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Man lieЯ die Jungfraue hin zu Hofe gehn.
Da schwur man ihm zu geben das wonnigliche Weib;
Da gelobt' auch er zu minnen ihren minniglichen Leib. (1729)

Man beschied der Jungfrau Burgen und auch Land.
Da sicherte mit Eiden des edeln Kцnigs Hand
Und Gernot der Degen, es werde so getan.
Da sprach der Markgraf: “Da ich des Landes nicht gewann, (1730)

So will ich euch in Treuen immer bleiben hold.
Ich gebe meiner Tochter an Silber und an Gold
Was hundert Saumrosse nur immer mцgen tragen,
Dass es diesen Helden nach Ehren mцge behagen.” (1731)

Da wurden nach der Sitte in einen Kreis gestellt
Die beiden Anverlobten. Mancher junge Held
Mit frцhlichem Mute stand ihr da entgegen,
Er gedachte in seinem Sinne wie noch die Jungen gerne Pflegen. (1732)

Als nun begann zu fragen die minnigliche Maid
Ob sie den Recken wolle, zum Teil war es ihr leid;
Doch dachte sie zu nehmen den waidlichen Mann.
Sie schдmte sich der Frage, wie manche Maid hat getan. (1733)

Ihr riet ihr Vater Rьdiger, dass sie sprдche ja,
Und dass sie gern ihn nдhme: Wie schnell war er da
Mit seinen weiЯen Hдnden, womit er sie umschloss,
Gieselher der Junge! Wie wenig sie ihn doch genoss! (1734)

Da sprach der Markgraf: “Ihr edeln Kцnge reich,
Wenn ihr nun wiederkehret beim in euer Reich,
Wie es doch bald geschiehet, so geb ich euch die Magd,
Dass ihr sie mit euch fьhret.” Also ward es zugesagt. (1735)

Der Schall, den man hцrte, der musste nun vergehn.
Man lieЯ die Jungfrauen zu ihren Kammern gehn,
Und auch die Gдste schlafen und ruhn bis an den Tag.
Da schuf man ihnen Speise; der Wirt sie gьtlich verpflag. (1736)

Nach dem Imbiss wollten sie von dannen fahren
Zu der Heunen Lande: “Davor will ich euch wahren,”
Sprach der edle Markgraf, “ihr sollt noch hier bestehn;
So liebe Gдste hab ich lange nicht bei mir gesehn.” (1737)

Da versetzte Dankwart: “Herr, das kann nicht sein:
Wo nдhmet ihr die Speise, das Brot und auch den Wein,
Das ihr doch haben mьsstet fьr so manchen Mann?”
Als der Wirt das hцrte, stand ihm die Rede nicht an. (1738)

“Meine lieben Herren, ihr dьrft mirs nicht versagen.
Ich habe noch die Speise zu vierzehn Tagen
Fьr euch und das Gesinde, das mit euch hergekommen:
Mir hat der Kцnig Etzel noch gar selten was genommen.” (1739)

Wie sie sich weigern mochten, sie mussten da bestehn
Bis an den vierten Morgen. Wohl mochte da geschehn
Durch des Wirtes Milde was ferne ward bekannt:
Er gab seinen Gдsten beides, Ross und Gewand. (1740)

Nicht lдnger konnt es wдhren, sie mussten dannen fahren:
Rьdiger der kьhne konnte wenig sparen
Vor seiner groЯen Milde: Was jemand nur begehrt,
Das versagt' er niemand, sie sahn sich alle hoch geehrt. (1741)

Ihr edel Ingesinde brachte vor das Tor
Viel geschirrter Rosse; es wartete davor
Mancher fremde Recke, den Schild an seiner Hand,
Weil sie reiten wollten Kцnig Etzeln in das Land. (1742)

Der Wirt bot seine Gaben den Degen allzumal
Eh die edeln Gдste kamen vor den Saal;
Er mochte wohl mit Ehren in hoher Milde leben.
Seine schцne Tochter hatt er Geiselhern gegeben; (1743)

