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« »Kommen Sie mit«, sagte K., »zeigen Sie mir den Weg, ich werde ihn verfehlen, es sind hier so viele Wege.« »Es ist der einzige Weg«, sagte der Gerichtsdiener nun schon vorwurfsvoll, »ich kann nicht wieder mit Ihnen zurьckgehen, ich muЯ doch meine Meldung vorbringen und habe schon viel Zeit durch Sie versдumt.« »Kommen Sie mit!« wiederholte K. jetzt schдrfer, als habe er endlich den Gerichtsdiener auf einer Unwahrheit ertappt. »Schreien Sie doch nicht so«, flьsterte der Gerichtsdiener, »es sind ja hier ьberall Bьros. Wenn Sie nicht allein zurьckgehen wollen, so gehen Sie noch ein Stьckchen mit mir oder warten Sie hier, bis ich meine Meldung erledigt habe, dann will ich ja gern mit Ihnen wieder zurьckgehen.« »Nein, nein«, sagte K., »ich werde nicht warten, und Sie mьssen jetzt mit mir gehen.« K. hatte sich noch gar nicht in dem Raum umgesehen, in dem er sich befand, erst als jetzt eine der vielen Holztьren, die ringsherum standen, sich цffnete, blickte er hin. Ein Mдdchen, das wohl durch K.s lautes Sprechen herbeigerufen war, trat ein und fragte: »Was wьnscht der Herr?« Hinter ihr in der Ferne sah man im Halbdunkel noch einen Mann sich nдhern. K. blickte den Gerichtsdiener an. Dieser hatte doch gesagt, daЯ sich niemand um K. kьmmern werde, und nun kamen schon zwei, es brauchte nur wenig und die Beamtenschaft wurde auf ihn aufmerksam, wьrde eine Erklдrung seiner Anwesenheit haben wollen. Die einzig verstдndliche und annehmbare war die, daЯ er Angeklagter war und das Datum des nдchsten Verhцrs erfahren wollte, gerade diese Erklдrung aber wollte er nicht geben, besonders da sie auch nicht wahrheitsgemдЯ war, denn er war nur aus Neugierde gekommen oder, was als Erklдrung noch unmцglicher war, aus dem Verlangen, festzustellen, daЯ das Innere dieses Gerichtswesens ebenso widerlich war wie sein ДuЯeres. Und es schien ja, daЯ er mit dieser Annahme recht hatte, er wollte nicht weiter eindringen, er war beengt genug von dem, was er bisher gesehen hatte, er war gerade jetzt nicht in der Verfassung, einem hцheren Beamten gegenьberzutreten, wie er hinter jeder Tьr auftauchen konnte, er wollte weggehen, und zwar mit dem Gerichtsdiener oder allein, wenn es sein muЯte.
Aber sein stummes Dastehen muЯte auffallend sein, und wirklich sahen ihn das Mдdchen und der Gerichtsdiener derartig an, als ob in der nдchsten Minute irgendeine groЯe Verwandlung mit ihm geschehen mьsse, die sie zu beobachten nicht versдumen wollten. Und in der Tьrцffnung stand der Mann, den K. frьher in der Ferne bemerkt hatte, er hielt sich am Deckbalken der niedrigen Tьr fest und schaukelte ein wenig auf den FuЯspitzen, wie ein ungeduldiger Zuschauer. Das Mдdchen aber erkannte doch zuerst, daЯ das Benehmen K.s in einem leichten Unwohlsein seinen Grund hatte, sie brachte einen Sessel und fragte: »Wollen Sie sich nicht setzen?« K. setzte sich sofort und stьtzte, um noch besseren Halt zu bekommen, die Ellbogen auf die Lehnen. »Sie haben ein wenig Schwindel, nicht?« fragte sie ihn. Er hatte nun ihr Gesicht nahe vor sich, es hatte den strengen Ausdruck, wie ihn manche Frauen gerade in ihrer schцnsten Jugend haben. »Machen Sie sich darьber keine Gedanken«, sagte sie, »das ist hier nichts AuЯergewцhnliches, fast jeder bekommt einen solchen Anfall, wenn er zum erstenmal herkommt. Sie sind zum erstenmal hier? Nun ja, das ist also nichts AuЯergewцhnliches. Die Sonne brennt hier auf das Dachgerьst, und das heiЯe Holz macht die Luft so dumpf und schwer. Der Ort ist deshalb fьr Bьrorдumlichkeiten