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Hierbei zog er absichtlich gar nicht in Berechnung, was er von Frau Grubach ьber Frдulein Bьrstner erfahren hatte. Das alles ьberlegte er, wдhrend er kaum grьЯend das Zimmer verlieЯ. Er wollte gleich in sein Zimmer gehen, aber ein kleines Lachen des Frдulein Montag, das er hinter sich aus dem EЯzimmer hцrte, brachte ihn auf den Gedanken, daЯ er vielleicht beiden, dem Hauptmann wie Frдulein Montag, eine Ьberraschung bereiten kцnnte. Er sah sich um und horchte, ob aus irgendeinem der umliegenden Zimmer eine Stцrung zu erwarten wдre, es war ьberall still, nur die Unterhaltung aus dem EЯzimmer war zu hцren und aus dem Gang, der zur Kьche fьhrte, die Stimme der Frau Grubach. Die Gelegenheit schien gьnstig, K. ging zur Tьr von Frдulein Bьrstners Zimmer und klopfte leise. Da sich nichts rьhrte, klopfte er nochmals, aber es erfolgte noch immer keine Antwort. Schlief sie? Oder war sie wirklich unwohl? Oder verleugnete sie sich nur deshalb, weil sie ahnte, daЯ es nur K. sein konnte, der so leise klopfte? K. nahm an, daЯ sie sich verleugne, und klopfte stдrker, цffnete schlieЯlich, da das Klopfen keinen Erfolg hatte, vorsichtig und nicht ohne das Gefьhl, etwas Unrechtes und ьberdies Nutzloses zu tun, die Tьr. Im Zimmer war niemand. Es erinnerte ьbrigens kaum mehr an das Zimmer, wie es K. gekannt hatte. An der Wand waren nun zwei Betten hintereinander aufgestellt, drei Sessel in der Nдhe der Tьr waren mit Kleidern und Wдsche ьberhдuft, ein Schrank stand offen. Frдulein Bьrstner war wahrscheinlich fortgegangen, wдhrend Frдulein Montag im EЯzimmer auf K. eingeredet hatte. K. war dadurch nicht sehr bestьrzt, er hatte kaum mehr erwartet, Frдulein Bьrstner so leicht zu treffen, er hatte diesen Versuch fast nur aus Trotz gegen Frдulein Montag gemacht. Um so peinlicher war es ihm aber, als er, wдhrend er die Tьr wieder schloЯ, in der offenen Tьr des EЯzimmers Frдulein Montag und den Hauptmann sich unterhalten sah. Sie standen dort vielleicht schon, seitdem K. die Tьr geцffnet hatte, sie vermieden jeden Anschein, als ob sie K. etwa beobachteten, sie unterhielten sich leise und verfolgten K.s Bewegungen mit den Blicken nur so, wie man wдhrend eines Gesprдchs zerstreut umherblickt. Aber auf K. lagen diese Blicke doch schwer, er beeilte sich, an der Wand entlang in sein Zimmer zu kommen.
Fьnftes Kapitel Der Prьgler
Als K. an einem der nдchsten Abende den Korridor passierte, der sein Bьro von der Haupttreppe trennte – er ging diesmal fast als der letzte nach Hause, nur in der Expedition arbeiteten noch zwei Diener im kleinen Lichtfeld einer Glьhlampe –, hцrte er hinter einer Tьr, hinter der er immer nur eine Rumpelkammer vermutet hatte, ohne sie jemals selbst gesehen zu haben, Seufzer ausstoЯen. Er blieb erstaunt stehen und horchte noch einmal auf, um festzustellen, ob er sich nicht irrte – es wurde ein Weilchen still, dann waren es aber doch wieder Seufzer. – Zuerst wollte er einen der Diener holen, man konnte vielleicht einen Zeugen brauchen, dann aber faЯte ihn eine derart unbezдhmbare Neugierde, daЯ er die Tьr fцrmlich aufriЯ. Es war, wie er richtig vermutet hatte, eine Rumpelkammer. Unbrauchbare, alte Drucksorten, umgeworfene leere irdene Tintenflaschen lagen hinter der Schwelle. In der Kammer selbst aber standen drei Mдnner, gebьckt in dem niedrigen Raum. Eine auf einem Regal festgemachte Kerze gab ihnen Licht. »Was treibt ihr hier?