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auch nicht erspart geblieben waren. Sie hatten offenbar gesehen, daЯ die zweite Tьr des Ateliers geцffnet worden war und hatten den Umweg gemacht, um von dieser Seite einzudringen. »Ich kann Sie nicht mehr begleiten!« rief der Maler lachend unter dem Andrang der Mдdchen. »Auf Wiedersehen! Und ьberlegen Sie nicht zu lange!« K. sah sich nicht einmal nach ihm um. Auf der Gasse nahm er den ersten Wagen, der ihm in den Weg kam. Es lag ihm daran, den Diener loszuwerden, dessen Goldknopf ihm unaufhцrlich in die Augen stach, wenn er auch sonst wahrscheinlich niemanden auffiel. In seiner Dienstfertigkeit wollte sich der Diener noch auf den Kutschbock setzen. K. jagte ihn aber hinunter. Mittag war schon lдngst vorьber, als K. vor der Bank ankam. Er hдtte gern die Bilder im Wagen gelassen, fьrchtete aber, bei irgendeiner Gelegenheit genцtigt zu werden, sich dem Maler gegenьber mit ihnen auszuweisen. Er lieЯ sie daher in sein Bьro schaffen und versperrte sie in die unterste Lade seines Tisches, um sie wenigstens fьr die allernдchsten Tage vor den Blicken des Direktor-Stellvertreters in Sicherheit zu bringen.
Achtes Kapitel Kaufmann Block, Kьndigung des Advokaten
Endlich hatte sich K. doch entschlossen, dem Advokaten seine Vertretung zu entziehen. Zweifel daran, ob es richtig war, so zu handeln, waren zwar nicht auszurotten, aber die Ьberzeugung von der Notwendigkeit dessen ьberwog. Die EntschlieЯung hatte K. an dem Tage, an dem er zum Advokaten gehen wollte, viel Arbeitskraft entzogen, er arbeitete besonders langsam, er muЯte sehr lange im Bьro bleiben, und es war schon zehn Uhr vorьber, als er endlich vor der Tьr des Advokaten stand. Noch ehe er lдutete, ьberlegte er, ob es nicht besser wдre, dem Advokaten telephonisch oder brieflich zu kьndigen, die persцnliche Unterredung wьrde gewiЯ sehr peinlich werden. Trotzdem wollte K. schlieЯlich auf sie nicht verzichten, bei jeder anderen Art der Kьndigung wьrde diese stillschweigend oder mit ein paar fцrmlichen Worten angenommen werden, und K. wьrde, wenn nicht etwa Leni einiges erforschen kцnnte, niemals erfahren, wie der Advokat die Kьndigung aufgenommen hatte und was fьr Folgen fьr K. diese Kьndigung nach der nicht unwichtigen Meinung des Advokaten haben kцnnte. SaЯ aber der Advokat K. gegenьber und wurde er von der Kьndigung ьberrascht, so wьrde K., selbst wenn der Advokat sich nicht viel entlocken lieЯ, aus seinem Gesicht und seinem Benehmen alles, was er wollte, leicht entnehmen kцnnen. Es war sogar nicht ausgeschlossen, daЯ er ьberzeugt wurde, daЯ es doch gut wдre, dem Advokaten die Verteidigung zu ьberlassen und daЯ er dann seine Kьndigung zurьckzog.