nicht sehr geeignet, so groЯe Vorteile er allerdings sonst bietet. Aber was die Luft betrifft, so ist sie an Tagen groЯen Parteienverkehrs, und das ist fast jeder Tag, kaum mehr atembar. Wenn Sie dann noch bedenken, daЯ hier auch vielfach Wдsche zum Trocknen ausgehдngt wird – man kann es den Mietern nicht gдnzlich untersagen –, so werden Sie sich nicht mehr wundern, daЯ Ihnen ein wenig ьbel wurde. Aber man gewцhnt sich schlieЯlich an die Luft sehr gut. Wenn Sie zum zweiten– oder drittenmal herkommen, werden Sie das Drьckende hier kaum mehr spьren. Fьhlen Sie sich schon besser?« K. antwortete nicht, es war ihm zu peinlich, durch diese plцtzliche Schwдche den Leuten hier ausgeliefert zu sein, ьberdies war ihm, da er jetzt die Ursachen seiner Ьbelkeit erfahren hatte, nicht besser, sondern noch ein wenig schlechter. Das Mдdchen merkte es gleich, nahm, um K. eine Erfrischung zu bereiten, eine Hakenstange, die an der Wand lehnte, und stieЯ damit eine kleine Luke auf, die gerade ьber K. angebracht war und ins Freie fьhrte. Aber es fiel so viel RuЯ herein, daЯ das Mдdchen die Luke gleich wieder zuziehen und mit ihrem Taschentuch die Hдnde K.s vom RuЯ reinigen muЯte, denn K. war zu mьde, um das selbst zu besorgen. Er wдre gern hier ruhig sitzengeblieben, bis er sich zum Weggehen genьgend gekrдftigt hatte, das muЯte aber um so frьher geschehen, je weniger man sich um ihn kьmmern wьrde. Nun sagte aber ьberdies das Mдdchen: »Hier kцnnen Sie nicht bleiben, hier stцren wir den Verkehr –« K. fragte mit den Blicken, welchen Verkehr er denn hier stцre – »Ich werde Sie, wenn Sie wollen, ins Krankenzimmer fьhren. Helfen Sie mir, bitte«, sagte sie zu dem Mann in der Tьr, der auch gleich nдher kam. Aber K. wollte nicht ins Krankenzimmer, gerade das wollte er ja vermeiden, weiter gefьhrt zu werden, je weiter er kam, desto дrger muЯte es werden. Ich kann schon gehen«, sagte er deshalb und stand, durch das bequeme Sitzen verwцhnt, zitternd auf. Dann aber konnte er sich nicht aufrecht halten. »Es geht doch nicht«, sagte er kopfschьttelnd und setzte sich seufzend wieder nieder. Er erinnerte sich an den Gerichtsdiener, der ihn trotz allem leicht hinausfьhren kцnnte, aber der schien schon lдngst weg zu sein, K. sah zwischen dem Mдdchen und dem Mann, die vor ihm standen, hindurch, konnte aber den Gerichtsdiener nicht finden.
»Ich glaube«, sagte der Mann, der ьbrigens elegant gekleidet war und besonders durch eine graue Weste auffiel, die in zwei langen, scharfgeschnittenen Spitzen endigte, »das Unwohlsein des Herrn geht auf die Atmosphдre hier zurьck, es wird daher am besten und auch ihm am liebsten sein, wenn wir ihn nicht erst ins Krankenzimmer, sondern ьberhaupt aus den Kanzleien hinausfьhren.« »Das ist es«, rief K. und fuhr vor lauter Freude fast noch in die Rede des Mannes hinein, »mir wird gewiЯ sofort besser werden, ich bin auch gar nicht so schwach, nur ein wenig Unterstьtzung unter den Achseln brauche ich, ich werde Ihnen nicht viel Mьhe machen, es ist ja auch kein langer Weg, fьhren Sie mich nur zur Tьr, ich setze mich dann noch ein wenig auf die Stufen und werde gleich erholt sein, ich leide nдmlich gar nicht unter solchen Anfдllen, es kommt mir selbst ьberraschend. Ich bin doch auch Beamter und an Bьroluft gewцhnt, aber hier scheint es doch zu arg, Sie sagen es selbst. Wollen Sie also die Freundlichkeit haben, mich ein wenig zu fьhren, ich habe nдmlich Schwindel, und es wird mir schlecht, wenn ich allein aufstehe.« Und er hob die Schultern, um es den beiden zu erleichtern, ihm unter die Arme zu greifen.