« fragte K., sich vor Aufregung ьberstьrzend, aber nicht laut. Der eine Mann, der die anderen offenbar beherrschte und zuerst den Blick auf sich lenkte, stak in einer Art dunkler Lederkleidung, die den Hals bis tief zur Brust und die ganzen Arme nackt lieЯ. Er antwortete nicht. Aber die zwei anderen riefen: »Herr! Wir sollen geprьgelt werden, weil du dich beim Untersuchungsrichter ьber uns beklagt hast.« Und nun erst erkannte K., daЯ es wirklich die Wдchter Franz und Willem waren, und daЯ der dritte eine Rute in der Hand hielt, um sie zu prьgeln. »Nun«, sagte K. und starrte sie an, »ich habe mich nicht beklagt, ich habe nur gesagt, wie es sich in meiner Wohnung zugetragen hat. Und einwandfrei habt ihr euch ja nicht benommen.« »Herr«, sagte Willem, wдhrend Franz sich hinter ihm vor dem dritten offenbar zu sichern suchte, »wenn Ihr wьЯtet, wie schlecht wir bezahlt sind, Ihr wьrdet besser ьber uns urteilen. Ich habe eine Familie zu ernдhren, und Franz hier wollte heiraten, man sucht sich zu bereichern, wie es geht, durch bloЯe Arbeit gelingt es nicht, selbst durch die angestrengteste. Euere feine Wдsche hat mich verlockt, es ist natьrlich den Wдchtern verboten, so zu handeln, es war unrecht, aber Tradition ist es, daЯ die Wдsche den Wдchtern gehцrt, es ist immer so gewesen, glaubt es mir; es ist ja auch verstдndlich, was bedeuten denn noch solche Dinge fьr den, welcher so unglьcklich ist, verhaftet zu werden? Bringt er es dann allerdings цffentlich zur Sprache, dann muЯ die Strafe erfolgen.« »Was ihr jetzt sagt, wuЯte ich nicht, ich habe auch keineswegs eure Bestrafung verlangt, mir ging es um ein Prinzip.« »Franz«, wandte sich Willem zum anderen Wдchter, »sagte ich dir nicht, daЯ der Herr unsere Bestrafung nicht verlangt hat? Jetzt hцrst du, daЯ er nicht einmal gewuЯt hat, daЯ wir bestraft werden mьssen.« »LaЯ dich nicht durch solche Reden rьhren«, sagte der dritte zu K., »die Strafe ist ebenso gerecht als unvermeidlich.« »Hцre nicht auf ihn«, sagte Willem und unterbrach sich nur, um die Hand, ьber die er einen Rutenhieb bekommen hatte, schnell an den Mund zu fьhren, »wir werden nur gestraft, weil du uns angezeigt hast. Sonst wдre uns nichts geschehen, selbst wenn man erfahren hдtte, was wir getan haben. Kann man das Gerechtigkeit nennen? Wir zwei, insbesondere aber ich, hatten uns als Wдchter durch lange Zeit sehr bewдhrt – du selbst muЯt eingestehen, daЯ wir, vom Gesichtspunkt der Behцrde gesehen, gut gewacht haben – wir hatten Aussicht, vorwдrtszukommen und wдren gewiЯ bald auch Prьgler geworden wie dieser, der eben das Glьck hatte, von niemandem angezeigt worden zu sein, denn eine solche Anzeige kommt wirklich nur sehr selten vor. Und jetzt, Herr, ist alles verloren, unsere Laufbahn beendet, wir werden noch viel untergeordnetere Arbeiten leisten mьssen, als es der Wachdienst ist, und ьberdies bekommen wir jetzt diese schrecklich schmerzhaften Prьgel.« »Kann denn die Rute solche Schmerzen machen?