Das erste Lдuten an der Tьr des Advokaten war, wie gewцhnlich, zwecklos. »Leni kцnnte flinker sein«, dachte K. Aber es war schon ein Vorteil, wenn sich nicht die andere Partei einmischte, wie sie es gewцhnlich tat, sei es, daЯ der Mann im Schlafrock oder sonst jemand zu belдstigen anfing. Wдhrend K. zum zweitenmal den Knopf drьckte, sah er nach der anderen Tьr zurьck, diesmal aber blieb auch sie geschlossen. Endlich erschienen an dem Guckfenster der Tьr des Advokaten zwei Augen, es waren aber nicht Lenis Augen. Jemand schloЯ die Tьr auf, stemmte sich aber vorlдufig noch gegen sie, rief in die Wohnung zurьck: »Er ist es!« und цffnete erst dann vollstдndig. K. hatte gegen die Tьr gedrдngt, denn schon hцrte er, wie hinter ihm in der Tьr der anderen Wohnung der Schlьssel hastig im SchloЯ gedreht wurde. Als sich daher die Tьr vor ihm endlich цffnete, stьrmte er geradezu ins Vorzimmer und sah noch, wie durch den Gang, der zwischen den Zimmern hindurchfьhrte, Leni, welcher der Warnungsruf des Tьrцffners gegolten hatte, im Hemd davonlief. Er blickte ihr ein Weilchen nach und sah sich dann nach dem Tьrцffner um. Es war ein kleiner, dьrrer Mann mit Vollbart, er hielt eine Kerze in der Hand. »Sie sind hier angestellt?« fragte K. »Nein«, antwortete der Mann, »ich bin hier fremd, der Advokat ist nur mein Vertreter, ich bin hier wegen einer Rechtsangelegenheit.« »ohne Rock?« fragte K. und zeigte mit einer Handbewegung auf die mangelhafte Bekleidung des Mannes. »Ach, verzeihen Sie!« sagte der Mann und beleuchtete sich selbst mit der Kerze, als sдhe er selbst zum erstenmal seinen Zustand. »Leni ist Ihre Geliebte?« fragte K. kurz. Er hatte die Beine ein wenig gespreizt, die Hдnde, in denen er den Hut hielt, hinten verschlungen. Schon durch den Besitz eines starken Ьberrocks fьhlte er sich dem mageren Kleinen sehr ьberlegen. »O Gott«, sagte der und hob die eine Hand in erschrockener Abwehr vor das Gesicht, »nein, nein, was denken Sie denn?« »Sie sehen glaubwьrdig aus«, sagte K. lдchelnd, »trotzdem – kommen Sie.« Er winkte ihm mit dem Hut und lieЯ ihn vor sich gehen. »Wie heiЯen Sie denn?« fragte K. auf dem Weg. »Block, Kaufmann Block«, sagte der Kleine und drehte sich bei dieser Vorstellung nach K. um, stehenbleiben lieЯ ihn aber K. nicht. »Ist das Ihr wirklicher Name?« fragte K. »GewiЯ«, war die Antwort, »warum haben Sie denn Zweifel?« »Ich dachte, Sie kцnnten Grund haben, Ihren Namen zu verschweigen«, sagte K. Er fьhlte sich so frei, wie man es sonst nur ist, wenn man in der Fremde mit niedrigen Leuten spricht, alles, was einen selbst betrifft, bei sich behдlt, nur gleichmьtig von den Interessen der anderen redet, sie dadurch vor sich selbst erhцht, aber auch nach Belieben fallen lassen kann. Bei der Tьr des Arbeitszimmers des Advokaten blieb K. stehen, цffnete sie und rief dem Kaufmann, der folgsam weitergegangen war, zu: »Nicht so eilig! Leuchten Sie hier!« K. dachte, Leni kцnnte sich hier versteckt haben, er lieЯ den Kaufmann alle Winkel absuchen, aber das Zimmer war leer. Vor dem Bild des Richters hielt K. den Kaufmann hinten an den Hosentrдgern zurьck. »Kennen Sie den?« fragte er und zeigte mit dem Zeigefinger in die Hцhe. Der Kaufmann hob die Kerze, sah blinzelnd hinauf und sagte: »Es ist ein Richter.« »Ein hoher Richter?« fragte K. und stellte sich seitlich vor den Kaufmann, um den Eindruck, den das Bild auf ihn machte, zu beobachten. Der Kaufmann sah bewundernd aufwдrts. »Es ist ein hoher Richter«, sagte er. »Sie haben keinen groЯen Einblick«, sagte K. »Unter den niedrigen Untersuchungsrichtern ist er der niedrigste.