten junge Degen wie Sitte noch im Land:
Schцne Waffenspiele wurden vor ihr geritten;
Das taten Christenhelden und Heiden nach ihren Sitten. (1398)

Wie ritterlich die Degen in Dietrichens Lehn
Die splitternden Schдfte in die Lьfte lieЯen gehn
Hoch ьber die Schilde, aus guter Ritter Hand!
Vor den deutschen Gдsten brach da mancher Schildesrand. (1399)

Von der Schдfte Brechen vernahm man lauten Schall.
Da waren aus dem Lande die Recken kommen all
Und auch des Kцnigs Gдste, so mancher edle Mann.
Da ging der reiche Kцnig mit Frau Kriemhilden hindann. (1400)

Sie fanden in der Nдhe ein herrliches Gezelt;
Von Hьtten war erfьllet rings das ganze Feld:
Da war nach den Beschwerden Rast fьr sie bereit.
Darunter sahn die Helden viel manche herrliche Maid (1401)

Bei des Kцnigs Weibe, als sie darnieder saЯ
Auf reichem Stuhlgewande; der Markgraf hatte das
So herrlich schaffen lassen, sie fanden schцn und gut
Das Gestьhl Kriemhildens: Des freute sich Etzels Mut. (1402)

Was da Etzel redete, das ist mir unbekannt:
In seiner Rechten ruhte ihre weiЯe Hand.
So saЯen sie in Minne, als Rьdiger der Degen
Dem Kцnig nicht gestattete Kriemhildens heimlich zu pflegen. (1403)

Da lieЯ man unterbleiben das Kampfspiel ьberall;
Mit Ehren ward beendet der laute Freudenschall.
Da gingen zu den Hьtten die in Etzels Bann;
Herberge wies man ihnen ringsum allenthalben an. (1404)

Der Tag war zu Ende, sie fanden Ruhe da
Bis man den lichten Morgen von neuem scheinen sah.
Da eilte zu den Rossen wieder mancher Mann:
Hei! Was man Kurzweile zu des Kцnigs Ehren begann! (1405)

Nach Wьrden es zu schaffen der Fьrst die Heunen bat.
Da ritten sie von Tulne nach Wien in die Stadt.
Da fand man hold gezieret mancher Frauen Leib;
Sie empfingen wohl mit Ehren des Kцniges Etzel Weib. (1406)

In Ьberfluss und Fьlle war da fьr sie bereit
Was jeder haben sollte: Viel Degen allbereit
Sahn froh dem Fest entgegen. Herbergen wies man an;
Die Hochzeit des Kцnigs mit hohen Freuden begann. (1407)

Man konnte sie nicht alle herbergen in der Stadt:
Die nicht Gдste waren, Rьdiger die bat
Dass sie Herberge nдhmen auf dem Land:
Wohl weiЯ ich, dass man immer den Kцnig bei Kriemhilden fand. (1408)

Dieterich der Degen und mancher andre Held,
Die hatten ihre MuЯe mit Arbeit eingestellt,
Damit sie ihren Gдsten trцsteten den Mut;
Rьdger und seine Freunde hatten Kurzweile gut. (1409)

Die Hochzeit war gefallen auf einen Pfingstentag,
Wo der Kцnig Etzel bei Kriemhilden lag
In der Stadt zu Wiene. Fьrwahr, so manchen Mann
Bei ihrem ersten Manne sie nicht zu Diensten gewann. (1410)

Durch Gabe ward sie manchem, der sie nicht kannte, kund.
Darьber zu den Gдsten hub mancher an zur Stund:
“Wir wдhnten Kriemhilden benommen sei ihr Gut,
Die doch mit ihren Gaben hier so groЯe Wunder tut.” (1411)

Diese Hochzeit wдhrte siebzehn Tage.
Wohl weiЯ ich, dass man nimmer von einem Kцnig sage,
Der solch ein Fest gehalten: Uns ist es unbekannt.
Alle die da waren, die trugen neues Gewand. (1412)

Sie sah sich nie bedienet vordem im Niederland
Von so manchem Degen; auch ist mir wohlbekannt,
War Siegfried reich an Gute, dass er doch nie gewann
So viel der edeln Recken, als Etzeln waren untertan. (1413)

Auch hat wohl nie ein Kцnig bei seiner Hochzeit
So manchen reichen Mantel gegeben, tief und weit,
Noch so gute Kleider als man hier gewann,
Die Kriemhildens willen alle wurden vertan. (1414)

Ihre Freunde wie die Gдste hatten einen Mut:
Sie wollten nichts verschonen und wдrs das beste Gut.
Was einer wьnschen mochte, man war dazu bereit;
Da stand wohl mancher Degen vor Milde bloЯ und ohne Kleid. (1415)