« fragte K. und prьfte die Rute, die der Prьgler vor ihm schwang. »Wir werden uns ja ganz nackt ausziehen mьssen«, sagte Willem. »Ach so«, sagte K. und sah den Prьgler genau an, er war braun gebrannt wie ein Matrose und hatte ein wildes, frisches Gesicht. »Gibt es keine Mцglichkeit, den beiden die Prьgel zu ersparen?« fragte er ihn. »Nein«, sagte der Prьgler und schьttelte lдchelnd den Kopf. »Zieht euch aus!« befahl er den Wдchtern. Und zu K. sagte er: »Du muЯt ihnen nicht alles glauben, sie sind durch die Angst vor den Prьgeln schon ein wenig schwachsinnig geworden. Was dieser hier, zum Beispiel« – er zeigte auf Willem – »ьber seine mцgliche Laufbahn erzдhlt hat, ist geradezu lдcherlich. Sieh an, wie fett er ist – die ersten Rutenstreiche werden ьberhaupt im Fett verlorengehen. – WeiЯt du, wodurch er so fett geworden ist? Er hat die Gewohnheit, allen Verhafteten das Frьhstьck aufzuessen. Hat er nicht auch dein Frьhstьck aufgegessen? Nun, ich sagte es ja. Aber ein Mann mit einem solchen Bauch kann nie und nimmermehr Prьgler werden, das ist ganz ausgeschlossen.« »Es gibt auch solche Prьgler«, behauptete Willem, der gerade seinen Hosengьrtel lцste. »Nein«, sagte der Prьgler und strich ihm mit der Rute derartig ьber den Hals, daЯ er zusammenzuckte, »du sollst nicht zuhцren, sondern dich ausziehen.« »Ich wьrde dich gut belohnen, wenn du sie laufen lдЯt«, sagte K. und zog, ohne den Prьgler nochmals anzusehen – solche Geschдfte werden beiderseits mit niedergeschlagenen Augen am besten abgewickelt – seine Brieftasche hervor. »Du willst wohl dann auch mich anzeigen«, sagte der Prьgler, »und auch noch mir Prьgel verschaffen. Nein, nein!« »Sei doch vernьnftig«, sagte K., »wenn ich gewollt hдtte, daЯ diese beiden bestraft werden, wьrde ich sie doch jetzt nicht loskaufen wollen. Ich kцnnte einfach die Tьr hier zuschlagen, nichts weiter sehen und hцren wollen und nach Hause gehen. Nun tue ich das aber nicht, vielmehr liegt mir ernstlich daran, sie zu befreien; hдtte ich geahnt, daЯ sie bestraft werden sollen oder auch nur bestraft werden kцnnen, hдtte ich ihre Namen nie genannt. Ich halte sie nдmlich gar nicht fьr schuldig, schuldig ist die Organisation, schuldig sind die hohen Beamten.« »So ist es!« riefen die Wдchter und bekamen sofort einen Hieb ьber ihren schon entkleideten Rьcken. »Hдttest du hier unter deiner Rute einen hohen Richter«, sagte K. und drьckte, wдhrend er sprach, die Rute, die sich schon wieder erheben wollte, nieder, »ich wьrde dich wahrhaftig nicht hindern, loszuschlagen, im Gegenteil, ich wьrde dir noch Geld geben, damit du dich fьr die gute Sache krдftigst.« »Was du sagst, klingt ja glaubwьrdig«, sagte der Prьgler, »aber ich lasse mich nicht bestechen. Ich bin zum Prьgeln angestellt, also prьgle ich.« Der Wдchter Franz, der vielleicht in Erwartung eines guten Ausgangs des Eingreifens von K. bisher ziemlich zurьckhaltend gewesen war, trat jetzt, nur noch mit den Hosen bekleidet, zur Tьr, hing sich niederkniend an K.s Arm und flьsterte: »Wenn du fьr uns beide Schonung nicht durchsetzen kannst, so versuche wenigstens, mich zu befreien. Willem ist дlter als ich, in jeder Hinsicht weniger empfindlich, auch hat er schon einmal vor ein paar Jahren eine leichte Prьgelstrafe bekommen, ich aber bin noch nicht entehrt und bin doch zu meiner Handlungsweise nur durch Willem gebracht worden, der im Guten und Schlechten mein Lehrer ist.