« »Nun erinnere ich mich«, sagte der Kaufmann und senkte die Kerze, »ich habe es auch schon gehцrt.« »Aber natьrlich«, rief K., »ich vergaЯ ja, natьrlich mьssen Sie es schon gehцrt haben.« »Aber warum denn, warum denn?« fragte der Kaufmann, wдhrend er sich, von K. mit den Hдnden angetrieben, zur Tьr fortbewegte. DrauЯen auf dem Gang sagte K.: »Sie wissen doch, wo sich Leni versteckt hat?« »Versteckt?« sagte der Kaufmann, »nein, sie dьrfte aber in der Kьche sein und dem Advokaten eine Suppe kochen.« »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?« fragte K. »Ich wollte Sie ja hinfьhren, Sie haben mich aber wieder zurьckgerufen«, antwortete der Kaufmann, wie verwirrt durch die widersprechenden Befehle. »Sie glauben wohl sehr schlau zu sein«, sagte K., »fьhren Sie mich also!« In der Kьche war K. noch nie gewesen, sie war ьberraschend groЯ und reich ausgestattet. Allein der Herd war dreimal so groЯ wie gewцhnliche Herde, von dem ьbrigen sah man keine Einzelheiten, denn die Kьche wurde jetzt nur von einer kleinen Lampe beleuchtet, die beim Eingang hing. Am Herd stand Leni in weiЯer Schьrze, wie immer, und leerte Eier in einen Topf aus, der auf einem Spiritusfeuer stand. »Guten Abend, Josef«, sagte sie mit einem Seitenblick. »Guten Abend«, sagte K. und zeigte mit einer Hand auf einen abseits stehenden Sessel, auf den sich der Kaufmann setzen sollte, was dieser auch tat. K. aber ging ganz nahe hinter Leni, beugte sich ьber ihre Schulter und fragte: »Wer ist der Mann?« Leni umfaЯte K. mit einer Hand, die andere quirlte die Suppe, zog ihn nach vorn zu sich und sagte: »Es ist ein bedauernswerter Mensch, ein armer Kaufmann, ein gewisser Block. Sieh ihn nur an.« Sie blickten beide zurьck. Der Kaufmann saЯ auf dem Sessel, auf den ihn K. gewiesen hatte, er hatte die Kerze, deren Licht jetzt unnцtig war, ausgepustet und drьckte mit den Fingern den Docht, um den Rauch zu verhindern. »Du warst im Hemd«, sagte K. und wendete ihren Kopf mit der Hand wieder dem Herd zu. Sie schwieg. »Er ist dein Geliebter?« fragte K. Sie wollte nach dem Suppentopf greifen, aber K. nahm ihre beiden Hдnde und sagte: »Nun antworte!« Sie sagte: »Komm ins Arbeitszimmer, ich werde dir alles erklдren.« »Nein«, sagte K., »ich will, daЯ du es hier erklдrst.« Sie hing sich an ihn und wollte ihn kьssen. K. wehrte sie aber ab und sagte: »Ich will nicht, daЯ du mich jetzt kьЯt.« »Josef«, sagte Leni und sah K. bittend und doch offen in die Augen, »du wirst doch nicht auf Herrn Block eifersьchtig sein. – Rudi«, sagte sie dann, sich an den Kaufmann wendend, »so hilf mir doch, du siehst, ich werde verdдchtigt, laЯ die Kerze.« Man hдtte denken kцnnen, er hдtte nicht achtgegeben, aber er war vollstдndig eingeweiht. »Ich wьЯte auch nicht, warum Sie eifersьchtig sein sollten«, sagte er wenig schlagfertig. »Ich weiЯ es eigentlich auch nicht«, sagte K. und sah den Kaufmann lдchelnd an. Leni lachte laut, benьtzte die Unaufmerksamkeit K.s, um sich in seinen Arm einzuhдngen, und flьsterte: »LaЯ ihn jetzt, du siehst ja, was fьr ein Mensch er ist. Ich habe mich seiner ein wenig angenommen, weil er eine groЯe Kundschaft des Advokaten ist, aus keinem andern Grund. Und du? Willst du noch heute mit dem Advokaten sprechen? Er ist heute sehr krank, aber wenn du willst, melde ich dich doch an. Ьber Nacht bleibst du aber bei mir, ganz gewiЯ. Du warst auch schon so lange nicht bei uns, selbst der Advokat hat nach dir gefragt. Vernachlдssige den ProzeЯ nicht! Auch ich habe dir Verschiedenes mitzuteilen, was ich erfahren habe.
