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А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 

s Beistand gelingen, ebenso wie die Anwesenheit K.s die Wirkung gewiЯ nicht steigem wьrde. Langsam setzte sich also K. in Gang, tastete sich auf den FuЯspitzen an der Bank hin, kam dann in den breiten Hauptweg und ging dort ganz ungestцrt, nur daЯ der steinerne Boden unter dem leisesten Schritt erklang und die Wцlbungen schwach, aber ununterbrochen, in vielfachem, gesetzmдЯigem Fortschreiten davon widerhallten. K. fьhlte sich ein wenig verlassen, als er dort, vom Geistlichen vielleicht beobachtet, zwischen den leeren Bдnken allein hindurchging, auch schien ihm die GrцЯe des Doms gerade an der Grenze des fьr Menschen noch Ertrдglichen zu liegen. Als er zu seinem frьheren Platz kam, haschte er fцrmlich, ohne weiteren Aufenthalt, nach dem dort liegengelassenen Album und nahm es an sich. Fast hatte er schon das Gebiet der Bдnke verlassen und nдherte sich dem freien Raum, der zwischen ihnen und dem Ausgang lag, als er zum erstenmal die Stimme des Geistlichen hцrte. Eine mдchtige, geьbte Stimme. Wie durchdrang sie den zu ihrer Aufnahme bereiten Dom! Es war aber nicht die Gemeinde, die der Geistliche anrief, es war ganz eindeutig, und es gab keine Ausflьchte, er rief: »Josef K.!«
K. stockte und sah vor sich auf den Boden. Vorlдufig war er noch frei, er konnte noch weitergehen und durch eine der drei kleinen, dunklen Holztьren, die nicht weit vor ihm waren, sich davonmachen. Es wьrde eben bedeuten, daЯ er nicht verstanden hatte, oder daЯ er zwar verstanden hatte, sich aber darum nicht kьmmern wollte. Falls er sich aber umdrehte, war er festgehalten, denn dann hatte er das Gestдndnis gemacht, daЯ er gut verstanden hatte, daЯ er wirklich der Angerufene war und daЯ er auch folgen wollte. Hдtte der Geistliche nochmals gerufen, wдre K. gewiЯ fortgegangen, aber da alles still blieb, solange K. auch wartete, drehte er doch ein wenig den Kopf, denn er wollte sehen, was der Geistliche jetzt mache. Er stand ruhig auf der Kanzel wie frьher, es war aber deutlich zu sehen, daЯ er K.s Kopfwendung bemerkt hatte. Es wдre ein kindliches Versteckenspiel gewesen, wenn sich jetzt K. nicht vollstдndig umgedreht hдtte. Er tat es und wurde vom Geistlichen durch ein Winken des Fingers nдher gerufen. Da jetzt alles offen geschehen konnte, lief er – er tat es auch aus Neugierde und um die Angelegenheit abzukьrzen – mit langen, fliegenden Schritten der Kanzel entgegen. Bei den ersten Bдnken machte er halt, aber dem Geistlichen schien die Entfernung noch zu groЯ, er streckte die Hand aus und zeigte mit dem scharf gesenkten Zeigefinger auf eine Stelle knapp vor der Kanzel. K. folgte auch darin, er muЯte auf diesem Platz den Kopfschon weit zurьckbeugen, um den Geistlichen noch zu sehen. »Du bist Josef K.«, sagte der Geistliche und erhob eine Hand auf der Brьstung in einer unbestimmten Bewegung. »Ja«, sagte K., er dachte daran, wie offen er frьher immer seinen Namen genannt hatte, seit einiger Zeit war er ihm eine Last, auch kannten jetzt seinen Namen Leute, mit denen er zum erstenmal zusammenkam, wie schцn war es, sich zuerst vorzustellen und dann erst gekannt zu werden. »Du bist angeklagt«, sagte der Geistliche besonders leise. »Ja«, sagte K., »man hat mich davon verstдndigt.« »Dann bist du der, den ich suche«, sagte der Geistliche. »Ich bin der Gefдngniskaplan.« »Ach so«, sagte K. »Ich habe dich hierher rufen lassen«, sagte der Geistliche, »um mit dir zu sprechen.« »Ich wuЯte es nicht«, sagte K. »Ich bin hierhergekommen, um einem Italiener den Dom zu zeigen.