Wenn sie daran gedachte, wie sie am Rheine saЯ
Bei ihrem edeln Manne, ihre Augen wurden nass;
Doch musste sie's verhehlen, dass es niemand sah,
Da ihr nach manchem Leide so viel der Ehre geschah. (1416)

Was einer tat aus Milde, das war doch gar ein Wind
Gegen Dietrichen; was Botlungens Kind
Ihm gegeben hatte, das wurde gar verwandt;
Da tat auch groЯe Wunder des milden Rьdiger Hand. (1417)

Auch aus Ungerlande der Degen Blцdelein
LieЯ da ledig machen manchen Reiseschrein
Von Silber und von Golde: Das ward dahin gegeben.
Man sah des Kцnigs Helden so recht frцhlich alle leben. (1418)

Des Kцnigs Spielleute Werbel und Schwemmelein,
Wohl an tausend Marken nahm jedweder ein
Bei dem Hofgelage (oder mehr als das),
Als die schцne Kriemhild bei Etzeln unter Krone saЯ. (1419)

Am achtzehnten Morgen sie von Wiene ritten:
In Ritterspielen wurden der Schilde viel verschnitten
Von Speeren, so da fьhrten die Recken an der Hand:
So kam der Kцnig Etzel bis in das heunische Land. (1420)

In der alten Heimburg verblieb man ьber Nacht.
Da konnte niemand wissen von des Volkes Macht,
Mit welchen Heerkrдften sie zogen durch das Land.
Hei! Was schцner Frauen man in seiner Heimat fand! (1421)

In Misenburg der reichen fing man zu schiffen an.
Verdeckt ward das Wasser von Ross und auch von Mann
Als ob es Erde wдre, was man doch flieЯen sah:
Die wegemьden Frauen fanden gute Ruhe da. (1422)

Zusammen ward gebunden manches Schifflein gut,
Dass ihnen wenig schadete die Woge noch die Flut;
Darьber ausgebreitet manch kцstliches Gezelt,
Als ob sie noch immer beides hдtten, Land und Feld. (1423)

Es ward in Etzels Hofburg die Mдre kundgetan:
Da freute sich darinnen beides, Weib und Mann.
Eztels Ingesinde, des einst Frau Helke pflag,
Erlebte bei Kriemhilden noch manchen frцhlichen Tag. (1424)

Da stand auch ihrer harrend manche edel Maid,
Die seit Helkens Tode getragen Herzeleid.
Sieben Kцnigstцchter Kriemhilde noch da fand;
Durch die so ward gezieret Kцnig Etzels ganzes Land. (1425)

Herrat die Jungfrau noch des Gesindes pflag,
Helkens Schwestertochter, in der viel Tugend lag,
Dieterichs Verlobte, eines edeln Kцnigs Spross,
Die Tochter Nentweinens, die noch viel Ehren genoss. (1426)

Auf der Gдste Kommen freute sich ihr Mut;
Auch ward dazu verwendet viel kostbares Gut.
Wer kцnnt euch des bescheiden, wie der Kцnig saЯ forthin?
Es lebten nie die Heunen so gut bei einer Kцnigin. (1427)

Als der Fьrst mit seinem Weibe geritten kam vom Strand,
Wer eine jede fьhre, das ward da wohl benannt
Der edeln Kriemhilde: Sie grьЯte desto mehr:
Wie saЯ an Helkens Stelle sie so gewaltig und hehr! (1428)

Getreulichen Dienstes ward ihr viel bekannt.
Die Kцnigin verteilte Gold und auch Gewand,
Silber und Gesteine: Was sie des ьberrhein
Zum Heunenlande brachte, das musste gar vergeben sein. (1429)

Auch wurden ihr mit Diensten spдter untertan
All des Kцnigs Freunde und die in seinem Bann,
Dass nie die Kцnigin Helke so gewaltiglich gebot,
Als sie ihr dienen mussten bis an Kriemhildens Tod. (1430)

Da stand in solchen Ehren der Hof und auch das Land,
Dass man zu allen Zeiten die Kurzweile fand,
Wonach einem jeden verlangte Herz und Mut:
Das schuf des Kцnigs Liebe, das schuf der Kцnigin Gut. (1431)



23. Abenteuer
Wie Kriemhilde ihr Leid zu rдchen gedachte


Unter hohen Ehren, das ist alles wahr,
Wohnten sie beisammen bis in das siebte Jahr.
Die Kцnigin derweile gebar ein Sцhnelein,
Worьber Kцnig Etzel nicht mochte frцhlicher sein. (1432)

Bis sie es erlangte lieЯ sie nicht ab davon,
Die Taufe musst empfangen Kцnig Etzels Sohn
Nach der Christen Sitte:
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172

ТОП авторов и книг     ИСКАТЬ КНИГУ В БИБЛИОТЕКЕ    

Рубрики

Рубрики