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А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 

»GewiЯ«, sagte K., und das Wohlgefьhl, endlich einem vernьnftigen Menschen gegenьberzustehen und ьber seine Angelegenheit mit ihm sprechen zu kцnnen, ergriff ihn. »GewiЯ, ich bin ьberrascht, aber ich bin keineswegs sehr ьberrascht.« »Nicht sehr ьberrascht?« fragte der Aufseher und stellte nun die Kerze in die Mitte des Tischchens, wдhrend er die anderen Sachen um sie gruppierte. »Sie miЯverstehen mich vielleicht«, beeilte sich K. zu bemerken. »Ich meine« – hier unterbrach sich K. und sah sich nach einem Sessel um. »Ich kann mich doch setzen?« fragte er. »Es ist nicht ьblich«, antwortete der Aufseher. »Ich meine«, sagte nun K. ohne weitere Pause, »ich bin allerdings sehr ьberrascht, aber man ist, wenn man dreiЯig Jahre auf der Welt ist und sich allein hat durchschlagen mьssen, wie es mir beschieden war, gegen Ьberraschungen abgehдrtet und nimmt sie nicht zu schwer. Besonders die heutige nicht.« »Warum besonders die heutige nicht?« »Ich will nicht sagen, daЯ ich das Ganze fьr einen SpaЯ ansehe, dafьr scheinen mir die Veranstaltungen, die gemacht wurden, doch zu umfangreich. Es mьЯten alle Mitglieder der Pension daran beteiligt sein und auch Sie alle, das ginge ьber die Grenzen eines SpaЯes. Ich will also nicht sagen, daЯ es ein SpaЯ ist.« »Ganz richtig«, sagte der Aufseher und sah nach, wieviel Zьndhцlzchen in der Zьndhцlzchenschachtel waren. »Andererseits aber«, fuhr K. fort und wandte sich hierbei an alle und hдtte gern sogar die drei bei den Photographien sich zugewendet, »andererseits aber kann die Sache auch nicht viel Wichtigkeit haben. Ich folgere das daraus, daЯ ich angeklagt bin, aber nicht die geringste Schuld auffinden kann, wegen deren man mich anklagen kцnnte. Aber auch das ist nebensдchlich, die Hauptfrage ist, von wem bin ich angeklagt? Welche Behцrde fьhrt das Verfahren? Sind Sie Beamte? Keiner hat eine Uniform, wenn man nicht Ihr Kleid« – hier wandte er sich an Franz – »eine Uniform nennen will, aber es ist doch eher ein Reiseanzug. In diesen Fragen verlange ich Klarheit, und ich bin ьberzeugt, daЯ wir nach dieser Klarstellung voneinander den herzlichsten Abschied werden nehmen kцnnen.« Der Aufseher schlug die Zьndhцlzchenschachtel auf den Tisch nieder. »Sie befinden sich in einem groЯen Irrtum«, sagte er. »Diese Herren hier und ich sind fьr Ihre Angelegenheit vollstдndig nebensдchlich, ja wir wissen sogar von ihr fast nichts. Wir kцnnten die regelrechtesten Uniformen tragen, und Ihre Sache wьrde um nichts schlechter stehen. Ich kann Ihnen auch durchaus nicht sagen, daЯ Sie angeklagt sind oder vielmehr, ich weiЯ nicht, ob Sie es sind. Sie sind verhaftet, das ist richtig, mehr weiЯ ich nicht. Vielleicht haben die Wдchter etwas anderes geschwдtzt, dann ist es eben nur Geschwдtz gewesen. Wenn ich nun aber auch Ihre Fragen nicht beantworte, so kann ich Ihnen doch raten, denken Sie weniger an uns und an das, was mit Ihnen geschehen wird, denken Sie lieber mehr an sich. Und machen Sie keinen solchen Lдrm mit dem Gefьhl Ihrer Unschuld, es stцrt den nicht gerade schlechten Eindruck, den Sie im ьbrigen machen. Auch sollten Sie ьberhaupt im Reden zurьckhaltender sein, fast alles, was Sie vorhin gesagt haben, hдtte man auch, wenn Sie nur ein paar Worte gesagt hдtten, Ihrem Verhalten entnehmen kцnnen, auЯerdem war es nichts fьr Sie ьbermдЯig Gьnstiges.