Aber der Mann folgte der Aufforderung nicht, sondern hielt die Hдnde ruhig in den Hosentaschen und lachte laut. »Sehen Sie«, sagte er zu dem Mдdchen, »ich habe also doch das Richtige getroffen. Dem Herrn ist nur hier nicht wohl, nicht im allgemeinen.« Das Mдdchen lдchelte auch, schlug aber dem Mann leicht mit den Fingerspitzen auf den Arm, als hдtte er sich mit K. einen zu starken SpaЯ erlaubt. »Aber was denken Sie denn«, sagte der Mann noch immer lachend, »ich will ja den Herrn wirklich hinausfьhren.« »Dann ist es gut«, sagte das Mдdchen, indem sie ihren zierlichen Kopf fьr einen Augenblick neigte. »Messen Sie dem Lachen nicht zuviel Bedeutung zu«, sagte das Mдdchen zu K., der, wieder traurig geworden, vor sich hinstarrte und keine Erklдrung zu brauchen schien, »dieser Herr – ich darf Sie doch vorstellen?« (der Herr gab mit einer Handbewegung die Erlaubnis) – »dieser Herr also ist der Auskunftgeber. Er gibt den wartenden Parteien alle Auskunft, die sie brauchen, und da unser Gerichtswesen in der Bevцlkerung nicht sehr bekannt ist, werden viele Auskьnfte verlangt. Er weiЯ auf alle Fragen eine Antwort, Sie kцnnen ihn, wenn Sie einmal Lust dazu haben, daraufhin erproben. Das ist aber nicht sein einziger Vorzug, sein zweiter Vorzug ist die elegante Kleidung. Wir, das heiЯt die Beamtenschaft, meinten einmal, man mьsse den Auskunftgeber, der immerfort, und zwar als erster, mit Parteien verhandelt, des wьrdigen ersten Eindrucks halber, auch elegant anziehen. Wir anderen sind, wie Sie gleich an mir sehen kцnnen, leider sehr schlecht und altmodisch angezogen; es hat auch nicht viel Sinn, fьr die Kleidung etwas zu verwenden, da wir fast unaufhцrlich in den Kanzleien sind, wir schlafen ja auch hier. Aber, wie gesagt, fьr den Auskunftgeber hielten wir einmal schцne Kleidung fьr nцtig. Da sie aber von unserer Verwaltung, die in dieser Hinsicht etwas sonderbar ist, nicht erhдltlich war, machten wir eine Sammlung – auch Parteien steuerten bei – und wir kauften ihm dieses schцne Kleid und noch andere. Alles wдre jetzt vorbereitet, einen guten Eindruck zu machen, aber durch sein Lachen verdirbt er es wieder und erschreckt die Leute.« »So ist es«, sagte der Herr spцttisch, »aber ich verstehe nicht, Frдulein, warum Sie dem Herrn alle unsere Intimitдten erzдhlen oder besser, aufdrдngen, denn er will sie ja gar nicht erfahren. Sehen Sie nur, wie er, offenbar mit seinen eigenen Angelegenheiten beschдftigt, dasitzt.« K. hatte nicht einmal Lust, zu widersprechen, die Absicht des Mдdchens mochte eine gute sein, sie war vielleicht darauf gerichtet, ihn zu zerstreuen oder ihm die Mцglichkeit zu geben, sich zu sammeln, aber das Mittel war verfehlt. »Ich muЯte ihm Ihr Lachen erklдren«, sagte das Mдdchen.