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Fьnftes Kapitel Der Prьgler
Als K. an einem der nдchsten Abende den Korridor passierte, der sein Bьro von der Haupttreppe trennte – er ging diesmal fast als der letzte nach Hause, nur in der Expedition arbeiteten noch zwei Diener im kleinen Lichtfeld einer Glьhlampe –, hцrte er hinter einer Tьr, hinter der er immer nur eine Rumpelkammer vermutet hatte, ohne sie jemals selbst gesehen zu haben, Seufzer ausstoЯen. Er blieb erstaunt stehen und horchte noch einmal auf, um festzustellen, ob er sich nicht irrte – es wurde ein Weilchen still, dann waren es aber doch wieder Seufzer. – Zuerst wollte er einen der Diener holen, man konnte vielleicht einen Zeugen brauchen, dann aber faЯte ihn eine derart unbezдhmbare Neugierde, daЯ er die Tьr fцrmlich aufriЯ. Es war, wie er richtig vermutet hatte, eine Rumpelkammer. Unbrauchbare, alte Drucksorten, umgeworfene leere irdene Tintenflaschen lagen hinter der Schwelle. In der Kammer selbst aber standen drei Mдnner, gebьckt in dem niedrigen Raum. Eine auf einem Regal festgemachte Kerze gab ihnen Licht. »Was treibt ihr hier?« fragte K., sich vor Aufregung ьberstьrzend, aber nicht laut. Der eine Mann, der die anderen offenbar beherrschte und zuerst den Blick auf sich lenkte, stak in einer Art dunkler Lederkleidung, die den Hals bis tief zur Brust und die ganzen Arme nackt lieЯ. Er antwortete nicht. Aber die zwei anderen riefen: »Herr! Wir sollen geprьgelt werden, weil du dich beim Untersuchungsrichter ьber uns beklagt hast.« Und nun erst erkannte K., daЯ es wirklich die Wдchter Franz und Willem waren, und daЯ der dritte eine Rute in der Hand hielt, um sie zu prьgeln. »Nun«, sagte K. und starrte sie an, »ich habe mich nicht beklagt, ich habe nur gesagt, wie es sich in meiner Wohnung zugetragen hat. Und einwandfrei habt ihr euch ja nicht benommen.« »Herr«, sagte Willem, wдhrend Franz sich hinter ihm vor dem dritten offenbar zu sichern suchte, »wenn Ihr wьЯtet, wie schlecht wir bezahlt sind, Ihr wьrdet besser ьber uns urteilen. Ich habe eine Familie zu ernдhren, und Franz hier wollte heiraten, man sucht sich zu bereichern, wie es geht, durch bloЯe Arbeit gelingt es nicht, selbst durch die angestrengteste. Euere feine Wдsche hat mich verlockt, es ist natьrlich den Wдchtern verboten, so zu handeln, es war unrecht, aber Tradition ist es, daЯ die Wдsche den Wдchtern gehцrt, es ist immer so gewesen, glaubt es mir; es ist ja auch verstдndlich, was bedeuten denn noch solche Dinge fьr den, welcher so unglьcklich ist, verhaftet zu werden? Bringt er es dann allerdings цffentlich zur Sprache, dann muЯ die Strafe erfolgen.« »Was ihr jetzt sagt, wuЯte ich nicht, ich habe auch keineswegs eure Bestrafung verlangt, mir ging es um ein Prinzip.« »Franz«, wandte sich Willem zum anderen Wдchter, »sagte ich dir nicht, daЯ der Herr unsere Bestrafung nicht verlangt hat? Jetzt hцrst du, daЯ er nicht einmal gewuЯt hat, daЯ wir bestraft werden mьssen.« »LaЯ dich nicht durch solche Reden rьhren«, sagte der dritte zu K., »die Strafe ist ebenso gerecht als unvermeidlich.« »Hцre nicht auf ihn«, sagte Willem und unterbrach sich nur, um die Hand, ьber die er einen Rutenhieb bekommen hatte, schnell an den Mund zu fьhren, »wir werden nur gestraft, weil du uns angezeigt hast. Sonst wдre uns nichts geschehen, selbst wenn man erfahren hдtte, was wir getan haben. Kann man das Gerechtigkeit nennen? Wir zwei, insbesondere aber ich, hatten uns als Wдchter durch lange Zeit sehr bewдhrt – du selbst muЯt eingestehen, daЯ wir, vom Gesichtspunkt der Behцrde gesehen, gut gewacht haben – wir hatten Aussicht, vorwдrtszukommen und wдren gewiЯ bald auch Prьgler geworden wie dieser, der eben das Glьck hatte, von niemandem angezeigt worden zu sein, denn eine solche Anzeige kommt wirklich nur sehr selten vor. Und jetzt, Herr, ist alles verloren, unsere Laufbahn beendet, wir werden noch viel untergeordnetere Arbeiten leisten mьssen, als es der Wachdienst ist, und ьberdies bekommen wir jetzt diese schrecklich schmerzhaften Prьgel.