« »LaЯ das Nebensдchliche«, sagte der Geistliche. »Was hдltst du in der Hand? Ist es ein Gebetbuch?« »Nein«, antwortete K., »es ist ein Album der stдdtischen Sehenswьrdigkeiten.« »Leg es aus der Hand«, sagte der Geistliche. K. warf es so heftig weg, daЯ es aufklappte und mit zerdrьckten Blдttern ein Stьck ьber den Boden schleifte. »WeiЯt du, daЯ dein ProzeЯ schlecht steht?« fragte der Geistliche. »Es scheint mir auch so«, sagte K. »Ich habe mir alle Mьhe gegeben, bisher aber ohne Erfolg. Allerdings habe ich die Eingabe noch nicht fertig.« »Wie stellst du dir das Ende vor?« fragte der Geistliche. »Frьher dachte ich, es mьsse gut enden«, sagte K., »jetzt zweifle ich daran manchmal selbst. Ich weiЯ nicht, wie es enden wird. WeiЯt du es?« »Nein«, sagte der Geistliche, »aber ich fьrchte, es wird schlecht enden. Man hдlt dich fьr schuldig. Dein ProzeЯ wird vielleicht ьber ein niedriges Gericht gar nicht hinauskommen. Man hдlt wenigstens vorlдufig deine Schuld fьr erwiesen.« »Ich bin aber nicht schuldig«, sagte K., »es ist ein Irrtum. Wie kann denn ein Mensch ьberhaupt schuldig sein. Wir sind hier doch alle Menschen, einer wie der andere.« »Das ist richtig«, sagte der Geistliche, »aber so pflegen die Schuldigen zu reden.« »Hast auch du ein Vorurteil gegen mich?« fragte K. »Ich habe kein Vorurteil gegen dich«, sagte der Geistliche. »Ich danke dir«, sagte K., »alle anderen aber, die an dem Verfahren beteiligt sind, haben ein Vorurteil gegen mich. Sie flцЯen es auch den Unbeteiligten ein. Meine Stellung wird immer schwieriger.« »Du miЯverstehst die Tatsachen«, sagte der Geistliche, »das Urteil kommt nicht mit einemmal, das Verfahren geht allmдhlich ins Urteil ьber.« »So ist es also«, sagte K. und senkte den Kopf. »Was willst du nдchstens in deiner Sache tun?« fragte der Geistliche. »Ich will noch Hilfe suchen«, sagte K. und hob den Kopf, um zu sehen, wie der Geistliche es beurteile. »Es gibt noch gewisse Mцglichkeiten, die ich nicht ausgenьtzt habe.« »Du suchst zuviel fremde Hilfe«, sagte der Geistliche miЯbilligend, »und besonders bei Frauen. Merkst du denn nicht, daЯ es nicht die wahre Hilfe ist?« »Manchmal und sogar oft kцnnte ich dir recht geben«, sagte K., »aber nicht immer. Die Frauen haben eine groЯe Macht. Wenn ich einige Frauen, die ich kenne, dazu bewegen kцnnte, gemeinschaftlich fьr mich zu arbeiten, mьЯte ich durchdringen. Besonders bei diesem Gericht, das fast nur aus Frauenjдgern besteht. Zeig dem Untersuchungsrichter eine Frau aus der Ferne, und er ьberrennt, um nur rechtzeitig hinzukommen, den Gerichtstisch und den Angeklagten.« Der Geistliche neigte den Kopf zur Brьstung, jetzt erst schien die Ьberdachung der Kanzel ihn niederzudrьcken. Was fьr ein Unwetter mochte drauЯen sein? Das war kein trьber Tag mehr, das war schon tiefe Nacht. Keine Glasmalerei der groЯen Fenster war imstande, die dunkle Wand auch nur mit einem Schimmer zu unterbrechen. Und gerade jetzt begann der Kirchendiener, die Kerzen auf dem Hauptaltar, eine nach der anderen, auszulцschen. »Bist du mir bцse?« fragte K. den Geistlichen. »Du weiЯt vielleicht nicht, was fьr einem Gericht du dienst.« Er bekam keine Antwort. »Es sind doch nur meine Erfahrungen«, sagte K. Oben blieb es noch immer still. »Ich wollte dich nicht beleidigen«, sagte K. Da schrie der Geistliche zu K. hinunter: »Siehst du denn nicht zwei Schritte weit?« Es war im Zorn geschrien, aber gleichzeitig wie von einem, der jemanden fallen sieht und, weil er selbst erschrocken ist, unvorsichtig, ohne Willen schreit.