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Achtes Kapitel Kaufmann Block, Kьndigung des Advokaten
Endlich hatte sich K. doch entschlossen, dem Advokaten seine Vertretung zu entziehen. Zweifel daran, ob es richtig war, so zu handeln, waren zwar nicht auszurotten, aber die Ьberzeugung von der Notwendigkeit dessen ьberwog. Die EntschlieЯung hatte K. an dem Tage, an dem er zum Advokaten gehen wollte, viel Arbeitskraft entzogen, er arbeitete besonders langsam, er muЯte sehr lange im Bьro bleiben, und es war schon zehn Uhr vorьber, als er endlich vor der Tьr des Advokaten stand. Noch ehe er lдutete, ьberlegte er, ob es nicht besser wдre, dem Advokaten telephonisch oder brieflich zu kьndigen, die persцnliche Unterredung wьrde gewiЯ sehr peinlich werden. Trotzdem wollte K. schlieЯlich auf sie nicht verzichten, bei jeder anderen Art der Kьndigung wьrde diese stillschweigend oder mit ein paar fцrmlichen Worten angenommen werden, und K. wьrde, wenn nicht etwa Leni einiges erforschen kцnnte, niemals erfahren, wie der Advokat die Kьndigung aufgenommen hatte und was fьr Folgen fьr K. diese Kьndigung nach der nicht unwichtigen Meinung des Advokaten haben kцnnte. SaЯ aber der Advokat K. gegenьber und wurde er von der Kьndigung ьberrascht, so wьrde K., selbst wenn der Advokat sich nicht viel entlocken lieЯ, aus seinem Gesicht und seinem Benehmen alles, was er wollte, leicht entnehmen kцnnen. Es war sogar nicht ausgeschlossen, daЯ er ьberzeugt wurde, daЯ es doch gut wдre, dem Advokaten die Verteidigung zu ьberlassen und daЯ er dann seine Kьndigung zurьckzog.
Das erste Lдuten an der Tьr des Advokaten war, wie gewцhnlich, zwecklos. »Leni kцnnte flinker sein«, dachte K. Aber es war schon ein Vorteil, wenn sich nicht die andere Partei einmischte, wie sie es gewцhnlich tat, sei es, daЯ der Mann im Schlafrock oder sonst jemand zu belдstigen anfing. Wдhrend K. zum zweitenmal den Knopf drьckte, sah er nach der anderen Tьr zurьck, diesmal aber blieb auch sie geschlossen. Endlich erschienen an dem Guckfenster der Tьr des Advokaten zwei Augen, es waren aber nicht Lenis Augen. Jemand schloЯ die Tьr auf, stemmte sich aber vorlдufig noch gegen sie, rief in die Wohnung zurьck: »Er ist es!« und цffnete erst dann vollstдndig. K. hatte gegen die Tьr gedrдngt, denn schon hцrte er, wie hinter ihm in der Tьr der anderen Wohnung der Schlьssel hastig im SchloЯ gedreht wurde. Als sich daher die Tьr vor ihm endlich цffnete, stьrmte er geradezu ins Vorzimmer und sah noch, wie durch den Gang, der zwischen den Zimmern hindurchfьhrte, Leni, welcher der Warnungsruf des Tьrцffners gegolten hatte, im Hemd davonlief. Er blickte ihr ein Weilchen nach und sah sich dann nach dem Tьrцffner um. Es war ein kleiner, dьrrer Mann mit Vollbart, er hielt eine Kerze in der Hand. »Sie sind hier angestellt?« fragte K. »Nein«, antwortete der Mann, »ich bin hier fremd, der Advokat ist nur mein Vertreter, ich bin hier wegen einer Rechtsangelegenheit.