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Aber sein stummes Dastehen muЯte auffallend sein, und wirklich sahen ihn das Mдdchen und der Gerichtsdiener derartig an, als ob in der nдchsten Minute irgendeine groЯe Verwandlung mit ihm geschehen mьsse, die sie zu beobachten nicht versдumen wollten. Und in der Tьrцffnung stand der Mann, den K. frьher in der Ferne bemerkt hatte, er hielt sich am Deckbalken der niedrigen Tьr fest und schaukelte ein wenig auf den FuЯspitzen, wie ein ungeduldiger Zuschauer. Das Mдdchen aber erkannte doch zuerst, daЯ das Benehmen K.s in einem leichten Unwohlsein seinen Grund hatte, sie brachte einen Sessel und fragte: »Wollen Sie sich nicht setzen?« K. setzte sich sofort und stьtzte, um noch besseren Halt zu bekommen, die Ellbogen auf die Lehnen. »Sie haben ein wenig Schwindel, nicht?« fragte sie ihn. Er hatte nun ihr Gesicht nahe vor sich, es hatte den strengen Ausdruck, wie ihn manche Frauen gerade in ihrer schцnsten Jugend haben. »Machen Sie sich darьber keine Gedanken«, sagte sie, »das ist hier nichts AuЯergewцhnliches, fast jeder bekommt einen solchen Anfall, wenn er zum erstenmal herkommt. Sie sind zum erstenmal hier? Nun ja, das ist also nichts AuЯergewцhnliches. Die Sonne brennt hier auf das Dachgerьst, und das heiЯe Holz macht die Luft so dumpf und schwer. Der Ort ist deshalb fьr Bьrorдumlichkeiten nicht sehr geeignet, so groЯe Vorteile er allerdings sonst bietet. Aber was die Luft betrifft, so ist sie an Tagen groЯen Parteienverkehrs, und das ist fast jeder Tag, kaum mehr atembar. Wenn Sie dann noch bedenken, daЯ hier auch vielfach Wдsche zum Trocknen ausgehдngt wird – man kann es den Mietern nicht gдnzlich untersagen –, so werden Sie sich nicht mehr wundern, daЯ Ihnen ein wenig ьbel wurde. Aber man gewцhnt sich schlieЯlich an die Luft sehr gut. Wenn Sie zum zweiten– oder drittenmal herkommen, werden Sie das Drьckende hier kaum mehr spьren. Fьhlen Sie sich schon besser?« K. antwortete nicht, es war ihm zu peinlich, durch diese plцtzliche Schwдche den Leuten hier ausgeliefert zu sein, ьberdies war ihm, da er jetzt die Ursachen seiner Ьbelkeit erfahren hatte, nicht besser, sondern noch ein wenig schlechter. Das Mдdchen merkte es gleich, nahm, um K. eine Erfrischung zu bereiten, eine Hakenstange, die an der Wand lehnte, und stieЯ damit eine kleine Luke auf, die gerade ьber K. angebracht war und ins Freie fьhrte. Aber es fiel so viel RuЯ herein, daЯ das Mдdchen die Luke gleich wieder zuziehen und mit ihrem Taschentuch die Hдnde K.s vom RuЯ reinigen muЯte, denn K. war zu mьde, um das selbst zu besorgen. Er wдre gern hier ruhig sitzengeblieben, bis er sich zum Weggehen genьgend gekrдftigt hatte, das muЯte aber um so frьher geschehen, je weniger man sich um ihn kьmmern wьrde. Nun sagte aber ьberdies das Mдdchen: »Hier kцnnen Sie nicht bleiben, hier stцren wir den Verkehr –« K. fragte mit den Blicken, welchen Verkehr er denn hier stцre – »Ich werde Sie, wenn Sie wollen, ins Krankenzimmer fьhren. Helfen Sie mir, bitte«, sagte sie zu dem Mann in der Tьr, der auch gleich nдher kam. Aber K. wollte nicht ins Krankenzimmer, gerade das wollte er ja vermeiden, weiter gefьhrt zu werden, je weiter er kam, desto дrger muЯte es werden. Ich kann schon gehen«, sagte er deshalb und stand, durch das bequeme Sitzen verwцhnt, zitternd auf. Dann aber konnte er sich nicht aufrecht halten. »Es geht doch nicht«, sagte er kopfschьttelnd und setzte sich seufzend wieder nieder. Er erinnerte sich an den Gerichtsdiener, der ihn trotz allem leicht hinausfьhren kцnnte, aber der schien schon lдngst weg zu sein, K. sah zwischen dem Mдdchen und dem Mann, die vor ihm standen, hindurch, konnte aber den Gerichtsdiener nicht finden.