Nun schwiegen beide lange. GewiЯ konnte der Geistliche in dem Dunkel, das unten herrschte, K. nicht genau erkennen, wдhrend K. den Geistlichen im Licht der kleinen Lampe deutlich sah. Warum kam der Geistliche nicht herunter? Eine Predigt hatte er ja nicht gehalten, sondern K. nur einige Mitteilungen gemacht, die ihm, wenn er sie genau beachtete, wahrscheinlich mehr schaden als nьtzen wьrden. Wohl aber schien K. die gute Absicht des Geistlichen zweifellos zu sein, es war nicht unmцglich, daЯ er sich mit ihm, wenn er herunterkдme, einigen wьrde, es war nicht unmцglich, daЯ er von ihm einen entscheidenden und annehmbaren Rat bekдme, der ihm zum Beispiel zeigen wьrde, nicht etwa wie der ProzeЯ zu beeinflussen war, sondern wie man aus dem ProzeЯ ausbrechen, wie man ihn umgehen, wie man auЯerhalb des Prozesses leben kцnnte. Diese Mцglichkeit muЯte bestehen, K. hatte in der letzten Zeit цfters an sie gedacht. WuЯte aber der Geistliche eine solche Mцglichkeit, wьrde er sie vielleicht, wenn man ihn darum bat, verraten, obwohl er selbst zum Gerichte gehцrte und obwohl er, als K. das Gericht angegriffen hatte, sein sanftes Wesen unterdrьckt und K. sogar angeschrien hatte.
»Willst du nicht herunterkommen?« sagte K. »Es ist doch keine Predigt zu halten. Komm zu mir herunter.« »Jetzt kann ich schon kommen«, sagte der Geistliche, er bereute vielleicht sein Schreien. Wдhrend er die Lampe von ihrem Haken lцste, sagte er: »Ich muЯte zuerst aus der Entfernung mit dir sprechen. Ich lasse mich sonst zu leicht beeinflussen und vergesse meinen Dienst.«
K. erwartete ihn unten an der Treppe. Der Geistliche streckte ihm schon von einer oberen Stufe im Hinuntergehen die Hand entgegen. »Hast du ein wenig Zeit fьr mich?« fragte K. »Soviel Zeit, als du brauchst«, sagte der Geistliche und reichte K. die kleine Lampe, damit er sie trage. Auch in der Nдhe verlor sich eine gewisse Feierlichkeit aus seinem Wesen nicht. »Du bist sehr freundlich zu mir«, sagte K., sie gingen nebeneinander im dunklen Seitenschiff auf und ab. »Du bist eine Ausnahme unter allen, die zum Gericht gehцren. Ich habe mehr Vertrauen zu dir als zu irgend jemandem von ihnen, so viele ich schon kenne. Mit dir kann ich offen reden.« »Tдusche dich nicht«, sagte der Geistliche. »Worin sollte ich mich denn tдuschen?« fragte K. »In dem Gericht tдuschst du dich«, sagte der Geistliche, »in den einleitenden Schriften zum Gesetz heiЯt es von dieser Tдuschung: Vor dem Gesetz steht ein Tьrhьter. Zu diesem Tьrhьter kommt ein Mann vom Lande und bittet um Eintritt in das Gesetz. Aber der Tьrhьter sagt, daЯ er ihm jetzt den Eintritt nicht gewдhren kцnne. Der Mann ьberlegt und fragt dann, ob er also spдter werde eintreten dьrfen. ›Es ist mцglich‹
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