Da gab er Gernoten eine Waffe gut genug,
Die hernach in Stьrmen der Degen herrlich trug.
Ihm gцnnte wohl die Gabe des Markgrafen Weib;
Doch verlor Rьdiger davon noch Leben und Leib. (1744)

Da gab er Kцnig Guntern, dem Helden ohne Gleich,
Was wohl mit Ehren fьhrte der edle Kцnig reich,
Ob er selten Gab empfangen, ein gutes Streitgewand;
Da neigte sich der Kцnig vor des milden Rьdger Hand. (1745)

Da bot Frau Goteline, sie durft es ohne Scham,
Auch Hagen holde Gabe: Da sie der Kцnig nahm,
So sollt auch er nicht fahren zu dem Hofgelag
Ohn ihr Angebinde: Der Held jedoch widersprach. (1746)

“Alles was ich je gesehn,” so sprach da Hagen,
“So wьnscht ich nichts weiter von hier hinweg zu tragen
Als den Schild, der dorten hдnget an der Wand:
Den mцcht ich gerne fьhren Kцnig Etzeln in das Land.” (1747)

Als Hagen seine Bitte der Markgrдfin getan,
Die ihres Leids sie mahnte, das Weinen kam ihr an.
Da dachte sie mit Schmerzen an ihres Nudung Tod,
Den Wittich hat erschlagen; das schuf ihr Jammer und Not. (1748)

Sie sprach zu dem Degen: “Den Schild will ich euch geben.
O wollte Gott im Himmel, dass der noch dьrfte leben,
Der einst ihn hat getragen! Er fand im Kampf den Tod.
Ich muss ihn stets beweinen, das schafft mir armen Weibe Not!” (1749)

Da erhob sich von dem Sitze die Markgrдfin mild,
Mit ihren weiЯen Hдnden nahm sie herab den Schild
Und trug ihn hin zu Hagen: Der nahm ihn an die Hand.
Die Gabe war mit Ehren an den Recken gewandt. (1750)

Ein Wulst von lichtem Zeuche auf seinen Farben lag:
Bessern Schild als diesen beschien noch nie der Tag.
Er war besetzt mit Steinen: Hдtt ihn wer begehrt
Zu kaufen, nach den Kosten war er wohl tausend Marken wert. (1751)

Den Schild wegzubringen befahl da Hagen an.
Da kam sein Bruder Dankwart auch zu Hof heran:
Dem gab reicher Kleider Rьdgers Kind genug,
Die er bei den Heunen mit vielen Freuden noch trug. (1752)

All die reiche Gabe, die sie hier genommen,
Es wдr davon kein Flitter in ihre Hand gekommen,
Wars nicht dem Wirt zu Liebe, der es so gьtlich bot.
Sie wurden ihm so feind hernach, dass sie ihn schlagen mussten tot. (1753)

Da hatte mit der Fiedel Volker der schnelle Held
Sich hin vor Gotelinde zьchtiglich gestellt.
Er geigte sьЯe Tцne und sang dazu sein Lied:
So nahm er seinen Urlaub, als er von Bechlaren schied. (1754)

Sich lieЯ die Markgrдfin eine Lade nдher tragen.
Von freundlicher Gabe mцgt ihr nun hцren sagen:
Sie nahm daraus zwцlf Spangen und schob sie ihm an die Hand:
“Die sollt ihr hinnen fьhren Kцnig Etzeln in das Land, (1755)

Und sollt sie mir zu Leibe dort am Hofe tragen:
Wenn ihr wiederkehret, dass man mir mцge sagen,
Wie ihr mir habt gedienet bei dem Hofgelagt.”
Wohl nach der Frauen Wunsche tat der Degen hernach. (1756)

Der Wirt sprach zu den Gдsten: “Nun mцgt ihr sicher fahren;
Ich selbst will euch geleiten und vor Raub bewahren,
Dass ihr auf der StraЯe nicht werdet angerannt.”
Seine Saumrosse, die belud man gleich zur Hand. (1757)