« »ohne Rock?« fragte K. und zeigte mit einer Handbewegung auf die mangelhafte Bekleidung des Mannes. »Ach, verzeihen Sie!« sagte der Mann und beleuchtete sich selbst mit der Kerze, als sдhe er selbst zum erstenmal seinen Zustand. »Leni ist Ihre Geliebte?« fragte K. kurz. Er hatte die Beine ein wenig gespreizt, die Hдnde, in denen er den Hut hielt, hinten verschlungen. Schon durch den Besitz eines starken Ьberrocks fьhlte er sich dem mageren Kleinen sehr ьberlegen. »O Gott«, sagte der und hob die eine Hand in erschrockener Abwehr vor das Gesicht, »nein, nein, was denken Sie denn?« »Sie sehen glaubwьrdig aus«, sagte K. lдchelnd, »trotzdem – kommen Sie.« Er winkte ihm mit dem Hut und lieЯ ihn vor sich gehen. »Wie heiЯen Sie denn?« fragte K. auf dem Weg. »Block, Kaufmann Block«, sagte der Kleine und drehte sich bei dieser Vorstellung nach K. um, stehenbleiben lieЯ ihn aber K. nicht. »Ist das Ihr wirklicher Name?« fragte K. »GewiЯ«, war die Antwort, »warum haben Sie denn Zweifel?« »Ich dachte, Sie kцnnten Grund haben, Ihren Namen zu verschweigen«, sagte K. Er fьhlte sich so frei, wie man es sonst nur ist, wenn man in der Fremde mit niedrigen Leuten spricht, alles, was einen selbst betrifft, bei sich behдlt, nur gleichmьtig von den Interessen der anderen redet, sie dadurch vor sich selbst erhцht, aber auch nach Belieben fallen lassen kann. Bei der Tьr des Arbeitszimmers des Advokaten blieb K. stehen, цffnete sie und rief dem Kaufmann, der folgsam weitergegangen war, zu: »Nicht so eilig! Leuchten Sie hier!« K. dachte, Leni kцnnte sich hier versteckt haben, er lieЯ den Kaufmann alle Winkel absuchen, aber das Zimmer war leer. Vor dem Bild des Richters hielt K. den Kaufmann hinten an den Hosentrдgern zurьck. »Kennen Sie den?« fragte er und zeigte mit dem Zeigefinger in die Hцhe. Der Kaufmann hob die Kerze, sah blinzelnd hinauf und sagte: »Es ist ein Richter.« »Ein hoher Richter?« fragte K. und stellte sich seitlich vor den Kaufmann, um den Eindruck, den das Bild auf ihn machte, zu beobachten. Der Kaufmann sah bewundernd aufwдrts. »Es ist ein hoher Richter«, sagte er. »Sie haben keinen groЯen Einblick«, sagte K. »Unter den niedrigen Untersuchungsrichtern ist er der niedrigste.« »Nun erinnere ich mich«, sagte der Kaufmann und senkte die Kerze, »ich habe es auch schon gehцrt.« »Aber natьrlich«, rief K., »ich vergaЯ ja, natьrlich mьssen Sie es schon gehцrt haben.« »Aber warum denn, warum denn?« fragte der Kaufmann, wдhrend er sich, von K. mit den Hдnden angetrieben, zur Tьr fortbewegte. DrauЯen auf dem Gang sagte K.: »Sie wissen doch, wo sich Leni versteckt hat?« »Versteckt?« sagte der Kaufmann, »nein, sie dьrfte aber in der Kьche sein und dem Advokaten eine Suppe kochen.« »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?