« »Kann denn die Rute solche Schmerzen machen?« fragte K. und prьfte die Rute, die der Prьgler vor ihm schwang. »Wir werden uns ja ganz nackt ausziehen mьssen«, sagte Willem. »Ach so«, sagte K. und sah den Prьgler genau an, er war braun gebrannt wie ein Matrose und hatte ein wildes, frisches Gesicht. »Gibt es keine Mцglichkeit, den beiden die Prьgel zu ersparen?« fragte er ihn. »Nein«, sagte der Prьgler und schьttelte lдchelnd den Kopf. »Zieht euch aus!« befahl er den Wдchtern. Und zu K. sagte er: »Du muЯt ihnen nicht alles glauben, sie sind durch die Angst vor den Prьgeln schon ein wenig schwachsinnig geworden. Was dieser hier, zum Beispiel« – er zeigte auf Willem – »ьber seine mцgliche Laufbahn erzдhlt hat, ist geradezu lдcherlich. Sieh an, wie fett er ist – die ersten Rutenstreiche werden ьberhaupt im Fett verlorengehen. – WeiЯt du, wodurch er so fett geworden ist? Er hat die Gewohnheit, allen Verhafteten das Frьhstьck aufzuessen. Hat er nicht auch dein Frьhstьck aufgegessen? Nun, ich sagte es ja. Aber ein Mann mit einem solchen Bauch kann nie und nimmermehr Prьgler werden, das ist ganz ausgeschlossen.« »Es gibt auch solche Prьgler«, behauptete Willem, der gerade seinen Hosengьrtel lцste. »Nein«, sagte der Prьgler und strich ihm mit der Rute derartig ьber den Hals, daЯ er zusammenzuckte, »du sollst nicht zuhцren, sondern dich ausziehen.« »Ich wьrde dich gut belohnen, wenn du sie laufen lдЯt«, sagte K. und zog, ohne den Prьgler nochmals anzusehen – solche Geschдfte werden beiderseits mit niedergeschlagenen Augen am besten abgewickelt – seine Brieftasche hervor. »Du willst wohl dann auch mich anzeigen«, sagte der Prьgler, »und auch noch mir Prьgel verschaffen. Nein, nein!« »Sei doch vernьnftig«, sagte K., »wenn ich gewollt hдtte, daЯ diese beiden bestraft werden, wьrde ich sie doch jetzt nicht loskaufen wollen. Ich kцnnte einfach die Tьr hier zuschlagen, nichts weiter sehen und hцren wollen und nach Hause gehen. Nun tue ich das aber nicht, vielmehr liegt mir ernstlich daran, sie zu befreien; hдtte ich geahnt, daЯ sie bestraft werden sollen oder auch nur bestraft werden kцnnen, hдtte ich ihre Namen nie genannt. Ich halte sie nдmlich gar nicht fьr schuldig, schuldig ist die Organisation, schuldig sind die hohen Beamten.« »So ist es!« riefen die Wдchter und bekamen sofort einen Hieb ьber ihren schon entkleideten Rьcken. »Hдttest du hier unter deiner Rute einen hohen Richter«, sagte K. und drьckte, wдhrend er sprach, die Rute, die sich schon wieder erheben wollte, nieder, »ich wьrde dich wahrhaftig nicht hindern, loszuschlagen, im Gegenteil, ich wьrde dir noch Geld geben, damit du dich fьr die gute Sache krдftigst.« »Was du sagst, klingt ja glaubwьrdig«, sagte der Prьgler, »aber ich lasse mich nicht bestechen. Ich bin zum Prьgeln angestellt, also prьgle ich.« Der Wдchter Franz, der vielleicht in Erwartung eines guten Ausgangs des Eingreifens von K. bisher ziemlich zurьckhaltend gewesen war, trat jetzt, nur noch mit den Hosen bekleidet, zur Tьr, hing sich niederkniend an K.s Arm und flьsterte: »Wenn du fьr uns beide Schonung nicht durchsetzen kannst, so versuche wenigstens, mich zu befreien. Willem ist дlter als ich, in jeder Hinsicht weniger empfindlich, auch hat er schon einmal vor ein paar Jahren eine leichte Prьgelstrafe bekommen, ich aber bin noch nicht entehrt und bin doch zu meiner Handlungsweise nur durch Willem gebracht worden, der im Guten und Schlechten mein Lehrer ist.
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