»Ich glaube«, sagte der Mann, der ьbrigens elegant gekleidet war und besonders durch eine graue Weste auffiel, die in zwei langen, scharfgeschnittenen Spitzen endigte, »das Unwohlsein des Herrn geht auf die Atmosphдre hier zurьck, es wird daher am besten und auch ihm am liebsten sein, wenn wir ihn nicht erst ins Krankenzimmer, sondern ьberhaupt aus den Kanzleien hinausfьhren.« »Das ist es«, rief K. und fuhr vor lauter Freude fast noch in die Rede des Mannes hinein, »mir wird gewiЯ sofort besser werden, ich bin auch gar nicht so schwach, nur ein wenig Unterstьtzung unter den Achseln brauche ich, ich werde Ihnen nicht viel Mьhe machen, es ist ja auch kein langer Weg, fьhren Sie mich nur zur Tьr, ich setze mich dann noch ein wenig auf die Stufen und werde gleich erholt sein, ich leide nдmlich gar nicht unter solchen Anfдllen, es kommt mir selbst ьberraschend. Ich bin doch auch Beamter und an Bьroluft gewцhnt, aber hier scheint es doch zu arg, Sie sagen es selbst. Wollen Sie also die Freundlichkeit haben, mich ein wenig zu fьhren, ich habe nдmlich Schwindel, und es wird mir schlecht, wenn ich allein aufstehe.« Und er hob die Schultern, um es den beiden zu erleichtern, ihm unter die Arme zu greifen.
Aber der Mann folgte der Aufforderung nicht, sondern hielt die Hдnde ruhig in den Hosentaschen und lachte laut. »Sehen Sie«, sagte er zu dem Mдdchen, »ich habe also doch das Richtige getroffen. Dem Herrn ist nur hier nicht wohl, nicht im allgemeinen.« Das Mдdchen lдchelte auch, schlug aber dem Mann leicht mit den Fingerspitzen auf den Arm, als hдtte er sich mit K. einen zu starken SpaЯ erlaubt. »Aber was denken Sie denn«, sagte der Mann noch immer lachend, »ich will ja den Herrn wirklich hinausfьhren.« »Dann ist es gut«, sagte das Mдdchen, indem sie ihren zierlichen Kopf fьr einen Augenblick neigte. »Messen Sie dem Lachen nicht zuviel Bedeutung zu«, sagte das Mдdchen zu K., der, wieder traurig geworden, vor sich hinstarrte und keine Erklдrung zu brauchen schien, »dieser Herr – ich darf Sie doch vorstellen?« (der Herr gab mit einer Handbewegung die Erlaubnis) – »dieser Herr also ist der Auskunftgeber. Er gibt den wartenden Parteien alle Auskunft, die sie brauchen, und da unser Gerichtswesen in der Bevцlkerung nicht sehr bekannt ist, werden viele Auskьnfte verlangt. Er weiЯ auf alle Fragen eine Antwort, Sie kцnnen ihn, wenn Sie einmal Lust dazu haben, daraufhin erproben. Das ist aber nicht sein einziger Vorzug, sein zweiter Vorzug ist die elegante Kleidung. Wir, das heiЯt die Beamtenschaft, meinten einmal, man mьsse den Auskunftgeber, der immerfort, und zwar als erster, mit Parteien verhandelt, des wьrdigen ersten Eindrucks halber, auch elegant anziehen. Wir anderen sind, wie Sie gleich an mir sehen kцnnen, leider sehr schlecht und altmodisch angezogen; es hat auch nicht viel Sinn, fьr die Kleidung etwas zu verwenden, da wir fast unaufhцrlich in den Kanzleien sind, wir schlafen ja auch hier. Aber, wie gesagt, fьr den Auskunftgeber hielten wir einmal schцne Kleidung fьr nцtig. Da sie aber von unserer Verwaltung, die in dieser Hinsicht etwas sonderbar ist, nicht erhдltlich war, machten wir eine Sammlung – auch Parteien steuerten bei – und wir kauften ihm dieses schцne Kleid und noch andere. Alles wдre jetzt vorbereitet, einen guten Eindruck zu machen, aber durch sein Lachen verdirbt er es wieder und erschreckt die Leute.« »So ist es«, sagte der Herr spцttisch, »aber ich verstehe nicht, Frдulein, warum Sie dem Herrn alle unsere Intimitдten erzдhlen oder besser, aufdrдngen, denn er will sie ja gar nicht erfahren. Sehen Sie nur, wie er, offenbar mit seinen eigenen Angelegenheiten beschдftigt, dasitzt.« K. hatte nicht einmal Lust, zu widersprechen, die Absicht des Mдdchens mochte eine gute sein, sie war vielleicht darauf gerichtet, ihn zu zerstreuen oder ihm die Mцglichkeit zu geben, sich zu sammeln, aber das Mittel war verfehlt. »Ich muЯte ihm Ihr Lachen erklдren«, sagte das Mдdchen.
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