« K. starrte den Aufseher an. SchulmдЯige Lehren bekam er hier von einem vielleicht jьngeren Menschen? Fьr seine Offenheit wurde er mit einer Rьge bestraft? Und ьber den Grund seiner Verhaftung und ьber deren Auftraggeber erfuhr er nichts? Er geriet in eine gewisse Aufregung, ging auf und ab, woran ihn niemand hinderte, schob seine Manschetten zurьck, befьhlte die Brust, strich sein Haar zurecht, kam an den drei Herren vorьber, sagte: »Es ist ja sinnlos«, worauf sich diese zu ihm umdrehten und ihn entgegenkommend, aber ernst ansahen und machte endlich wieder vor dem Tisch des Aufsehers halt. »Der Staatsanwalt Hasterer ist mein guter Freund«, sagte er, »kann ich ihm telephonieren?«, »GewiЯ«, sagte der Aufseher, »aber ich weiЯ nicht, welchen Sinn das haben sollte, es mьЯte denn sein, daЯ Sie irgendeine private Angelegenheit mit ihm zu besprechen haben.« »Welchen Sinn?« rief K., mehr bestьrzt als geдrgert. »Wer sind Sie denn? Sie wollen einen Sinn und fьhren dieses Sinnloseste auf, das es gibt? Ist es nicht zum Steinerweichen? Die Herren haben mich zuerst ьberfallen, und jetzt sitzen oder stehen sie hier herum und lassen mich vor Ihnen die Hohe Schule reiten. Welchen Sinn es hдtte, an einen Staatsanwalt zu telephonieren, wenn ich angeblich verhaftet bin? Gut, ich werde nicht telephonieren.« »Aber doch«, sagte der Aufseher und streckte die Hand zum Vorzimmer aus, wo das Telephon war, »bitte, telephonieren Sie doch.« »Nein, ich will nicht mehr«, sagte K. und ging zum Fenster. Drьben war noch die Gesellschaft beim Fenster und schien nur jetzt dadurch, daЯ K. ans Fenster herangetreten war, in der Ruhe des Zuschauens ein wenig gestцrt. Die Alten wollten sich erheben, aber der Mann hinter ihnen beruhigte sie. »Dort sind auch solche Zuschauer«, rief K. ganz laut dem Aufseher zu und zeigte mit dem Zeigefinger hinaus. »Weg von dort«, rief er dann hinьber. Die drei wichen auch sofort ein paar Schritte zurьck, die beiden Alten sogar noch hinter den Mann, der sie mit seinem breiten Kцrper deckte und, nach seinen Mundbewegungen zu schlieЯen, irgend etwas auf die Entfernung hin Unverstдndliches sagte. Ganz aber verschwanden sie nicht, sondern schienen auf den Augenblick zu warten, in dem sie sich unbemerkt wieder dem Fenster nдhern kцnnten. »Zudringliche, rьcksichtslose Leute!« sagte K., als er sich ins Zimmer zurьckwendete. Der Aufseher stimmte ihm mцglicherweise zu, wie K. mit einem Seitenblick zu erkennen glaubte. Aber es war ebensogut mцglich, daЯ er gar nicht zugehцrt hatte, denn er hatte eine Hand fest auf den Tisch gedrьckt und schien die Finger ihrer Lдnge nach zu vergleichen. Die zwei Wдchter saЯen auf einem mit einer Schmuckdecke verhьllten Koffer und rieben ihre Knie. Die drei jungen Leute hatten die Hдnde in die Hьften gelegt und sahen ziellos herum. Es war still wie in irgendeinem vergessenen Bьro. »Nun, meine Herren«, rief K., es schien ihm einen Augenblick lang, als trage er alle auf seinen Schultern, »Ihrem Aussehen nach zu schlieЯen, dьrfte meine Angelegenheit beendet sein. Ich bin der Ansicht, daЯ es am besten ist, ьber die Berechtigung oder Nichtberechtigung Ihres Vorgehens nicht mehr nachzudenken und der Sache durch einen gegenseitigen Hдndedruck einen versцhnlichen AbschluЯ zu geben. Wenn auch Sie meiner Ansicht sind, dann bitte –« und er trat an den Tisch des Aufsehers hin und reichte ihm die Hand. Der Aufseher hob die Augen, nagte an den Lippen und sah auf K.s ausgestreckte Hand; noch immer glaubte K., der Aufseher werde einschlagen. Dieser aber stand auf, nahm einen harten, runden Hut, der auf Frдulein Bьrstners Bett lag, und setzte sich ihn vorsichtig mit beiden Hдnden auf, wie man es bei der Anprobe neuer Hьte tut. »Wie einfach Ihnen alles scheint!