Der Wirt war reisefertig nebst fьnfhundert Mann
Mit Rossen und mit Kleidern. Da fьhrt' er seinen Bann
Zu dem Hofgelage von dannen wohlgemut:
Nach Bechlaren kehrte nicht einer von den Rittern gut. (1758)

Mit minniglichen Kьssen der Wirt von dannen schied,
Also tat auch Geiselher, wie ihm die Treue riet.
Sie herzten schцne Frauen mit liebendem Umfahn:
Das mussten bald beweinen viel Jungfrauen wohlgetan. (1759)

Da wurden allenthalben die Fenster aufgetan:
Zu den Rossen eilte der Wirt mit seinem Bann.
Sie fьhlten wohl im Herzen voraus ihr herbes Leid.
Da weinten viel der Frauen und manche waidliche Maid. (1760)

Nach ihren lieben Freunden weinten manche sehr,
Die sie zu Bechlaren ersahen nimmermehr:
Doch ritten sie mit Freuden von hinnen auf den Sand,
An der Donau nieder bis an das heunische Land. (1761)

Da sprach zu den Burgonden der Ritter kьhn und hehr,
Rьdiger der edle: “Nun darf nicht lдnger mehr
Verhohlen sein die Kunde, dass wir nach Heunland kommen:
Es hat der Kцnig Etzel nie so Liebes vernommen.” (1762)

Da ritt der schnelle Bote durchs Цstreicherland:
Da ward es allenthalben den Leuten wohlbekannt,
Dass die Helden kдmen von Wormes ьber Rhein.
Des Kцnigs Ingesinde, dem konnt es lieber nicht sein. (1763)

Die Boten vordrangen mit den Mдhren,
Dass die Nibelungen bei den Heunen wдren.
“Du sollst sie wohl empfangen, Kriemhilde, Fraue mein:
Nach groЯen Ehren kommen dir die lieben Brьder dein.” (1764)

Kriemhild die Fraue ging an ein Fenster stehn
Und schaute nach den Brьdern, wie nach Freunden Freunde sehn.
Aus ihres Vaters Lande sah sie manchen Mann.
Als das der Kцnig hцrte, der hob vor Lust zu lachen an. (1765)

“Nun wohl mir dieser Freude,” sprach da Kriemhild,
“Hier bringen meine Freunde gar manchen neuen Schild
Und Panzer glдnzend helle: Wer nehmen will mein Gold,
Und meines Leids gedenken, dem will ich immer bleiben hold.” (1766)



28. Abenteuer
Wie Kriemhilde Hagen empfing


Als die Burgonden kamen in das Land,
Da erfuhr es von Berne der alte Hildebrand.
Er sagt es einem Herren: Es war ihm hцchlich leid;
Er hieЯ ihn wohl empfangen die Ritter kьhn und allbereit. (1767)

Da lieЯ der schnelle Wolfhart die Pferde fьhren her;
Da ritt mit Dietrichen mancher Degen hehr,
Der sie begrьЯen wollte, zu ihnen auf das Feld:
Sie hatten aufgeschlagen gar manches herrliche Zelt. (1768)

Als sie von Tronje Hagen von ferne reiten sah,
Wohl gezogen sprach er zu seinen Herren da:
“Nun hebt euch von den Sitzen, ihr Recken wohlgetan,
Und geht entgegen denen, die euch hier wollen empfahn. (1769)

“Dort kommt ein Heergesinde, das ist mir wohl bekannt:
Es sind viele schnelle Degen von Amelungenland,
Die fьhrt der von Berne, sie sind von hohem Mut:
Ihr sollt sie nicht verschmдhen, die Dienste, die man euch tut.” (1770)

Da sprang von den Rossen, so war es Fug und Recht,
Mit Dietrichen nieder mancher Herr und Knecht.
sie gingen zu den Gдsten, als man die Helden fand;
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