« fragte K. »Ich wollte Sie ja hinfьhren, Sie haben mich aber wieder zurьckgerufen«, antwortete der Kaufmann, wie verwirrt durch die widersprechenden Befehle. »Sie glauben wohl sehr schlau zu sein«, sagte K., »fьhren Sie mich also!« In der Kьche war K. noch nie gewesen, sie war ьberraschend groЯ und reich ausgestattet. Allein der Herd war dreimal so groЯ wie gewцhnliche Herde, von dem ьbrigen sah man keine Einzelheiten, denn die Kьche wurde jetzt nur von einer kleinen Lampe beleuchtet, die beim Eingang hing. Am Herd stand Leni in weiЯer Schьrze, wie immer, und leerte Eier in einen Topf aus, der auf einem Spiritusfeuer stand. »Guten Abend, Josef«, sagte sie mit einem Seitenblick. »Guten Abend«, sagte K. und zeigte mit einer Hand auf einen abseits stehenden Sessel, auf den sich der Kaufmann setzen sollte, was dieser auch tat. K. aber ging ganz nahe hinter Leni, beugte sich ьber ihre Schulter und fragte: »Wer ist der Mann?« Leni umfaЯte K. mit einer Hand, die andere quirlte die Suppe, zog ihn nach vorn zu sich und sagte: »Es ist ein bedauernswerter Mensch, ein armer Kaufmann, ein gewisser Block. Sieh ihn nur an.« Sie blickten beide zurьck. Der Kaufmann saЯ auf dem Sessel, auf den ihn K. gewiesen hatte, er hatte die Kerze, deren Licht jetzt unnцtig war, ausgepustet und drьckte mit den Fingern den Docht, um den Rauch zu verhindern. »Du warst im Hemd«, sagte K. und wendete ihren Kopf mit der Hand wieder dem Herd zu. Sie schwieg. »Er ist dein Geliebter?« fragte K. Sie wollte nach dem Suppentopf greifen, aber K. nahm ihre beiden Hдnde und sagte: »Nun antworte!« Sie sagte: »Komm ins Arbeitszimmer, ich werde dir alles erklдren.« »Nein«, sagte K., »ich will, daЯ du es hier erklдrst.« Sie hing sich an ihn und wollte ihn kьssen. K. wehrte sie aber ab und sagte: »Ich will nicht, daЯ du mich jetzt kьЯt.« »Josef«, sagte Leni und sah K. bittend und doch offen in die Augen, »du wirst doch nicht auf Herrn Block eifersьchtig sein. – Rudi«, sagte sie dann, sich an den Kaufmann wendend, »so hilf mir doch, du siehst, ich werde verdдchtigt, laЯ die Kerze.« Man hдtte denken kцnnen, er hдtte nicht achtgegeben, aber er war vollstдndig eingeweiht. »Ich wьЯte auch nicht, warum Sie eifersьchtig sein sollten«, sagte er wenig schlagfertig. »Ich weiЯ es eigentlich auch nicht«, sagte K. und sah den Kaufmann lдchelnd an. Leni lachte laut, benьtzte die Unaufmerksamkeit K.s, um sich in seinen Arm einzuhдngen, und flьsterte: »LaЯ ihn jetzt, du siehst ja, was fьr ein Mensch er ist. Ich habe mich seiner ein wenig angenommen, weil er eine groЯe Kundschaft des Advokaten ist, aus keinem andern Grund. Und du? Willst du noch heute mit dem Advokaten sprechen? Er ist heute sehr krank, aber wenn du willst, melde ich dich doch an. Ьber Nacht bleibst du aber bei mir, ganz gewiЯ. Du warst auch schon so lange nicht bei uns, selbst der Advokat hat nach dir gefragt. Vernachlдssige den ProzeЯ nicht! Auch ich habe dir Verschiedenes mitzuteilen, was ich erfahren habe.
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