« sagte er dabei zu K., »wir sollten der Sache einen versцhnlichen AbschluЯ geben, meinten Sie? Nein, nein, das geht wirklich nicht. Womit ich andererseits durchaus nicht sagen will, daЯ Sie verzweifeln sollen. Nein, warum denn? Sie sind nur verhaftet, nichts weiter. Das hatte ich Ihnen mitzuteilen, habe es getan und habe auch gesehen, wie Sie es aufgenommen haben. Damit ist es fьr heute genug und wir kцnnen uns verabschieden, allerdings nur vorlдufig. Sie werden wohl jetzt in die Bank gehen wollen?« »In die Bank?« fragte K., »ich dachte, ich wдre verhaftet.« K. fragte mit einem gewissen Trotz, denn obwohl sein Handschlag nicht angenommen worden war, fьhlte er sich, insbesondere seitdem der Aufseher aufgestanden war, immer unabhдngiger von allen diesen Leuten. Er spielte mit ihnen. Er hatte die Absicht, falls sie weggehen sollten, bis zum Haustor nachzulaufen und ihnen seine Verhaftung anzubieten. Darum wiederholte er auch: »Wie kann ich denn in die Bank gehen, da ich verhaftet bin?« »Ach so«, sagte der Aufseher, der schon bei der Tьr war, »Sie haben mich miЯverstanden. Sie sind verhaftet, gewiЯ, aber das soll Sie nicht hindern, Ihren Beruf zu erfьllen. Sie sollen auch in Ihrer gewцhnlichen Lebensweise nicht gehindert sein.« »Dann ist das Verhaftetsein nicht sehr schlimm«, sagte K. und ging nahe an den Aufseher heran. »Ich meinte es niemals anders«, sagte dieser. »Es scheint aber dann nicht einmal die Mitteilung der Verhaftung sehr notwendig gewesen zu sein«, sagte K. und ging noch nдher. Auch die anderen hatten sich genдhert. Alle waren jetzt auf einem engen Raum bei der Tьr versammelt. »Es war meine Pflicht«, sagte der Aufseher. »Eine dumme Pflicht«, sagte K. unnachgiebig. »Mag sein«, antwortete der Aufseher, »aber wir wollen mit solchen Reden nicht unsere Zeit verlieren. Ich hatte angenommen, daЯ Sie in die Bank gehen wollen. Da Sie auf alle Worte aufpassen, fьge ich hinzu: ich zwinge Sie nicht, in die Bank zu gehen, ich hatte nur angenommen, daЯ Sie es wollen. Und um Ihnen das zu erleichtern und Ihre Ankunft in der Bank mцglichst unauffдllig zu machen, habe ich diese drei Herren, Ihre Kollegen, hier zu Ihrer Verfьgung gestellt.« »Wie?« rief K. und staunte die drei an. Diese so uncharakteristischen, blutarmen, jungen Leute, die er immer noch nur als Gruppe bei den Photographien in der Erinnerung hatte, waren tatsдchlich Beamte aus seiner Bank, nicht Kollegen, das war zu viel gesagt und bewies eine Lьcke in der Allwissenheit des Aufsehers, aber untergeordnete Beamte aus der Bank waren es allerdings. Wie hatte K. das ьbersehen kцnnen? Wie hatte er doch hingenommen sein mьssen von dem Aufseher und den Wдchtern, um diese drei nicht zu erkennen! Den steifen, die Hдnde schwingenden Rabensteiner, den blonden Kullich mit den tiefliegenden Augen und Kaminer mit dem unausstehlichen, durch eine chronische Muskelzerrung bewirkten Lдcheln.
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